Reisebericht Februar 2017
Der kurze Monat Februar startet für uns in Argentinien und endet in Chile. Es ist jedes Mal spannend in ein neues Land zu reisen. Die Menschen ändern sich, der Verkehr läuft anders, auf den Märkten gibt es immer neue Sachen zu entdecken und die Natur zeigt sich in jedem Land von einer anderen Seite.
Die Bewohner Chiles sind höflich zurückhaltend, im Verkehr haben die Fussgänger Vortritt, auf dem Markt gibts jede Menge Ceviche und Cochayuyo (eine Braunalge zum "knabbern") und die Natur bietet uns herrliche Pazifikküsten. Chile gefällt uns…
Reiseroute:
ARGENTINIEN
San Rafael - Cañon del Atuel - El Nihuil - Laguna El Sosneado / Ruine: Hotel Termas del Sosneado - Malargüe - Reserva La Payunia - Las Loicas
CHILE
Valle de los Condores (Río Maule) - Talca - Curanipe - Arcos de Calán - Constitución - Iloca - Llico - Pichilemu - Mina La Juanita - Embalse El Yeso - Santiago de Chile - San Antonio - Valparaíso - Viña del Mar - Quintero
Gefahrene Distanz: 2’763 Km
Reserva Provincial La Payunia, Nähe Malargüe, Argentinien
ARGENTINIEN
Nach 5 Tagen an der Laguna del Diamante geht es für uns pünktlich zum 1. Februar von 3’300 Meter über Meer runter auf nur noch 700 Höhenmeter. Wir sind in der Kleinstadt San Rafael und machen verschiedene Erledigungen. Wir gehen einkaufen, füllen unsere Wasser- und Dieseltanks, lassen die Wäsche waschen und ausserdem müssen wir wieder mal online gehen um unsere E-Mails zu checken. So geht ein Tag schnell vorüber eh wir uns in den Cañon de Atuel aufmachen.
Die Schlucht Atuel dort wo diese beginnt.
Plötzlich aus dem Nichts reisst der Boden auf,
das Wasser gräbt sich seinen Weg tief in die Erde hinein.
Ein soooo grosses Krokodil im See...?
Der 600 km lange Río Atuel entspringt in den Anden auf 3’080 Metern. Bevor er auf die Kleinstadt San Rafael trifft, bildet er einen 60 km langen Canyon, in dem er ca. 550 Höhenmeter verliert. Entlang des Flusses gibt es eine tolle Route durch die Schlucht, welche uns an bizarr geformten und vielfarbigen Felsen vorbei führt. Inmitten dieser aussergewöhnlichen Landschaft finden wir einen herrlichen Stellplatz und entschliessen uns dazu die Nacht hier zu verbringen. Wenn da nicht…
Bis jetzt war es ein sonniger Nachmittag, aber seit etwa einer Stunde ziehen dunkle Wolken auf und sammeln sich über der Schlucht. Sicherheitshalber rollen wir unser Sonnendach ein und packen den Tisch und die Stühle in den Kofferraum. Tatsächlich pusten ein paar heftige Windböen um unseren Indi und Blitze zucken am Himmel. Kaum fünf Minuten später stehen wir bereits inmitten eines kräftigen Hagelsturms und die Eisbollen krachen mit so einer Mega-Lautstärke auf unser Fahrzeug, dass wir nur noch schreiend miteinander kommunizieren können. Wir beten, dass unsere Dachfenster und die Solar-Panelen dieser Gewalt standhalten. Als wir sehen welch tosenden Wasserfälle sich plötzlich aus dem Nichts über die gigantischen Abhänge der Schlucht zu uns herunter ergiessen wird es uns mulmig. Wir müssen hier raus. Wenn es im Canyon zu einem Steinschlag oder schlimmer zu einem Erdrutsch kommt, dann gnade uns Gott.
