Von Georgia bis nach Michigan

April 2024

Quer durch die USA von Georgia bis nach Michigan treibt es uns im Frühling durch den Norden. Wir fahren abseits der klassischen Overlander-Route und erleben dabei Natur- und Welt-Spektakel, Gaumenfreude und die liebe Technik.

Fahrstrecke

  • Georgia: Blairsville
  • Indiana: Bloomington
  • Kentucky: Louisville - Bardstown - Mammoth Cave National Park - Georgetown - Sanders
  • Ohio: Middletown - Centerville - National Museum of the U.S. Air Force
  • Illinois: Chicago 
  • Indiana: Indiana Dunes National Park - University of Notre Dame
  • Michigan: Stevensville 


Gefahrene Kilometer:     2´584 Km

Zeitzone:                                 MEZ +6 Std.

Fondueplausch und Rummikub-Finale


Der April startet für uns mit viel Arbeit. Wir nutzen den Aufenthalt bei meiner Base Theresa und ihrem Mann Jack um folgende Arbeiten zu verrichten:


Wäsche waschen: Wir holen ALLES aus dem Auto was gewaschen werden kann und nutzen die riesengrosse Waschmaschine von Theresa voll aus. Sogar der Bezug unserer Bettmatratze muss dran glauben, obwohl das immer ein schwerer und harter Kampf ist, das unhandliche Ding ab- und dann wieder aufzuziehen.


Dashcam montieren: Wir haben das neuere Modell unserer aktuellen Kamera gekauft. Auch mit dem Glauben die alte Zuleitung und Halterung nutzen zu können. Falsch gedacht, denn das neue Modell ist ein Mü grösser und passt somit nicht in die Halterung. Also die alte weg und die neue ran. Jetzt nur noch einstecken und dann… läuft nichts! Tatsächlich müssen wir auch noch das Kabel wechseln und dafür müssen wir die komplette Verkleidung der Fahrerkabine demontieren. Was für eine Heiden-Arbeit mit der wir gar nicht gerechnet haben.



Reifen auswechseln: Jan wechselt mit Hilfe von Jack die Reifen diagonal (von vorne nach hinten und von links nach rechts und umgekehrt).


Fahrersitz reparieren: Das Kabel zur Höhenverstellung des SKA-Sitzes ist gerissen. Für diese Reparatur heisst es Bastlergeschick und das passende Werkzeug zu haben. Mit Jan und Jack treffen sich zwei, die sich da gut ergänzen und das Problem gemeinsam erfolgreich lösen.


Frühjahrsputz im Indi: Unser Reisemobil bekommt wieder mal eine komplette und längst nötige Innen-Reinigung. Sämtliche Hundehaare und der letzte Sand vom Golf von Mexiko werden aus den Tiefen des Wohnbereichs heraus gesaugt.


Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. In diesem Sinne kreieren wir vier im Wechselmodus die leckersten Abendessen. Auch Kartoffel-Rösti und Käse-Fondue dürfen dabei nicht fehlen. Nach dem Znacht amüsieren wir uns meist beim Rummikub-Spiel bis in die späten Stunden.  


Eine besonders schöne Überraschung macht mir Theresa, als sie mich zur Massage mitnimmt. Ich werde eine ganze Stunde lang am ganzen Körper von geübten Händen durchgeknetet und massiert. Was für eine Wohltat.

Jan bekommt ebenfalls einen Wunsch erfüllt: er möchte schon lange mal eine Camper-Ausstellung in den USA besuchen, um sich die klassischen Recreational Vehicles (RVs) anzusehen. Dafür fahren Theresa und Jack mit uns 130 Kilometer in Richtung Atlanta. Unser Ziel ist die Camping-World in Woodstock mit ihrer riesengrossen Ausstellung an Reisemobilen made in USA. Wir bekommen etliche Fahrzeuge gezeigt, die ein unglaubliches Raumangebot bieten und von bester Qualität sein sollen. Aber so richtig wohl fühlen wir uns in keinem dieser so luxuriösen Plastik-Kästen. Die Raumaufteilungen sind nicht durchdacht und der Aufbau teils so wackelig, dass man bereits im Voraus ahnt was als erstes kaputt geht. Häufig fehlt in den Campingfahrzeugen ein richtiger Esstisch, aber den benötigen viele Amis anscheinend eh nur selten. Naja, für uns war der Ausflug in jedem Fall eine super Erfahrung und für Theresa und Jack war er auch sehr aufschlussreich. Wir hatten einen schönen Tag, aber ein US-RV werden wir uns (wenn es nicht unbedingt sein muss) nicht kaufen.


