Oktober 2016 -
Peru: Cordillera Blanca & Brasilien: Amazonas/Pantanal

Reisebericht Oktober 2016

Im Oktober erleben wir eine unglaubliche Vielfalt von veschieden–sten Landschaften. Wir fahren inmitten durch schneeweisse hohe Berge, weiter über karge Hoch–ebenen hinunter in trockene Küstenlandschaften mit sandge–schwängerter Luft. Zwischendurch treffen wir in Tälern auf saftig grüne Oasen und tangieren die grösste Sanddüne Südamerikas. In den Hochlagen über 4'000 Meter begegnen uns Alpacas und Vicuñas, während wir in den tropischen Bäumen des Amazonas-Tieflandes Papageien und Affen finden.

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Gefahrene Distanz: 5'861 Km


Reiseroute: 

Peru: Caraz – Laguna Parón – Laguna 69 – San Luis – Huaraz – Cerro Azul – Palpa-/Nazca-Linien – Piedra de Sayhuite – Cusco – Tinajani Cañon – Pacomarca Alpaca Zucht-Station – Cusco – Puerto Maldonado

Bolivien: Cobija (kurzer Einkaufstopp)

Brasilien: Xapuri – Rio Branco – Pantanal: Parque SESC, Transpantaneira, Porto Jofre – Cuiabá





Blick auf die Cordillera Blanca mit dem höchsten Berg von Peru,
dem 6’788 Meter hohen Huascaran Sur


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Die Cordillera Blanca gehört zu den beeindruckendsten Bergwelten der Anden. Die gigantischen Riesen ragen ihre gletscherbedeckten Spitzen mit mehr als 6'000 Metern Höhe gen Himmel. Hier kann man herrliche Lagunen (sprich Bergseen) besuchen und durch die schönsten Bergwelten wandern. Natürlich machen wir beides und so entwickelt sich unser Aufenthalt in diesem Gebirgszug zu einer Fitness-Tour. 


Die Cordillera Blanca ist mit einer Länge von 180 km und über 50 Bergen über 5700 M.ü.M. die höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents (nur in Asien finden sich im Schnitt höhere Gebirgsketten).



Laguna Parón in der Cordillera Blanca

Die Laguna Parón liegt auf 4'150 Metern. Um den Aussichtspunkt zu erreichen muss man zu Fuss weitere 150 Meter überwinden. Dies ist zwar mit einer knappen halben Stunde schnell gemacht, aber wir merken bei unseren wiederholten Aufstiegen zu diesem Mirador, dass der Sauerstoffgehalt (bzw. der Sauerstoffpartialdruck pO2) in dieser Höhe nicht derselbe ist, wie 2'000 Meter tiefer. Die grün strahlende Laguna Parón ist umrundet von mächtigen Sechstausendern. Das Panorama zieht uns dermassen in seinen Bann, dass wir uns kurzfristig entscheiden hier zwei Nächte zu bleiben. Auf einem Marsch entlang des Sees bewundern wir die schneebedeckten Kolosse, welche majestätisch die Ruhe und Stille der türkisfarbenen Lagune bewachen.



ParamountOktober - 3-imp

Blick auf den Berg Artesonraju - angeblich die Vorlage für das Logo der Paramount Pictures








Wanderung entlang der Laguna Parón, ummantelt von den mit Gletscher überzogenen Bergspitzen


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Weit schlängelt sich der Gletscher hinunter                                       Die Lagune im Morgenlicht mit dem Artesonraju

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Laguna 69

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Für einen Besuch der Laguna 69 muss man allerdings noch grössere Strapazen auf sich nehmen. Nach einer Wanderung von 3 Stunden und rund 800 Höhenmetern erreichen wir diesen Gletschersee auf knapp 4'600 m. Jan macht diesen Aufstieg mit einer Leichtigkeit, die ich nur bestaunen kann. Ich habe an diesem Tag ein Tief und mein Biorhythmus scheint im Keller zu sein. Nicht dass ich auf so was achten würde, aber ich finde keine andere Erklärung, warum ich (noch nicht mal oben angekommen) fix und fertig bin. Irgendwie tröstet es mich ein wenig, dass es anderen Wanderern genau so geht. Teilweise sehen sie sogar noch schlechter aus, bzw. sind noch mehr ausser Atem als ich.