Aber es ist leichter gesagt als getan. Der Weg zurück in den Norden ist inzwischen vom Schwemmwasser gesperrt und Teile der Strasse sind bereits vom vielen Wasser in die Tiefe gerissen. Wir drehen um und versuchen es in die andere Richtung. Hier sieht es etwas besser aus. Zwar gibt es auch hier reissende Ströme über die Strasse, die wir überqueren müssen, aber da das Unwetter nachlässt wird es nun nicht mehr schlimmer, sondern die Lage verbessert sich von Minute zu Minute. So schnell das Unwetter gekommen ist, ist es auch schon weiter gezogen. Dennoch… wir wollen kein weiteres Risiko eingehen und fahren weiter in Richtung Süden bis wir in der nächsten Ortschaft El Nihuil sind. Ein Blick zurück bestätigt uns, dass über der Schlucht immer noch dunkle Wolken hängen und die Blitze nicht nachgelassen haben. Wir sind froh es heil aus der Schlucht geschafft zu haben und in diesem Dorf angekommen zu sein. Nach diesem aufregenden Tag schlafen wir gut und fest und träumen von den schönen Tagen unserer Reise mit blauem Himmel und viel Sonnenschein.
Eine kleine Impression des Ereignis in Bild und Ton:
Nach diesem Erlebnis in der Tiefe, zieht es uns nun wieder in die Höhe der Anden. Genauer gesagt an die Laguna El Sosneado, bzw. zur Ruine des Hotels Termas del Sosneado. Wie erwartet finden wir hier wieder herrliche Bergwelten mit viel Natur. Von hier ist es nicht mehr weit zur Absturzstelle einer Fokker F-27 Friendship. Nach einem fatalen Fehler des Piloten endete hier am 13. Oktober 1972 der Flug Fuerza-Aérea-Uruguaya-571 tragisch. Mit dieser Maschine stürzten Mitglieder, Betreuer und Angehörige einer uruguayischen Rugby-Mannschaft ab, welche zu einem Freundschaftsspiel nach Santiago de Chile unterwegs waren. Auf 4’000 Höhenmetern zerschellte die mit 45 Personen besetzte Maschine an einem Berghang. Nach 72 Tagen konnten immerhin noch 16 Personen gerettet werden. Was während dieser 7 Wochen passierte, ist im bekannten Kino-Drama „Überleben!“ von Frank Marshall dokumentiert. Die Überlebenden konnten in dieser Eiseskälte nur so lange durchhalten (nachts -30 bis -40 Grad Celsius), weil sie das durch Schnee und Eis konservierte Fleisch der toten Freunde und Familienmitglieder vom Flugzeugabsturz gegessen haben. Nur beim Gedanken daran bekomme ich schon Gänsehaut… wie schrecklich!
Heute im 21igsten Jahrhundert brauchen wir von der Pampa aus
rund 4 Stunden Fahrzeit zum Erreichen des Hotels. Von Mendoza
aus als die nächst grössere Stadt sind es geschätzt 7 bis 8 Stunden.
Und wie hat man diese Strecke im 19ten Jahrhundert bewältigt? Die Laguna Sosneado, wieder einmal wunderschön in die Anden
Für mich eine sonderbare Standort-Auswahl für das Hotel. eingebettet. Viele Vögel und Enten nutzen das kostbare Nass.
Da oben haben die Verunglückten des Flugs Fuerza-Aérea-Uruguaya-571 Wer hat schon mal eine Eule auf dem
ganze 72 Tage in Eis und Schnee überlebt … Dach gehabt? Wir! Ganz neugierig war sie.
Ein Bauernhof mitten in dieser kargen Landschaft. Wir sehen viele Pferde, ein paar Schafe und Ziegen. Aber wachsen tut hier kaum was.
Ein Oberflächendetektor, gefüllt mit reinem Wasser um
die Strahlung einfangen zu können
Nächstes Ziel ist die Stadt Malargüe. Hier wollen wir uns das Pierre-Auger-Observatorium nicht entgehen lassen. Dieses Observatorium leitet ein internationales Grossexperiment zur Untersuchung kosmischer Strahlung bei höchsten Energien. Lieber Leser, das musst Du jetzt nicht verstehen, wir haben das leider auch noch nicht ganz kapiert. In jedem Fall messen hier auf einer Fläche von 3’000 qkm, 1’600 Oberflächendetektoren die einfallenden Primärteilchen aus dem Weltall. Neben den 1’600 Oberflächendetektoren gibt es noch vier Fluoreszenzdetektoren welche mit 24 Teleskopen bestückt sind. Diese registrieren (nur in dunklen Nächten) das durch die Primärteilchen erzeugte Fluoreszenzlicht. Die bisherigen Messungen zeigen ein gehäuftes Auftreten der Primärteilchen aus der Richtung der Zentren von aktiven galaktischen Kernen. Man glaubt, dass die Teilchen mit der Energie der Schwarzen Löcher im Zentrum der Galaxien ins All geschleudert werden. Aber es ergeben sich dadurch für die Wissenschaftler auch immer wieder neue Fragen. Für Jan und mich ist das definitiv zu kompliziert und wir besuchen deshalb in der Stadt Malargüe lieber noch das Centro Planetario. Die Reise unserer Erde um die Sonne und die Konstellation der Planeten können wir definitiv einfacher verstehen, als das hochtrabende Wissenschaftskauderwelsch aus dem Pierre-Auger-Observatorium. Sorry…
Jeder Punkt auf der Karte markiert einen Oberflächendetektor,
also 1’600 Stück. Ein Modell der Detektoren:
In Sachen „Himmel“: Die Sonnenfinsternis am Sonntag, den 26. Februar haben Jan und ich zwar nur partiell gesehen, aber durch die Nebeldecke (die wie ein Filter wirkte) war sie sehr schön erkennbar.