Nach einer unbeschwerten Zeit, heißt es am 6. April Abschied nehmen. Der 8-tägige Aufenthalt bei Theresa und Jack war für uns eine schöne Abwechslung zum alltäglichen Vanlife und hat sich ein kleines bisschen wie Urlaub angefühlt.

Vielen Dank für Alles.

Die Sonnenfinsternis kommt…


… und da wollen wir unbedingt hin. Schon seit unserer letzten totalen Sonnenfinsternis am 14. Dezember 2020 freuen wir uns auf die bevorstehende am 8. April. Aber damit wir nicht umsonst die 700 Kilometer in Richtung Norden fahren, checken wir die Wettervorhersage von übermorgen. Das Wetter wird perfekt, also los. Von Blairsville in Georgia fahren wir durch die Staaten Tennessee und Kentucky bis nach Bloomington in Indiana. Dort installieren wir uns bereits am Vorabend auf einem Parkplatz. Wäre die SoFi heute gewesen, hätten wir sie aufgrund einer dichten Wolkendecke nicht sehen können. Aber für morgen hat der Wetterbericht immer noch Sonne. Wir hoffen sehr, dass das so bleibt.


Am nächsten Morgen sind wir schon etwas nervös. Die Menschen hier rechnen mit einem Massenansturm von SoFi-Touristen und richten auf Privatgrundstücken bezahlbare Parkplätze ein. 40 US-Dollar pro Fahrzeug. Ich muss aufpassen, dass mir die Kinnlade nicht runterfällt. Ich bin geschockt. Ich wünsche viel Erfolg und laufe mit Banda konsterniert weiter Gassi.


Nach dem Frühstück bereiten Jan und ich alles für das nahende Ereignis vor: Klappstühle rausholen (man will es ja gemütlich haben), Fotoapparat auf Stativ installieren, SoFi-Brillen bereitlegen und immer die Uhr im Auge behalten. Denn ab 13:49 Uhr beginnt die partielle Sonnenfinsternis, ab dann schiebt sich der Mond langsam vor die Sonne.


Die ersten Jubelrufe sind zu hören als dies so weit ist. Ja tatsächlich, wir können jetzt den sonst unsichtbaren Neumond sehen und beobachten, wie er langsam aber stetig immer mehr die Sonne abdeckt. Ein ungeduldiges, nervöses Warten ist das. Auch für unsere „Parkplatz-Nachbarn“ aus Tennessee und Chicago, mit denen wir dieses tolle Erlebnis teilen können. Jan schraubt an der Kamera und versucht die partielle Phase in Bildern festzuhalten. Als Filter dient ihm die SoFi-Brille, die er umständlich vor das Kameraobjektiv hält. Die partielle Phase dauert ganze 1 ¼ Std. Und dann um 15:04 Uhr, vorhersehbar aber dennoch ganz plötzlich, fällt ein gigantischer Schatten über das Land. Die Menschen raunen und staunen. Als hätte jemand das Licht ausgeknipst. Der Mond hat die Sonne nun komplett überlagert und ein mächtiger Strahlenkranz ist zu sehen. Wir haben Gänsehaut und sind einfach nur begeistert. Die gewaltige Corona ist gigantisch und traumhaft schön. Am unteren Ende der Corona kann man sogar mit blossem Auge Sonnen-Eruptionen wahrnehmen. Am übrigen Himmel scheinen die Sterne und hier unten auf der Erde gehen die Strassenbeleuchtungen und Leuchtreklamen an. Was für ein Spektakel. Ganze 4 Minuten dauert die totale Phase, eh sich der Mond weiter zur Seite schiebt und das Sonnenlicht wieder freigibt. Genau in diesem Augenblick glitzert ein einzigartiger Diamantring vom Himmel. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommt auch die Wärme zurück, die wir sofort auf unserer Haut spüren. Wir haben immer noch Gänsehaut und sind einfach nur geflasht. Nach der totalen Phase ist die partielle Sonnenfinsternis kaum mehr interessant. Die Menschen packen zusammen, steigen in ihre Autos und ziehen von dannen. Es ist vorbei und die Welt dreht sich weiter. Um 16:22 Uhr verlässt der Mond die Sonne gänzlich und darf ab jetzt wieder zunehmen.