Marita kämpft sich wacker den Berg hoch …                                                 und ist froh, oben angelangt zu sein.

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Und wieder die Riesen - vielfach von den Wolken umspielt …                             und mit Gletschern wie Schmuck behangen.

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Am selben Tag treten wir die Fahrt über den Hauptkamm der Cordillera Blanca in Richtung Osten an. Wir wollen quer durch die hohen Berge, vorbei an Gletschern über einen 4'700 Meter hohen Pass fahren. Die Strasse entpuppt  sich als eine arge Holperpiste und unzählige Serpentinen schlängeln sich an den steilen Berghängen empor. Unser Indi meistert die Auffahrt mit Bravour. Bei der Abfahrt allerdings, wenn wir nicht mehr hochtourig fahren können und der Motor abkühlt, geht es unserem Indi gar nicht mehr so gut. Beim Rangieren für den optimalen Übernachtungsplatz (bereits unter 4'000 Metern) fängt er dann aus dem Auspuff mächtig zu qualmen an. Weisser Rauch umnebelt unser Fahrzeug und am Folgetag (immer noch beim Abwärtsfahren) fällt der Motor auch noch in den Notlauf. Wir müssen unserem Indi eine Verschnaufpause gönnen und so weit wie möglich runter fahren. So entscheiden wir uns erstmal gegen die Routenempfehlung von Einheimischen über einen weiteren hohen Pass direkt nach San Luis zu fahren. Wir sitzen in der Zwickmühle. Was sollen wir tun? Die elende Strasse zurück über die wir gekommen sind? Nein! In Richtung Süden mit der Hoffnung unter 4'000 Metern bleiben zu können? Wir haben die Möglichkeit über eine marode, nicht mehr gepflegte Schotterpiste unter 2'500 Höhenmeter zu kommen. Ja! Runter, das scheint uns jetzt das Wichtigste. Klar ist, wir müssen bei der nächsten Gelegenheit zurück in die Zivilisation um in einer Werkstatt unseren Indi checken zu lassen.

Auf dem Weg zum 4’700 M.ü.M. liegende Pass, man beachte: 

- Serpentinen vom Feinsten

- links hinten eine Gletscher-Moräne

- rechts hinten ist der Talausgang mit den LLanganuco-Lagunen 








Bilder unterwegs in Höhen weit über 4’500 Metern:

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Bergdorf mit eigenwilliger Kirchen-Architektur  …                   und sogar Schafe treffen wir bis auf Höhen von 4’000 Metern

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Als wir im Dörfchen San Luis auf die Strasse in Richtung Westen stossen sind wir baff: Teer! Die Strasse von San Luis über die hohen Berge nach Carhuaz ist geteert! Wir können es gar nicht glauben. So ist die Rückfahrt ja ein Klax! Und tatsächlich, die Strasse AN-107 ist (im Gegensatz zur AN-106) „easy peacy“. Eine herrlich gute Strasse, zwar wieder über eine Höhe von 4'700 Metern, aber wenn man zügig fahren kann, für unseren Motor kein Problem. Diese Strasse führt uns erneut inmitten durch die faszinierenden Felswände der schneebedeckten Cordillera Blanca. Vorbei an brechenden Gletschern und friedlichen Lagunen. Die leichte graue Wolkendecke mit dem feinen Nieselregen verleiht unserer Überfahrt eine mystische Stimmung. Wir sind gefangen in der Herrlichkeit dieser Berge.