Das sind sie, die von der Anzahl her kaum zählbaren Vulkankrater,
einer nach dem andern, soweit das Auge reicht. An die 800 Krater sollen es sein und
liegen alle südlich von Malargüe.
In Malargüe informieren wir uns über den Zugang zum Reserva Provincial La Payunia. In diesem 4’500 qkm grossen Park 160 km südlich der Stadt erheben sich um die 800 Vulkankegel. Ist doch klar, dass wir uns diese Naturszenerie ansehen wollen. Im Touristen-Büro erklärt man uns jedoch, dass der Park nicht mit dem eigenen Fahrzeug zugänglich ist. Man muss eine geführte Tour buchen welche 1’000 ARS (umgerechnet 65 CHF) kostet. Dies ist uns definitiv zu teuer und wir rollen einfach mal auf eigene Faust los. Es stellt sich heraus, dass es überhaupt kein Problem ist mit dem eigenen Auto das Reserva La Payunia zu besuchen. Erstens gibt es für die wenigen Besucher des Parks gar keine Kontrollstation und zweitens verfügt das Reserva über eine „Ruta Turística“ der man einfach folgen kann und das ist auch schon alles. Wir sind glücklich uns für den Besuch des Reserva entschieden zu haben. Die unzähligen Vulkankegel beeindrucken uns und sie veranschaulichen die Macht der Erde über die Natur. Teilweise ist der Boden kohlrabenschwarz und kein Grashalm findet Halt, dann ist der Untergrund wieder felsig von erstarrtem Lava. Plötzlich begleitet uns eine Geröllhalde welche aus einem erkalteten Lavafluss entstanden ist. Die Vulkanlandschaft zeigt uns seine Vielfältigkeit.
Eine „Lavabome“ - da kam Lava durch die Luft geflogen und hat
sich zu einer Kugel geformt. Tödlich beim Aufprall … Langsam, aber nur ganz langsam kommt die Flora zurück.
Eine Lava-Strasse, unendlich lang führt sie vom Vulkankegel herab in die weite Ebene
Da wir eine Strasse nur ungern zweimal entlang fahren, entschliessen wir uns am „Fin de Ruta Turística“ nicht umzudrehen, sondern einfach die angedeutete Piste weiter in Richtung Süden zu fahren. Ist zwar nicht ganz einfach, aber letztendlich ein wundervolles Erlebnis mit herrlicher Landschaft und unzähligen Guanakos die uns begleiten.
Viele Herden von Guanakos treffen wir, manchmal mit lustigen
Erlebnissen: ein Junges schläft auf der Strasse und hört uns
nicht. Als es uns bemerkt erschrickt es dermassen, dass wir Für die nächsten ca. 50 Kilometer wird es sehr einsam.
unseren Augen nicht trauen wie schnell das Tier auf seinen Der Indi darf nun definitv keine Panne haben. Geschätzt: alle
vier Beinen steht und davon rennt. 2 Wochen passiert ein Kontrollfahrzeug den Weg.
Auch Tiere begleiten uns. Anbei zwei spezielle Arten: ein relativ grosser Greifvogel und eine Straussenfamilie.
Apropos Tiere: immer wieder hört man vom Lama. Aber was ist denn eigentlich ein Lama?