Einen Tag später, am 9. April ist der Himmel mit schweren Wolken verhangen und es regnet die nächsten 3 Tage durch.

Wir besuchen den Mammoth Cave National Park


Die „Mammut-Höhle“ ist mit über 675km kartierter Ausdehnung die weitläufigste bekannte Höhle der Welt. Bereits seit 1981 gehört das Höhlensystem zum UNESCO-Weltnaturerbe und wurde 1990 zum Biosphärenreservat erklärt. Die Geschichte der Menschen in Bezug auf die Mammoth Cave geht auf über 6000 Jahre zurück. Aus dieser Zeit wurden Funde einer indianischen Kultur aus der Archaischen Periode gefunden.


Unseren teuer erstandenen „Annual-Pass“ (Jahres-Abo für US-National Parks) zeigen wir hier allerdings vergebens. Der Eintritt in diesen Nationalpark ist nämlich kostenlos und nur für die geführten Höhlen-Touren muss bezahlt werden. Und wer besucht Höhlen und schaut sie sich nicht an? Wir nicht! Also entscheiden wir uns für die „Domes and Dripstones Tour“, welche uns von der Rangerin wärmstens empfohlen wird. Warum diese Tour? Weil man hier Tropfsteine bewundern kann. Gut dann machen wir das. Bezahlen insgesamt 60 US$ und werden mit dem Shuttle-Bus 5 Kilometer weit zum Höhleneingang gefahren. Wir sind eine Gruppe von ca. 30 Personen und werden gebeten immer schön zusammen zu bleiben. Ein zweiter Ranger bildet das Schlusslicht und passt auf, dass tatsächlich keiner zurück bleibt. In der Höhle gibt es von der leitenden Rangerin immer wieder illustre Informationen zur Entstehung der Höhle und die Geschichte des Parks. Wir haben das Gefühl, so ein Tour-Guide muss ein halber Schauspieler sein um seine Gruppe bei der Stange zu halten. In jedem Fall macht die Rangerin das prima und wir können ihr sprachlich meist folgen. Zwei Stunden später und 734 Stufen mehr in den Beinen erreichen wir wieder das Tageslicht und werden mit dem Shuttlebus zurück zum Visitor Center gefahren.

Der „Kentucky Bourbon Trail“


Der Staat Kentucky ist weltbekannt für seinen Bourbon-Whiskey und im ganzen Staat gibt es unzählige Whiskey-Brennereien die für Nachschub sorgen. Die Tourismus-Behörde ist nicht dumm und verkauft den Besuch der einzelnen Destillerien als „Bourbon Trail“ und schon hat man seine Touristen-Attraktion, den Kentucky Bourbon Trail. Und was macht man da? Saufen! Nein, ganz so einfach ist das dann doch nicht. Fangen wir mal von vorne an. 


Wer gerne Western sieht weiss, Cowboys trinken Whiskey. Selbst die Indianer trinken gerne mal einen Schluck Feuerwasser. Zwischendurch (in den 1930er Jahren) gibt‘s in den USA zwar mal eine schwere Zeit, in der Alkohol per Gesetz strengstens verboten ist, aber heutzutage ist Whiskey populärer denn je. Aber was genau macht denn nun den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Whiskey und einem Bourbon-Whiskey? 


Der Hauptunterschied liegt in den Herstellungsvorschriften und den Zutaten. Dazu gehören die Verwendung von mindestens 51% Mais in der Maische (Getreidemischung), die Destillation auf nicht mehr als 160 US-Proof (80% Alkoholgehalt) und die Reifung in neuen, ausgekohlten Eichenfässern. Gewöhnlicher Whiskey kann aus verschiedenen Getreidesorten hergestellt werden und muss nicht die spezifischen Anforderungen erfüllen, die für Bourbon gelten. Den geschmacklichen Unterschied zwischen gewöhnlichem Whiskey und Bourbon-Whiskey machen die mind. 51% Mais in der Maische aus. Dies lässt den Bourbon-Whiskey süsser und vollmundiger schmecken.