Auf dem Weg zum 4’700 M.ü.M. liegenden Pass, diesmal auf der AN-107; man beachte: 

- Serpentinen vom Feinsten
- aber die AN-107 ist mit bestem Teerbelag bestückt


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Und wieder ein Stimmungsbild weit oben in den Bergen




In der Stadt Huaraz lassen wir unser Fahrzeug mit der Fehlermeldung (Motoren-Management) bei Divemotor (Mercedes-Vertragswerkstatt) abklären. Mittels Computer wird unser (wahrscheinlich verstopfter) Dieselpartikelfilter manuell ausgebrannt (zumindest sagen dies die Mechaniker) und wir werden mit einem Indi entlassen, der wieder schnaufen kann und zusätzlich noch neue Bremsen bekommen hat.





Ein paar Bilder von Unterwegs:

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Da wir seit Ankunft in der herrlichen Welt der Cordillera Blanca immer wieder mit Regen (und auch mit Schnee) konfrontiert sind, fragen wir die Einheimischen nach dem aktuellen Wetter und sehen unsere Annahme bestätigt, die Regenzeit hat angefangen. Für uns ist schon lange klar, wenn in den Anden Perus die Regenzeit beginnt, werden wir flüchten. Und zwar in das uns von vielen Reisenden empfohlene Brasilien (welches wir eigentlich nicht geplant hatten zu besuchen). Wir werden tausende Strassen-Kilometer auf uns nehmen um eine Runde durch den Süden Brasiliens, Uruguay den Norden Argentiniens und Chiles zu drehen, um dann in etwa einem halben Jahr erneut nach Peru einzureisen und uns weitere Schönheiten dieses Landes anzusehen.

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Weite Ebenen immer über 4’000 Meter                                                          kleine Dörfer kleben an den Bergen

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„Verlassene“ Dörfer im doppelten Sinne                                                                           Handarbeit pur




Die Küste kurz vor Lima - die Temperatur überraschenderweise
 aufgrund des kalten Humboldt-Meeresstrom sehr angenehm.

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Da es auf dem Landweg nur eine einzige Direktverbindung zwischen Peru und Brasilien gibt, müssen wir einen grösseren Umweg machen. Am schnellsten geht das vorbei am staubigen Lima und den gigantischen Nazcalinien mit einem Abstecher zum Meer. Weiter zurück in die hohen Anden, vorbei an kleinen Inka-Stätten weiter bis zur Stadt Cusco welche auf ca. 3'400 Höhenmetern liegt. Von hier ist es nicht mehr weit zur Interoceanica, auf der wir die Anden hinter uns lassen und ins Amazonas-Gebiet abtauchen werden. Aber bevor es endgültig so weit ist wollen wir noch das herrliche Cusco kennen lernen und wiederum bei Divemotor (diesmal eben in Cusco) einen Ölwechsel machen lassen und ein paar Ersatzteile für unseren Indi bestellen.


Lima: unglaublich staubig, schmutzig … die vielen kleinen, wahrscheinlich planlos aufgestellen Häuser kleben an den Hängen

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Wohlgemerkt - wir fahren auf der grossen Stadtautobahn durch Lima hindurch mit viel, sehr viel Verkehr. 

Apropos Fahrstil: Peru respektive die peruanischen Männer schlagen aber wirklich alles, was wir bis anhin auf der Strasse erlebt haben. Rücksichtslos, waghalsig, dumm, arrogant, gefährlich - um nur ein paar Atribute zu nennen. Ich verlange keine Behandlung mit Samthandschuhen, obwohl ein wenig Rücksicht für uns als Ausländer auf fremden Strassen in einer grossen Stadt angenehm wäre: Fehlanzeige, wir werden laufend geschnitten, abgedrängt und wenn wir freundlich warten, so fährt der Nächste gleich in die entstandene, auch nur so kleine Lücke. Bei dieser Kritik geht es um viel Gefährlicheres: da wird in der Kurve überholt ohne Sicht auf den Gegenverkehr beim Tempo von 80 km/h, egal ob der Fahrer von Beruf Busfahrer ist mit der Verantwortung für das Wohl von 40 Frauen und Kinder. Man fährt so lange man das Fahrzeug nach vorne bringt, egal ob man damit den ganzen Verkehr für die nächste halbe Stunde lahmlegt. Aber bündig am Seitenrand fahren gerade dann, wenn es eng wird - ne, dazu haben diese Machos dann keinen Mut mehr und stehen mit dem Auto mitten auf der Strasse mit der Erwartungshaltung, der Andere macht dann schon Platz. Einfach die Hupe benutzen, stur sein und das Gehirn abschalten - das ist peruanischer Fahrstil. Sorry an alle Leser, welche sich betroffen fühlen - aber es ist leider die nackte Tatsache.  