Anbei eine kleine selbst erstellte Übersicht der faszinierenden Tiere,
welche uns in den Anden immer wieder in der einen oder anderen Art begegnen:
So, und jetzt gehts auf nach Chile. Dafür müssen wir auf der berühmt berüchtigten Ruta 40 nur noch ein paar Kilometer in Richtung Norden fahren, bevor wir in Richtung Westen zum Paso Pehuenche und somit zur Grenze abzweigen. Und dann passiert es. Jan lässt sich während der Fahrt auf der Sandpiste kurz von mir ablenken und schon stecken wir fest. Mit dem Lenkrad einen kleinen Schwenk zu weit nach rechts gemacht, lässt der unbefestigte Randstreifen unseren Indi im Sand versinken. Wegen der starken Schräglage des Fahrzeuges ist unser erster Schock grösser als nötig. Mit ein bisschen Anlauf und dem Zuschalten des Allradgetriebe ist der Indi schnell wieder draussen. Wär ja langweilig, wenn man sowas überhaupt nie erleben würde… So, aber jetzt definitv auf nach Westen.
Erlebnis auf der Ruta 40:
Meine Güte, wie lange liege ich Jan schon mit meinen Ängsten in den Ohren, dass uns der chilenische Zoll bestimmt die ganzen Lebensmittelvorräte abnehmen wird. Wir haben beim Grenzübergang ja eh schon kein frisches Obst oder Gemüse mehr dabei (abgesehen von einer Knoblauchknolle), von frischen Eiern ganz zu schweigen. Alle offenen Kräuter und Gewürze, das ganze in Tupperware umgefüllte Mehl und die Haferflocken, offener Reis, getrocknete Bohnen, Popcorn-Mais… Und was ist mit den angebrochenen Marmeladengläsern, dem Butter und dem offenen Joghurt? Ich habe Schiss, dass uns die gestrengen Grenzleute alles wegnehmen und wir am Ende gar nichts mehr zum Essen haben. Ich habe im Vorfeld so viele schlimme Storys von anderen Reisenden über den chilenischen Zoll gehört und gelesen, dass ich schon halb an Verfolgungswahn leide. Im Internet steht ganz klar, Lebensmittel die über die Grenze nach Chile eingeführt werden, müssen originalverpackt, verschweisst und aus industrieller Fertigung kommen. Ausserdem müssen auf den Packungen die Inhaltsstoffe klar deklariert sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es dem Zollbeamten gefällt wie unsere sämtlichen Lebensmittel in Tupperware umgefüllt sind.
Überschreiten wir eine Grenze, empfangen wir immer
wieder ein SMS mit demselben Inhalt von Swisscom:
NUR Fr. 6.50 für 10 MB Download. Die spinnen, die
Schweizer. Echt, wir haben in der Schweiz wohl ein
Preisproblem, nicht nur für Datenroaming. Wir werden
wohl einen Megaschock bei unserer Rückkehr bekommen.
Alles muss weg, wir lassen uns nix von den Zöllnern wegnehmen.
So das Moto und damit Marita für den Zollübertritt nach Chile
etwas beruhigt wird.
Und dann… nach 6 Wochen in Argentinien kommt der grosse Augenblick der Einreise nach Chile… nach dem schriftlichen Kram im Migrations-Büro (wo wir selbstverständlich angekreuzt haben, dass wir Lebensmittel dabei haben) kommt nun unser Auto dran. Der Inspekteur kommt ins Fahrzeug und fragt nach Früchten und Nüssen, macht einige Schränke und den Kühlschrank auf, testet ob unsere Eier auch wirklich hart gekocht sind und gibt uns letztendlich noch ein paar Tipps welche Sehenswürdigkeiten wir in Chile unbedingt besuchen müssen. Die Knoblauchknolle hat er selbstverständlich als frisches Gemüse konfisziert. Aber sonst durften wir alles behalten und nach Chile einreisen… Mein ganzes Geschiss war umsonst… der arme Jan ist froh, dass mein Gezeter jetzt endlich vorbei ist.