Unsere Stationen auf dem Kentucky Bourbon Trail sind folgende

  • Kentucky Bourbon Trail Welcome Center in Louisville: enttäuscht uns etwas, da wir hier keine detaillierten Infos zum Bourbon Trail bekommen.
  • Hauptstadt des Bourbon: Bardstown. Rund um die Stadt haben viele Destillerien ihren Sitz und in der Stadt selber bekommt man interessante Infos zum Thema und zum Trail.
  • Log Still Distillery: Leider dürfen wir hier nicht übernachten, so dass wir nur einen Whiskey probieren um fahrtauglich zu bleiben.
  • Four Roses Distillery: Bei unserer Ankunft um 15:30 Uhr wird uns mitgeteilt, dass die Destillerie in einer halben Stunde schliesst und wir für eine Besichtigung, bzw. Verkostung zu spät sind.
  • Neeley Family Distillery: Hier passt alles. Das Ambiente, die Geschichte, der Bourbon. Nach einer Führung durch die Whiskey-Brennerei können wir eine Verkostung von 8 verschiedenen Gebrannten machen. Darunter Whiskey und Bourbon in Fassstärke, Whiskeys mit Geschmacksaromen, Bourbon zusätzlich gelagert in Wein- oder Madeira-Fässern, Moonshine-Whiskey-Varianten (die Moonshine-Produktion ist mit Zuckerzugabe), usw. usw. Sogar einen prämierten Absinth hat die Neeley Family Distillery in ihrem Angebot. Die Geschichte der Neeley Family reicht weit zurück und der Stammbaum ist lang. Spannend sind die Infos zu den einzelnen Gesichtern. Man hat das Gefühl, dass bald jeder dritte dieses Stammbaums erschossen wurde. Naja, glaubt man der Geschichte hat es die Neeley Family faustdick hinter den Ohren und wir haben jetzt einen hinter den Kiemen und brauchen erst mal eine Pause. Jan legt im Auto erst mal die Beine hoch und Marita macht mit dem Hund eine lange Ausnüchterungsrunde. Erst dann treten wir die kurze Fahrt zum Schlafplatz an.

Wir haben auf dem Bourbon Trail nun so einiges gelernt und konnten unseren Whiskey-Geschmack extrem verfeinern. Der Bourbon hat dem Rum inzwischen den Rang abgelaufen. Unser aktueller Lieblings-Whiskey ist der „Buffalo Trace Kentucky Straight Bourbon Whiskey“. Ein sehr feiner Tropfen für ganz besondere Anlässe.

National Museum of the U.S. Air Force


Die USA ist bekannt für ihre Luft- und Raumfahrt-Technik und Jan ist ein echter Fan von allem was mit Technik zu tun hat. Was liegt also näher als der Besuch des Nationalmuseums der U.S. Air Force im Staat Ohio? 


Das U.S. Air Force Museum wurde am 17. Januar 1923 gegründet. Es ist das weltweit größte Militärflugzeugmuseum. Zu den Hauptausstellungsstücken gehören die Wright Flyer III, das Flugzeug der Gebrüder Wright, sowie eine Vielzahl von historischen Kampfflugzeugen, Raketen und Raumfahrzeugen. Insgesamt beherberg das Museum in Dayton über 360 Flugzeuge und Raketen sowie tausende weitere Exponate, die die Geschichte der Luft- und Raumfahrt illustrieren. 

Sich mal als Präsidentin / Präsident in einer entsprechenden Air Force One fühlen:

Leider wieder ein aktuelles Thema: Abschreckung

Alles Chicago


Ich weiss nicht warum, aber Chicago hat mich schon immer fasziniert. Eigentlich kenne ich Chicago ja nur aus dem Fernsehen, bzw. vom Kino und dennoch, oder gerade deshalb möchte ich unbedingt in diese Wolkenkratzer-Landschaft abtauchen. Solch grosse Städte sind für Vanlifer nicht ganz unproblematisch. Das beginnt beim Strassenverkehr und hört bei der Schlafplatzsuche auf. Aber glücklicherweise gibt es Hilfsmittel wie das „Campendium“ oder den „iOverlander“, die einem den ein oder anderen guten Tipp liefern. Als wir uns von Süden her der Stadt nähern und die Skyline am Horizont auftaucht wird es mir schon ganz kribbelig. Die Vorfreude ist riesig auf diese Monsterstadt mit rund 2,75 Millionen Einwohnern. Übrigens, Chicago ist nach New York City und Los Angeles die drittgrösste Stadt der USA.