Die Palpa-/Nazca-Linien:

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Endlose Strassen entlang der Küste

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Rechts im Hintergrund - die höchste Sanddüne von Südamerika


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Abendstimmung irgendwo auf dem Weg zum Hochland




Im Hochland angekommen: wir stehen auf ca. 4’500 M.ü.M - und haben eine solch tolle Rundsicht auf Berge um uns herum

scheue Vicuñas:                                                      gwundrige Alpacas:

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Lange haben wir überlegt wie wir die Wartezeit auf die Ersatzteile überbrücken wollen. Unsere erste Idee ist der Besuch der Inka-Stätte Machu Picchu. Allerdings ist uns das Wetter zu unsicher und daher verschieben wir Machu Picchu auf unseren Peru-Besuch nächstes Jahr, wenn die Berge dann hoffentlich weniger in den Wolken hängen. Statt dessen wird uns von anderen Overlandern empfohlen einen Abstecher in Richtung Süden zu machen, wo es einen Standort gibt, an dem wir die einzigartige Blütezeit der Puya raimondii erleben können. Wir sind glücklich und dankbar diesen Tipp bekommen zu haben. Der Anblick der blühenden Bromeliengewächse ist um ein vielfaches beeindruckender, als wir erwartet haben. Diese Pflanze muss erst 50 – 70 Jahre wachsen, eh sie eine einmalige Blütezeit erlebt. Sonst ein eher unscheinbares stacheliges Ding, wird sie mit der Ausbildung des bis zu 8 Meter hohen Blütenstandes und den tausenden Einzelblüten zu einer Sensation. Wegen der Höhe des Blütenstandes steht die Pflanze sogar im Guinness-Buch der Rekorde. Insgesamt kann das Gewächs bis zu 12 Meter hoch werden. Wir sind fasziniert.


Man beachte im Bild: Marita verschwindend klein …


Abertausende von Blüten schmücken den Blütenstamm



Nach getaner Arbeit stirbt die Pflanze komplett ab  - so wie das Exemplar im Vordergrund. 

In der Mitte: eine Pflanze mit Blütenstamm

Zuhinterst: eine Puya raimondii wartet noch darauf, endlich einen Blütenstamm bilden zu dürfen 

















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Viele Exemplare können wir in dieser Gegend finden und viele davon sind in der Blütezeit - wir haben grosses Glück dies sehen zu dürfen.




„Schaurig“ wilde, vom Winde gestrählte Landschaften













Hütten für Bauern und Hirten, darunter ist die Mauer als Schutzzaun für die Tiere zu erkennen.































Auch unser Indi erlebt auf dieser Runde einen neuen Rekord. Wir erreichen eine Höhe von 4'849 Meter und weil die Strassen wieder schlecht sind, fällt der Motor beim Abwärtsfahren wieder in den Notlauf. Hohe Höhen, niedere Touren, kalter Motor und dazu noch schlechter Diesel... da macht die moderne Technik nicht mehr mit und streikt.