CHILE
Kaum in Chile eingereist sind wir von der traumhaften Berglandschaft schon dermassen begeistert, dass wir keine 30 km hinter der Grenze bereits unser Lager aufschlagen und uns erstmal für 3 Tage nieder lassen. Unsere erste chilenische Bekanntschaft machen wir mit ein paar jungen Menschen, welche das Wochenende zum Klettern hier rauf in die Berge kamen, aber jetzt wieder nach Santiago, bzw. nach Hause fahren müssen. Sie erklären uns, sie haben zu viel eingekauft und wollen uns ein Netz frischer Orangen, eine saftige Honigmelone und 2 Liter Weisswein schenken. Wir seien ja sicher froh, wo wir doch keine frischen Sachen aus Argentinien mitbringen durften. Vielen herzlichen Dank dafür! Der Weisswein aus der ausgehöhlten Melone war lecker, Wo ist der Indi? Schlafplatz für die ersten zwei Nächte,
guter Tipp. daneben ein tosender Fluss mit klarem Wasser.
Kalt kann es am Meer sein. Dies ist jedoch den Chilenen völlig schnurze.
Hauptsache baden gehen und Sonne tanken.
Am 9. Oktober 2016 nahmen wir in Peru Abschied vom pazifischen Meer. Gut 4 Monate später, am 12. Februar 2017 sind wir nach einem Abstecher zum Atlantik wieder zurück am Pazifik. Chile hat einige sehr schöne Strände, die wir voll und ganz geniessen. An manchen Orten ist der Sand weiss, an anderen Stellen durch Vulkangestein kohlschwarz, wieder woanders findet man entlang der Küste raue Felsen und an anderen Orten ist das Meer von Kies gesäumt. An den Wochenenden nutzen viele Chilenen aus dem heissen Landesinneren die frische Luft am Meer um sich abzukühlen. Für das leibliche Wohl findet man entlang der Küste überall frischen Fisch und Meeresfrüchte. Natürlich lassen wir es uns nicht entgehen frisches Ceviche zu probieren (roher Fisch, bzw. Meeresfrüchte in Limettensaft mariniert und mit Koriander abgeschmeckt). An manchen Tagen ist es jedoch entlang des Pazifiks so neblig, dass man sich wie am Zürichsee in der Schweiz, oder an der Iller in Deutschland fühlt. Das kommt davon, wenn die feuchte Meeresluft des Humboldt-Stroms auf die heisse und trockene Landluft trifft und dann kondensiert.
Welches Ceviche ist denn das Beste? Schwierig, schwierig ...
Fische, viele Fische gehen über den Ladentisch.
Einsamste Strände, teilweise mit Kliffs oder steilen Felsen umsäumt, manchmal schwarz wie die Nacht und dann wieder gelb-grell wie die Sonne. Wer sagt denn, die Küste von Chile sei nicht schön?
Wenn da nicht der Humboldtstrom wäre. Die Temperaturdifferenz führt des öftern zu Nebelbänken
oder gar einer geschlossenen Wolkendecke und immer ist es überraschend kühl:
so 10 bis 15 Grad kälter als im Landesinnern, immer bei plus/minus 20 Grad Celsius.
Alle Chilenen sind am am Wochenende am Strand, so dünkt es uns. Auch die Argentinier kommen - wen wunderts bei dem Preisgefälle - und sogar die Brasilianer finden anscheinend den Weg hierher.
Und so ist das Familienleben am Strand. An Nichts fehlt es, die Kinder sind immer im Mittelpunkt.
Auch wir haben so unseren kleinen Spass:
Unweigerlich befindet man sich am chilenischen Meer im Tsunami-Risikogebiet. In Chile gibt es regelmässig Erdbeben welche selbstverständlich eine Riesenwelle auslösen könnten, die dann über das Land und die Menschen hereinbricht. Die Evakuierungs-Schilder weisen einem den Weg in die richtige Richtung, bzw. zur nächsten Anhöhe. Das Pendant dazu sind die Evakuierungs-Schilder in den chilenischen Anden. Da sich hier einige aktive Vulkane befinden, könnte es zu einem Ausbruch kommen. Deshalb findet man überall in den Bergen Evakuierungs-Schilder, welche einem den Weg aus dem Vulkangebiet deuten.
☠️🙀
Und jetzt stell Dir vor… Du campst in der Nähe eines Dorfes alleine am Strand und wirst am frühen Morgen von dem Geheul einer Sirene geweckt. Erst ein Schreck dann die Panik… ein Tsunami? Nach dem dritten Aufheulen hat der Alarm jedoch schon wieder aufgehört und soweit wir das überblicken konnten, ist im Dorf alles ruhig geblieben. Deshalb haben wir uns dann auch wieder hingelegt und versucht nochmal eine Runde zu schlafen.
