Seit Monaten hören wir von erfahrenen Reisenden, spätestens in den hohen Anden Südamerikas wird Euer Indi ein Problem mit dem Motor bekommen. Warum?
Ich habe es bereits im Februar- Reisebericht erklärt: „Der Dieselpartikelfilter (DPF) kann in grossen Höhen wegen des niederen Sauerstoffgehalts in der Luft nicht mehr ausbrennen und verstopft somit. Wenn wir dann zufällig noch schlechten Diesel mit einem hohen Schwefelgehalt getankt haben... dann geht gar Nix mehr.“
Bereits in den USA und in Kanada haben uns viele Reisende unabhängig voneinander erklärt, dass die Mercedes- Werkstatt in Cancún die Lösung dafür habe. Für uns ist also schon seit Monaten klar, in Mexiko holen wir uns diese „Lösung“ (wir wussten allerdings noch nicht genau was das bedeutet). Inzwischen wissen wir, dass diese „Lösung“ eine Attrappe des DPF sein soll.
Okay, also ist unser erstes Ziel in Cancún natürlich die Mercedes- Werkstatt. An der Reparatur- Annahmestelle werden wir von einem jungen Herrn in Empfang genommen (ich nenne ihn hier im Bericht einfachhalber „Fritz“). Wir erklären unser Anliegen. Schnell wird klar, Fritz versteht überhaupt nicht was wir wollen. Er holt die Rezeptionistin dazu (ich nenne sie hier im Bericht einfachhalber „Anna“), die für Fritz sehr gut vom Englischen ins Spanische übersetzen kann. Okay, jetzt scheint es für ihn klar zu sein, was wir wollen. Fritz gibt uns für unser Anliegen am Folgetag einen Termin in der Werkstatt.
Am nächsten Tag sind wir pünktlich bei Mercedes und hoffen auf eine schnelle Abfertigung. Bevor man sich den Wagen überhaupt anschaut, werden von der Reparatur- Annahmestelle (also von Fritz) erstmal einige Papiere ausgefüllt die Jan alle unterschreiben muss (mind. 4 Unterschriften hat es gebraucht). Dann darf der Indi zur Sichtung in die Werkstatt. Ach nein, Fritz checkt jetzt erstmal alle Funktionen: Licht, Hupe, Scheibenwischer, usw., was wiederum auf einer Checkliste dokumentiert wird. Wir fragen was in der Werkstatt gemacht wird. Der Sprinter erhält hier erstmal eine Diagnose. Eine Diagnose? Für was? Dem Wagen fehlt doch Nichts. Doch, es müsse von jedem Fahrzeug das in die Werkstatt fährt eine Diagnose gemacht werden (die übrigens 1,5 Tage dauern würde). Kosten umgerechnet ca. 100 €. Wir erklären, dass der letzte Rundum- Service erst im Oktober gemacht wurde und unser Indi keine teure Diagnostik braucht, sondern nur das Ersatzteil ausgewechselt werden soll. Okay, alles klar. Ab jetzt steht unser Indi für Stunden in der Garage. Als er gegen Feierabend endlich wieder rauskommt sagt Anna zu uns, das Ersatzteil sei nicht vorrätig. Sie müssen im Mercedes- Lager in Mexiko- City nachfragen, ob der Dummy an Lager sei. Sicher bekommen wir innert 24 Std. durch Fritz Bescheid. Trotz wiederholtem Nachfragen und Vorbeifahren bei Anna und Fritz, werden aus 24 Std. eine ganze Woche.
Dann endlich die Info: die Werkstatt konnte das Teil für unseren Indi in Mexiko- City bestellen. Wir fahren zur Sicherheit ein weiteres Mal bei der Mercedes- Werkstatt vorbei um uns persönlich nochmal abzusichern, dass dort auch wirklich das richtige Teil für unser Auto bestellt worden ist. Bis dieses Teil angeliefert wird und der Mechaniker Zeit hat es einzubauen, dauert es noch mal eine Woche. Für uns ist klar, wir wollen diese DPF- Attrappe, also warten wir.
Die Zwischenzeit nutzen wir um die Karibikküste Mexikos kennen zu lernen und zu geniessen (siehe auch Reisebericht Februar 2016).