Wir finden einen sicheren Parkplatz südlich des Zentrums, von wo wir am nächsten Morgen wunderbar in die City laufen können. Wir haben richtig Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint vom blauen Himmel und es riecht nach Frühling. Wir schlendern durch die Strassen und durchqueren das Zentrum in Richtung Milleniumpark. Dort besichtigen wir das „Cloud Gate“ und den „Jay Pritzker Pavilion“. Das Cloud Gate (auch bekannt als "The Bean") ist eine berühmte Skulptur aus poliertem Edelstahl. Diese „Riesen-Bohne“ hat eine glatte, spiegelnde Oberfläche, die die Skyline von Chicago und die Besucher widerspiegelt. Das Jay Pritzker Pavilion dagegen ist eine Freiluftkonzerthalle und verfügt über eine markante, wellenförmige Dachkonstruktion aus Stahl. Der Veranstaltungsort bietet Platz für bis zu 11.000 Zuschauer und ist ein beliebter Ort für Live-Konzerte, Festivals und andere kulturelle Veranstaltungen in der Stadt.


Weiter marschieren wir nun nordwärts zum Chicago-River. Hier kaufen wir Tickets für die Architecture Boots-Tour und lassen uns die spezielle Architektur der vielen Hochhäuser entlang des Flusses erklären. 

Nach 1 ¼ Std. und um viele Informationen reicher sind wir schon recht müde. Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen entlang des Chicago Riverwalk noch zur Chicago Union Station zu laufen. Jan wollte schon immer mal die bekannte Treppe in der Union Station runterlaufen (was wir selbstverständlich bildlich festgehalten haben). Das war ein anstrengender Tag. Heute Abend parken wir noch unser Auto um und schlafen tief und fest am Lincoln-Park ein.

Am nächsten Tag muss Jan eine Pause einlegen. Seine Hüfte schmerzt und streikt, die viele Lauferei gestern war vielleicht doch zu viel des Guten. Kein Problem, ich laufe allein mit Banda entlang des wunderschönen Lakefront Trail von Norden her entlang der Michigan Avenue ins Geschäftsviertel und stecke plötzlich inmitten der Luxus-Laden-Strasse, wo Louis Vuitton, Chanel, Bulgari, Gucci, Montblanc, Breitling, Omega & Co. zuhause sind. Ich besuche mit meiner Banda allerdings nur „The North Face“-Laden im John Hancock Center und schräg gegenüber den alt bekannten „H&M“. Hier bin ich als Kundin Nebensache, denn die Hauptattraktion für das Verkaufspersonal ist jeweils Banda. Während ich mich in Ruhe im Laden umsehen kann, wird Banda von den Angestellten gehätschelt und getätschelt. Was für ein Hundeleben.

Später treffe ich mich mit Jan wieder bei „REI“, einem Outdoor-Geschäft in dem ich hoffentlich neue Wanderschuhe finde. Hier werde ich fündig und wir fahren gemeinsam zurück zum Lincoln-Park, wo wir unsere dritte Nacht in Chicago verbringen.


Der Besuch der Metropole hat sich wirklich gelohnt. Wir haben während der wenigen Tage zwar nur einen kurzen Eindruck über die Stadt bekommen, aber der war wirklich sehr positiv. Das Stadtzentrum ist super sauber und wirkt sehr gepflegt. Da es in der Stadt noch unendlich viel mehr zu sehen gäbe, würden wir jederzeit wieder nach Chicago reinfahren.

Der Indiana Dunes National Park


Wer erwartet im Norden der USA schon einen Sandstrand am See? Also wir hätten nicht gedacht, dass wir hier am Lake Michigan so was finden. Aber wir lassen uns eines besseren belehren. Der Indiana Dunes National Park wurde für den Schutz dieses einzigartigen Ökosystems, das Dünen, Feuchtgebiete, Wälder, und Küstengebiete umfasst, eingerichtet. Auf ausgeschilderten Wanderwegen laufen wir durch die geschützte Dünen-Landschaft und geniessen einmal mehr die Vielfältigkeit der Natur. 