Embalse El Yeso in der Nähe von Santiago
Man fährt in Chile so schnell zwischen dem Meer und den Bergen hin und her… man bedenke, hier in der Mitte ist das 4’300 km lange Chile nur etwa 150 - 200 km breit. Also ist man schwupdiwup vom kühlen Meer über das heisse Inland in die hohen Berge gefahren. Denn nicht nur am Meer mit seinen vielfältigen Stränden gefällt es uns, auch in den Anden mit seinen grünen Tälern, den klaren Flüssen und den türkisfarbenen Lagunen fühlen wir uns sehr wohl.
Blick ins Flusstal - 19 Kehrtwendungen auf feinstem Sand, steil und holprig führen uns zu dem Punkt …
… führen uns zu einem einsamen Campingplatz. Nur Füchse interessieren sich für uns.
… mit Lagerfeuer-Romantik pur.
Viele aktive Minenstätten werden in diesem Tal betrieben. Dabei ist Wasser wichtig, welches in den Tälern gesammelt und
dann - eben wie hier abgebildet - mittels Rohrleitungen oder Tunnels an die benötigten Orte geleitet wird.
Hier ganz speziell die Machart des Rohres: aus Holzplanken mit Eisenstangen zusammengehalten.
Chile leidet unter Hitze und Trockenheit. Zwei Wochen bevor wird nach Chile einreisen wird im Süden von Santiago in vielen Orten der Notstand wegen grossen Waldbränden ausgerufen. So können wir manche Nationalpärke wegen Status „ROT“ nicht besuchen. Unschöne Bilder von verbrannten Wäldern verfolgen uns immer wieder entlang der Strasse.
In anderen Gebieten: grüne - wohl künstlich bewässerte - Talböden mit viel Obst- und Weinanbau, daneben die wüstenartige Vegetation … der Kaktus hat uns wieder vollumfänglich seit Mexiko eingeholt. Wir sind ja auch nicht mehr allzuweit von der Atacama-Wüste entfernt; mehr dazu im nächsten Bericht.
Unterwegs machen wir auch Halt in Hafenstädten:
Die Stadt San Antonio mit seinem Container-Hafen.
Die Stadt Valparaíso hat eine lange Geschichte, sie war ein wichtiger Hafen bis zum Bau des Panamakanals. Dann ging es abwärts mit der Stadt. Unterdessen hat sie sich aber wieder emporgearbeitet und wurde zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Viele Farben begleitet die Hafenstadt. Ganz speziell sind die Fahrstühle zum über–winden der steilen Passagen entlang der Hänge.
Aber Valparaíso hinterliess uns auch noch andere Eindrücke: sie wird als eine sehr gefährliche Stadt eingestuft, es riecht hier sehr streng und sie ist richtig schmutzig.
Strände und Hafenstädte:
Auch dies kann uns Chile bieten. Die Kleinstadt Quintero, hoch auf einem Hügel gelegen und zu dessen Füssen der Hafen mit Gas-Lagerstätten. Und natürlich der dazugehörende Sonnenuntergang. Übrigens: dies ist auch die Sicht unseres Übernachtungsplatzes - nicht schlecht, gell.
Autopflege:
Auch das finden wir unterwegs in Chile: der Indi wird von 3 Frauen gleichzeitig geputzt. Und wir sitzen in der ersten Reihe im Schatten auf bequemen Sesseln. Marita’s Kommentar zuhanden von mir: nix da, du hast mich! Woher weiss sie was ich denke?
Seit wir Mendoza in Argentinien verlassen haben, sind wir auf so vielen sandigen und ruppigen Pisten gefahren, dass auch der Indi von innen eine besondere Pflege benötigt. Alles muss raus, viele Schrauben müssen nachgezogen werden; Kleinigkeiten sind zu reparieren. Gefühlte 10 Kilogramm Sand habe ich aus dem Kofferraum geschaufelt.
Grossstadt-Feeling erleben wir, als wir in die Hauptstadt Santiago de Chile einfahren. Obwohl in der Metropole rund 6,5 Mio. Menschen leben und uns Verkehrschaos prophezeit wurde, fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Man kann problemlos mit dem eigenen Fahrzeug ins Stadtzentrum fahren. Ich behaupte sogar, in der Stadt Zürich ist der Verkehr bedeutend schlimmer als in Santiago, aber echt!