Wir bekommen den Termin für den Einbau des Dummy’s am 2. März gleich in der Früh um 8 Uhr. Wir sind die Ersten. Natürlich stehen wir schon ab 07:30 Uhr parat und warten auf die Mitarbeiter der Garage. Ca. um 08:30 Uhr fängt Fritz wieder mit dem Papierkram an und checkt Licht, Hupe, Scheibenwischanlage, usw. Wieder muss Jan alle Checking- Papiere unterschreiben. Heute Abend wird der Wagen fertig sein. Ach ja, der Mechaniker möchte doch bitte das „klack“ in der Hinterachse prüfen. Wir glauben es könnte was mit dem Differential sein. Fritz sagt, dann bekommen wir unseren Sprinter aber nicht vor morgen Mittag zurück. Man müsse dann ja eine Diagnose machen. Und wieder die Diskussion mit der Diagnose. Nein, die braucht es nicht. Der Mechaniker muss nur einmal kurz unters Auto liegen, dann sieht er schon von was wir reden. Jan könnte es ihm sogar zeigen und wir möchten ja nur eine Meinung von einem Spezialisten hören, ob das „klack“ normal ist oder ob man was dagegen machen muss. Fritz ist zwar nicht glücklich darüber, aber er bringt dennoch endlich unser Fahrzeug in den Werkstattbereich.
Glücklicherweise bietet die Mercedes- Garage in Cancún für die wartenden Kunden freien Internet- Zugang. So nutzen wir den Tag unseren Februar- Reisebericht fertig zu machen und auf unserer Homepage zu publizieren. Ausserdem ist noch Bürokram zu erledigen und wir haben viele Bücher zum Lesen in elektronischer Form dabei. Nebenbei kann man noch ein bisschen WhatsApp’en und E-Mail’en um soziale Kontakte zu pflegen.
Zwischendurch fragen wir natürlich nach wie lange es noch dauert. Erst sagt man uns bis 14 Uhr, dann 16 Uhr und als es dann 17 Uhr ist und die Angestellten anfangen langsam nach Hause zu gehen kommt Anna und erklärt uns, man sei auf Sprinter mit 6 Zylinder- Motoren nicht eingestellt. Das Ersatzteil, auf das wir letztendlich 2 Wochen gewartet haben passt nur für Sprinter mit dem kleineren Motor, also mit 4 Zylindern. Das Teil das wir brauchen, gibt es in Mexiko nicht.
Boah... jeder der diesen Blog bis hierher liest, kann nachvollziehen, was in diesem Moment in uns vorging...
Fritz ist erst mal verschwunden und Anna (die Rezeptionistin) tun die Umstände echt leid (sie kann wahrscheinlich am wenigsten dafür). Jan und ich kochen innerlich. Zwei volle Wochen für Nichts! Anna bietet uns zwei Produkte an, die wir statt dessen bei ihr kaufen könnten: ein Antikoagulanz, das die Verklumpung irgendwie verhindern soll und eine Flüssigkeit die dem DPF helfen soll sich selbst zu reinigen.
Und was ist mit dem „klack“? Was für ein „klack“? Wir wiederholen unser Anliegen der Fachmann sollte sich doch bitte kurz dieses „klack“ anhören oder anschauen und seine Meinung dazu abgeben. Wurde nicht gemacht. Tatsächlich sehen wir eine halbe Stunde später endlich einen echten Original- Mercedes- Mechaniker, der Ahnung von Autos hat. Für ihn ist es nach kurzem Hinsehen klar das Differential. Seine Empfehlung ist, wir sollten es innerhalb eines Monats reparieren lassen.
Damit wir nicht ganz umsonst bei Mercedes in Cancún waren kaufen wir 4 Ersatzbremsklötze und lassen diese mit unserer geleisteten Anzahlung für die DPF- Attrappe verrechnen.
Als wir endlich losfahren wollen sehen wir, dass der Teppich im Fussraum des Beifahrers total verdreckt ist. Auf Anhieb geht der schwarze Schmutz gar nicht raus. Fritz ist wieder aufgetaucht und kümmert sich mit einem Spezialpflegemittel darum.
Es wird dunkel. Wir fahren jetzt nach Playa del Carmen zur Werkstatt „Race Car“. Die Mitarbeiter hier sind kompetent und verstehen ihr Handwerk. Wir lassen hier unseren undichten Reserve- Dieseltank aus Alu schweissen und das „klack“ noch mal von Fachleuten überprüfen. mb