Die Champions werden speziell und gesondert gehalten

Auf der Suche nach einem Schlafplatz (leider nicht unter 4'000 Meter) entdecken wir die Alpaca-Zucht-Station „PACOMARCA Fundo Experimental Mejoramiento Genetico de Alpacas“, welche mehr als 2'000 Tiere beheimatet. Ziel ist es die beste Wolle zu produzieren. Ein sehr netter junger Herr namens Samuel erklärt und zeigt uns stolz seine besten Tiere. Wir befinden uns in Gesellschaft von vergangenen und zukünftigen Champions. Die Tiere liefern die beste Wolle Perus und sind entsprechend prämiert. Die Alpacas haben unterschiedliche Felle, wobei der Pelz der jungen Tiere am feinsten und somit am wertvollsten ist. Die Station steht in Konkurrenz zu zwei weiteren Zucht-Anlagen, welche ebenfalls privat und nicht staatlich organisiert sind.

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Die Tiere haben unterschiedliche Felle - so dann auch gut erkennbar in der Wolle (unten)

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Wir lernen, dass jetzt im Oktober/November Schärzeit ist und die Tiere von Januar bis März gebären. Die Jungtiere bleiben ca. ½ Jahr bei der Mutter und alle Alpacas bekommen spezielles Futter. Hauptsächlich werden sie mit Hafer zugefüttert. Samuel erklärt uns alles sehr spannend. Uns macht es Spass neugierige Fragen zu stellen und seinen Antworten zu lauschen. Selbst Jan versteht inzwischen ganz gut Spanisch, so brauche ich nicht mehr alles zu übersetzen.


Die Alpaca-Herde mit über 2’000 Tieren






Zurück in der wunderschönen Kolonialstadt Cusco ist unser erstes Ziel wieder die Werkstatt von Divemotor. Nicht nur, dass man hier unter grossem Aufwand unseren Dieselpartikelfilter manuell mittels Computer ausbrennt (das Ausbrennen in Huaraz scheint uns ein Fake gewesen zu sein), nein unser Indi bekommt auch noch einen Ölwechsel. Marco (Asesor de Servicio) empfiehlt den Ölwechsel unter hiesigen Konditionen alle 7'500 km machen zu lassen. Mit den bestellten Ersatzteilen im Kofferraum und einem frisch gecheckten Indi rollen wir nun endlich auf die Interoceanica in Richtung Osten und somit Brasilien entgegen.


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Wir verlassen die Anden und stürzen in die Tiefen der feucht-heissen Amazonasregion und somit in den Dschungel. In Puerto Maldonado begegnen wir den ersten Affen und Papageien und geniessen die heissen Temperaturen an einem kühlen Pool. Zur brasilianischen Grenze sind es jetzt nur noch 230 km und die Carretera Interoceanica Sur ist in einem Top-Zustand. Wir geniessen die Fahrt entspannt mit der Aussicht auf Papaya- und Bananenplantagen. Die Grenze nach Brasilien ist einfach und unkompliziert überquert und ab jetzt ändert sich Alles...


Wir fahren los auf der Interoceanica - die Verbindungsstrasse der Ozeane
Pazifik und Atlantik - welche uns nach Rio de Janeiro bringt.
Sao Paulo, welches ganz in der Nähe liegt, wird mit 4'601 Km angegeben.
Das macht dann zusammen mit der Fahrt von Huaraz - ab dem Entscheid,
die Regenzeit in den Anden hinter uns zu lassen - via Lima nach Cusco und
der Interoceanica, so rund 6'000 Km.


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Nicht nur Landschaft und Klima ändert sich, auch die
Tierwelt ist eine andere - so schnell wechselt das.

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Es ist wieder schwül und heiss, zum Glück nicht ganz so
schlimm wie in Zentralamerika. Da ist eine Abkühlung
herzlich Willkommen.



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Die Strasse ist mit tiefen Schlaglöchern übersät und in einem eher üblen Zustand. Der Dschungel verschwindet und wir fahren durch abgerodetes Land mit viel Weidefläche für Rindviecher. Auch die Sprache wird zu einer neuen Barriere. In Brasilien sprechen die meisten Menschen ausschliesslich portugiesisch. Die Sprache ist wunderschön und klingt wie Musik in unseren Ohren. Wenn man spanisch kann ist es nicht schwierig Portugiesisch zu lesen. Jedoch hat die Aussprache so gar Nichts mit dem Geschriebenen gemein. Und so haben wir jetzt ganz schnell angefangen uns portugiesisch beizubringen.