Die Kathedrale Metropolitana im Zentrum Santiagos Mit 300 Metern das höchste Gebäude Südamerikas:
der Gran Torre Santiago
Das grosse Highlight dieses Monats ist die Stippvisite unserer Nichte Giulia in Santiago. Nach knapp zwei Jahren ist sie für uns das erste Familienmitglied, das wir persönlich in die Arme schliessen können. Wegen ihres Weiterflugs gleich am nächsten Morgen bleiben uns aber leider nur ein paar Stunden die wir zusammen verbringen können. Mehr Infos zu diesem einen Tag schreibt Giulia hier.
Giulia hat uns einen riesigen Gefallen getan und uns etliche Ersatzteile für unseren Indi aus Deutschland mitgebracht. Neben dem schweren Stossdämpfer gab es noch vier Fenstergriffe und andere diverse Kleinteile mitzubringen. Der zusätzliche Koffer hatte letztendlich ein Gewicht von 15 kg. Danke Dir vielmals Giulia für Deine Hilfe.
Ja, lieber Leser… und seitdem uns Giulia besucht hat, haben wir auch wieder ein funktionierendes Vorschaltgerät für unser Xenon-Licht vorne links. Das hat sich somit erledigt und wir sind ab sofort wieder strassenverkehrs–technisch ordentlich unterwegs.
Immer wenn wir in ein neues Land einreisen beschäftigen wir uns auch mit der Geschichte desselben. Chile hat von 1973 bis 1990 eine harte Zeit unter Augusto Pinochet’s Militär-Diktatur erlebt. Im Museo de la Memoria y los Derechos Humanos (Museum der Erinnerung und der Menschenrechte) thematisiert Chile diese Zeit der Folter und Qualen sehr eindrücklich. Es werden Briefe, Zeugenaussagen und Fotos gezeigt. Es gibt sehr interessantes Bild- und Tonmaterial welches auf Berichte der Wahrheits-Kommission basiert. Nach mehr als zwei Stunden in diesem Museum ist Jan und mir das Lachen erst mal vergangen.
Nach den ersten zweieinhalb Wochen in Chile sind wir noch nicht ganz schlau aus den Chilenen geworden. Definitiv tragen die Menschen hier mehr indigenes Blut in sich, als in Argentinien. Die Durchmischung der indigenen Bevölkerung mit den Europäern hat hier deutlich stärker stattgefunden. Im grossen und ganzen empfinden wir die chilenische Bevölkerung eher als zurückhaltend. Aber es gibt auch solche die einem den Hitler-Gruss zeigen, sobald man sagt man komme aus Deutschland.
Apropos schlau werden: aus dieser Situation sind wir auch nicht schlau geworden.
Die Strasse ist eng, zu eng für den Sonntagsverkehr. Aber alle drängen nach vorne,
völlig egal, ob da Platz vorhanden ist. Alles ist verstopft, nichts geht mehr.
Marita spielt dann mal die Verkehrspolizistin, stoppt die Autos, gibt Befehle
welches nun wenden, vor- oder rückwärtsfahren darf. Somit schafft sie es,
den Verkehr wieder in Fluss zu kriegen. Chile ist nunmal nach wie vor
ein Land der Süd-Amerikaner.
Chile gilt als das sicherste Land Südamerikas und das spüren wir auch. Im Gegensatz zu anderen Millionenstädten fühlten wir uns in der Metropole Santiago sehr wohl und haben mit unserem Indi ein paar Mal ohne Probleme in der City übernachtet.
Nebenbei bemerkt: Wir treffen komischerweise keine Overlander (Reisende wie wir) mehr. In der Stadt Cusco in Peru (das war im Oktober) haben wir noch jede Menge getroffen. Bei den Wasserfällen von Iguaçu haben wir immerhin 2 Overlander kennen gelernt (Anfang Dezember), aber seitdem… anscheinend sind wir eher auf Strassen unterwegs die überhaupt nicht auf den klassischen Routen von Weltreisenden liegen. Denn auch die iOverlander.com- Homepage hat auf unserer Strecke kaum Eintragungen. Mal sehen ob das bessert, und wir in Richtung Norden öfter mal wieder Gleichgesinnte treffen. Uns würds freuen…
Plan März:
Wir wollen in Chiles Observatorien Sterne gucken und im Pisco-Tal Traubenschnaps probieren, eh wir über den Pass Agua Negra wieder nach Argentinien einreisen. Dort warten traumhafte Landschaften auf uns und in der Stadt Salta sollten für uns ein paar Päckchen bereit liegen.
Unsere Rekorde 😉
Neue:
- grösste Ansammlung an Vulkankegeln: Reserva Provincial La Payunia, Malargüe, Argentinien. Ca. 800 Vulkankegeln sind in der Gegend südlich von Malargüe verteilt.
Bestehende:
- höchster gesichteter Berg/Bergspitze: der mit 6’962 M.ü.M. höchste Berg von Amerika heisst Aconcagua und liegt in den Aden auf der Grenze zwischen Argentinien und Chile, d.h. an der Passstrasse von Mendoza nach Santiago (alter Wert: der 6’788 Meter hohe Huascaran Sur in der Cordillera Blanca, Peru)
- heissester Tag: 44° C Schattentemperatur am 21.1.17 auf der Routa RN142 zwischen San Juan und Mendoza, Argentinien (alter Wert: 41,5° C am 22.4.16 in der Nähe von Liberia, Costa Rica)
- östlichster Punkt unserer Reise: S 22° 56’ 57.5’ / W 43° 09’ 22.9’’ am 19.11.16
- minimalste Zeitverschiebung nach Hause: 3 Stunden im Osten von Brasilien (dank der Sommerzeit)
- höchster Punkt mit Indi: 4’849 M.ü.M. am Pass bei Vilavila - Nähe Cusco, Peru am 15.10.16 (alter Wert: 4'835 M.ü.M. am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 1, Ecuador)
- höchster Wasserfall: Catarata Gocta mit 771 Metern ist der weltweit 3. höchster Wasserfall - Nähe Chachapoya, Peru
- höchster Punkt zu Fuss: 5’067 M.ü.M. am 27. Juli 16 am Vulkan Chimborazo - Schutzhütte 2, Ecuador; (alter Wert: Vulkan Puracé, Kolumbien)
- wenigsten gefahrenen Autokilometern: Monat Mai 2015 mit nur 1’387 km (Panama und Cartagena)
- maximale Temperatur im Indi: 40.5°C am (alter Wert: 37.5° C am 9.6.15 in Helena MT, USA)
- längster Aufenthalt an einem Ort: 18 Nächte im März/April 2016 am Pasaj Cap bei Pierre, Lago di Atitlán - Guatemala
(alter Wert: Santa Elena, Atotonilco el Alto - Mexico (bei Charly) vom 25.12.15 - 5.1.16) - weltweit grösster Kratersee der Welt: Mono Lake - CA mit ca. 150 km2
- die grösste Weitsicht: 159 km vom Mt. Rainer - WA (4’392 M.ü.M.) zum Mt. Hood - OR (3’402 M.ü.M.) am 10.9.2015
- der längste beobachtete Güterzug: 168 Kohlewaggons in Canmore AB der Canadien Pacific Railway am 15.6.15
(alt: 128 Waggons) - nördlichster Punkt unserer Reise: N 68° 25' 3’’ / W 133° 45’ 31’’ (über dem Polarkreis mit N 66° 33’) am 3.7.15
- westlichster Punkt unserer Reise: N 59° 46’ 27“ / W 151° 52’ 2“ (Anchor Point, Kenai-Peninsula AK) am 28.7.15
- maximale Zeitverschiebung nach Hause: 10 Stunden in Alaska
- das am längsten dauernde Sonnenlicht: 24 Stunden in Inuvik - NT
- näher an Russland als von zu Hause aus: ca. 1’000 Km Luftlinie in Alaska
- ein leckeres Eis essen möglichst weit weg von der Zivilisation: am Yukon River in Eagle - Alaska, wirklich am A… der Welt am 16.7.15
- die höchste Dichte an reisenden Schweizer: mindestens 6 Autos auf dem Dempster Highway gleichzeitig im Juli 2015
(geschätzt: über 75% der reisenden Europäer! ) - längster erzwungener Reisestopp: 5 Tage wegen Notlauf-Modus des Motorenmanagments des Indi in Dawson City YT im Juli 2015