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Papaya-Plantagen - da war vor ca. 20 Jahren alles noch Urwald.


Rinderland, alles abgeholzt. Und dies angeblich in weniger als 20 Jahren. Vereinzelte Bäume wie hier abgebildet werden nicht gerodet. Wieso und warum sowie um welche Baumart es sich handelt haben wir nicht rausgefunden. Dafür hat man viele "eiserene Bäume" aufgestellt - nur diese vermehren sicht nicht von selber.

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Sumpflandschaften - trostlos, unnatürlich.
Wie diese Verschandelung zustande kam wissen wir auch nicht.







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Nach einem kurzen Abstecher zu Fuss über die Grenze nach Bolivien in das zollfreie Grenzstädtchen Cobija (immerhin haben wir für umgerechnet 5 CHF eine Auflaufform gekauft), ist unser erstes Ziel in Brasilien das Dorf Xapuri, der Heimatort des Gewerkschaftsführers Chico Mendes, welcher im Dezember 1988 auf seiner Terrasse erschossen wurde und im Kreise seiner Familie verblutete. Sein Leben und seine Ermordung rückten die Umweltkrise in Amazonien ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Bereits zu Lebzeiten erhielt Chico Mendes zahlreiche internationale Auszeichnungen für seinen Einsatz zur Erhaltung des Regenwaldes, bzw. für den Kampf gegen die Abholzung desselben. Hier in Xapuri kann man sein Haus und ein Museum mit interessanten Informationen darüber besuchen.






Millionen von Kaimanen leben in den Sümpfen des Pantanals.

Nach mehr als 2'200 gefahrenen Kilometern auf brasilianischem Boden erreichen wir das ca. 210'000 qkm umfassende Naturparadies Pantanal (portugiesisch für Sumpf). Das Pantanal ist eines der grössten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde und gehört seit dem Jahr 2'000 zum Welterbe der UNESCO. Hier scheint die Regenzeit noch auf sich warten zu lassen und deshalb entscheiden wir uns spontan, von Norden her über die staubige und sehr holprige Transpantaneira 150 km in die Sumpflandschaft hinein zu fahren. 


Sumpf, Sumpf, Sumpf - soweit das Auge reicht.


Unglaublich welcher Artenreichtum sich uns während nur 4 Tagen zeigt. Neben der vielfältigen Flora leben hier etwa 650 Vogelarten und 80 Säugetierspezies. Bei unserer Reise auf der mit ca. 125 teilweise sehr maroden Holzbrücken bestückten Strasse, begegnen uns Millionen von Schmetterlingen, Tausenden von Federvieh, Hunderte Kaimane, Zig Wasserschweine, einige Affen und wenige Sumpfhirsche (um nur ein paar zu nennen). Die mit dem Meerschweinchen verwandten Wasserschweine sind übrigens die grössten Nagetiere der Welt. Noch nie zuvor haben wir in freier Natur so viele verschiedenste Tiere auf so einer kurzen Distanz gesehen.


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Wasserbüffel












Mahlzeit …











Wie schafft es der Hirsch im Sumpf nicht abzusaufen? 








Plötzlich und unverhofft tauchen immer wieder Affen auf

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Und natürlich Vögel, viele Vögel, ob Wasservögel, Raubvögel oder sonstige … bitte fragt uns nicht über die eizelnen Arten aus:

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Jabiru oder auch Tuiuiú genannt, der mit einer Körperlänge von
1,4 Meter der grösste Vertreter der Gattung Storch und auch
der grösste Vogel der brasilianischen Fauna überhaupt.
Er ist das Wappentier vom Pantanal.



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Hyazinth-Aras sind mit rund 1 Meter Länge die grösste
Papageienart; leider ist dieser Vogel auch als gefährdet
eingestuft.




Und dann sind da noch die Holzbrücken - manche waren nicht gerade in einem vertrauenswürdigen Zustand und
wir konnten diese Dank der noch niedrigen Wasserstände umfahren

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Nach den ersten persönlichen Kontakten mit Brasilianern wird uns schnell bewusst, dass wir seit Kolumbien keine solch aufgeschlossenen und kontaktfreudigen Menschen mehr getroffen haben. Wir haben den Eindruck, dass die Menschen Ecuadors und Perus im Vergleich zu den Kolumbianern und Brasilianern eher verschlossen und zurückhaltend sind. Andere Länder, andere Menschen, andere Sitten. Jedes Volk ist für sich spannend und wir sind sehr neugierig weitere Menschen kennen zu lernen.






Technisches und Elektrisches


Thema Frontscheibe

Wer unseren Blog aufmerksam verfolgt weiss, wir haben 2015 in den USA zwei Mal unsere Frontscheibe wegen Steinschlag auf Teer-Strassen erneuern lassen müssen und ein drittes Mal in Ecuador, weil uns in Kolumbien auf einem Supermarkt-Parkplatz eine Frucht vom Baum auf die Scheibe gefallen ist.

Im Laufe der Weiterreise durch Peru haben wir bemerkt, dass sich die Frontscheibe gelöst hat und wir sie mit blossen Händen weg drücken können. Anscheinend wurde sie in Ibarra nicht richtig eingeklebt. Wir entschliessen uns in Caraz (Cordillera Blanca) jemanden aufzusuchen, der uns das reparieren kann. Verschiedene Einheimische schicken uns in eine spezielle Werkstatt. Der Herr hat allerdings nur die Idee die Frontscheibe sowohl von aussen, als auch von innen mit Fenster-Silikon zu bestreichen. Nach nur wenigen Kilometern auf unwegsamem Gelände ist uns klar, dass dies gar Nichts gebracht hat. Also fixiert Jan die Scheibe zusätzlich mit Panzer-Klebeband. 

In Huaraz bei Divemotor nimmt man sich diesem Problem an. Die Frontscheibe wird komplett rausgenommen und neu eingeklebt (Kosten ca. 200 US-$). Kaum einem grossen Regenschauer ausgesetzt fliesst Wasser innen an der Frontscheibe entlang. Das heisst also der Gummi ist undicht. Erneut bei Divemotor (diesmal in Cusco) reklamieren wir den Fall und unserem Indi wird die Scheibe ein weiteres Mal komplett entfernt, genauestens gereinigt und wieder eingeklebt. Jetzt hoffen wir sehr, dass die Scheibe lange hält, dicht ist und nicht von einem Steinschlag oder sonstigem Getier gekillt wird.




Thema Abblendlicht vorne links

Irgendwann und irgendwo in Peru zeigt die Digitalanzeige unseres Indi an, dass das Abblendlicht vorne links defekt ist. Bei Divemotor in Cusco haben wir geklärt, dass nicht das Xenon-Licht, sondern das Vorschaltgerät den Geist aufgegeben hat. Warum? Wassereinbruch! Die Abdeckung des Lampenkastens wurde vermutlich auf einer Holperpiste losgerüttelt und so konnte Luft eindringen und sich Kondenswasser bilden. Dieses Kondenswasser hat sich genau am Anschluss des Vorschaltgerätes gesammelt und dieses unter Wasser gesetzt. In Peru hätten sie bei Divemotor 580 US-$ für den Ersatz verlangt. In Brasilien finden wir im Internet dasselbe Gerät für umgerechnet ca. 200 US-$ und in Deutschland kann man es online für ca. 42 US-$ bestellen. Original kostet das Vorschaltgerät bei Mercedes Deutschland angeblich ca. 350 US-$. Das Versenden aus Deutschland (Fracht + Zoll) würde uns noch mal mehr als 200 US-$ kosten.


Und deshalb möchten wir hier an dieser Stelle noch einmal einen Aufruf starten: Wer kommt in nächster Zeit aus Deutschland nach Süd-Brasilien oder Argentinien und kann uns das Gerät mitbringen?






Plan für den November:

Weiter auf der Interoceanica in Richtung Brasília und Rio de Janeiro, dann geht es südwärts der Atlantik-Küste entlang ...




Unsere Rekorde  😉


Neue:                                                                                                                                                                                                   

  • höchster gesichteter Berg/Bergspitze: der 6’788 Meter hohe Huascaran Sur in der Cordillera Blanca, Peru (alter Wert: Vulkanspitze Chimborazo, Ecuador mit 6’310 Metern)
  • Höchster Punkt mit Indi: 4’849 M.ü.M. am Pass bei Vilavila - Nähe Cusco, Peru am 15.10.16 (alter Wert: 4'835 M.ü.M. am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 1, Ecuador) 



Bestehende:                                                                                                                                                                                          

  • höchster WasserfallCatarata Gocta mit 771 Metern ist der weltweit 3. höchster Wasserfall - Nähe Chachapoya, Peru
  • Höchster Punkt zu Fuss: 5’067 M.ü.M. am 27. Juli 16 am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 2, Ecuador;  (alter Wert: Vulkan Puracé, Kolumbien)
  • wenigsten gefahrenen Autokilometern: Monat Mai 2015 mit nur 1’387 km (Panama und Cartagena) 
  • heissester Tag: 41.5° C Schattentemperatur am 22.4.16 in der Nähe von Liberia, Costa Rica (alter Wert: 37.5°C am 16.3.2016 in Sacapulas, Guatemala)
  • Maximale Temperatur im Indi: 40.5°C am (alter Wert: 37.5° C am 9.6.15 in Helena MT, USA)
  • längster Aufenthalt an einem Ort: 18 Nächte im März/April 2016 am Pasaj Cap bei Pierre, Lago di Atitlán - Guatemala 
    (alter Wert: Santa Elena, Atotonilco el Alto - Mexico (bei Charly) vom 25.12.15 - 5.1.16)
  • weltweit grösster Kratersee der Welt: Mono Lake - CA mit ca. 150 km2
  • die grösste Weitsicht: 159 km vom Mt. Rainer - WA (4’392 M.ü.M.) zum Mt. Hood - OR (3’402 M.ü.M.) am 10.9.2015
  • der längste beobachtete Güterzug: 168 Kohlewaggons in Canmore AB der Canadien Pacific Railway am 15.6.15
    (alt: 128 Waggons)
  • nördlichster Punkt unserer Reise: N 68° 25' 3’’ / W 133° 45’ 31’’ (über dem Polarkreis mit N 66° 33’) am 3.7.15
  • westlichster Punkt unserer Reise: N 59° 46’ 27“ / W 151° 52’ 2“ (Anchor Point, Kenai-Peninsula AK) am 28.7.15
  • Maximale Zeitverschiebung nach Hause: 10 Stunden in Alaska
  • das am längsten dauernde Sonnenlicht: 24 Stunden in Inuvik - NT
  • näher an Russland als von zu Hause aus: ca. 1’000 Km Luftlinie in Alaska
  • ein leckeres Eis essen möglichst weit weg von der Zivilisation: am Yukon River in Eagle - Alaska, wirklich am A… der Welt am 16.7.15
  • die höchste Dichte an reisenden Schweizer: mindestens 6 Autos auf dem Dempster Highway gleichzeitig im Juli 2015
    (geschätzt: über 75% der reisenden Europäer! )
  • längster erzwungener Reisestopp: 5 Tage wegen Notlauf-Modus des Motorenmanagments des Indi in Dawson City YT im Juli 2015
© Copyright by Jan Hiddink und Marita Bottner  - 2014/2015/2016