Die Notre Dame University in Indiana


Wer kennt sie nicht, die Elite-Universitäten von Yale und Harvard. Wer hier studiert ist entweder steinreich oder ein absolutes Genie. Nur die besten der besten bekommen Studienplätze an diesen renommierten US-Universitäten. Etwas weniger bekannt, aber absolut auf vergleichbarem Niveau befindet sich die Notre Dame University. Da sie ganz in der Nähe ist, fahren wir vorbei um uns den Campus anzuschauen. Die im Jahr 1842 gegründete Universität von Notre Dame erstreckt sich über ein Gelände von etwa 1’250 Hektar (ca. 4,8 Quadratkilometer). Es gibt die grosse Basilika, die Lourdes-Grotte und das Haupthaus zu besichtigen. Ausserdem gehört ein grosses Stadion zum Universitäts-Areal.

Als wir so über den Campus schlendern kreuzen immer wieder so kleine Fahrzeuge unseren Weg. Auf Nachfrage erzählt man uns, dies sei eine Entwicklung der Studenten. Kleine Roboter, die bestelltes Essen zur jeweiligen Studentenbude bringen, sozusagen der Pizza-Lieferdienst. Auch unserer Banda sind die kleinen Fahrzeuge nicht ganz geheuer und sie beschnüffelt sie vorsichtig. Diese Roboter bestätigen wieder mal unser Vorurteil für die Amis, bloß nicht laufen…


Falls Du dich für diese Roboter interessierst, klick den Link: https://news.nd.edu/news/robot-food-delivery-launches-at-the-university-of-notre-dame/

Krank mit Fieber aber warum… ???


Schon am Freitag, den 26. April geht es mir nicht so gut. Ich fühle mich schwach und habe Kopfschmerzen. Am Samstagmorgen komme ich kaum mehr aus dem Bett. Nachmittags raffe ich mich jedoch auf um draussen ein wenig Spazieren zu gehen. Das war anscheinend keine so gute Idee, denn am Abend liege ich mit 39,5 Grad Celsius Fieber im Bett. Ich habe starke Kopfschmerzen und fühle mich elend. Ich habe keine Kraft und bei jeder Anstrengung schmerzen meine Muskeln. Die nächsten zwei Tage habe ich zwar nur noch geringfügig Fieber, aber dennoch leide ich fürchterlich an Schweissausbrüchen. Am Dienstag, den 30. April kann ich zum ersten Mal wieder aufstehen. Wir beschliessen die Gelegenheit zu nutzen und ins nah gelegene Krankenhaus zu fahren. Ich möchte abklären lassen, ob es 1. eine normale Grippe oder 2. eine Zeckeninfektion oder 3. eine Tropenkrankheit sein könnte. Im Emergency Room des Corewell Health Lakeland Hospitals in Saint Joseph checke ich ein und warte ca. 2 Stunden auf die Untersuchung. Der Arzt meint, sie haben leider nicht die Möglichkeit „schnell“ eine Blutuntersuchung zu machen, aber so wie Jan und ich erzählen scheint die Zeckeninfektion am plausibelsten.


Zur Info: Ich hatte während der letzten 2-3 Wochen mehrfach Zeckenstiche am Körper und auch eine Zecke am Hinterkopf.


Mir wird das Antibiotikum Doxycyclin 100mg verschrieben, das ich 2 x täglich während der nächsten 10 Tage einnehmen soll. Gegen die Muskel- und Kopfschmerzen soll ich Ibuprofen und Paracetamol schlucken. Gesagt, getan. Am Abend des 30. April nehme ich meine erste Antibiotikum-Dosis mit der Hoffnung bald wieder fit zu sein. Aber das Gegenteil passiert. Etwa zwei Stunden nach der Einnahme bekomme ich akut dermassen schwere Muskelschmerzen in den Beinen, dass es mich schier umhaut. Jede kleinste Bewegung brennt höllisch. Ich kann meine Beine nicht mehr schmerzfrei bewegen. Es ist die Hölle. Ich möchte laut schreien. Ich liege unbequem auf dem Bett und fühle mich wie gelähmt. Jan darf mich nicht mal mehr anfassen. Was ist das? Ist es die Krankheit oder ist es das Antibiotikum? Wir sind hilflos. Es ist zwar mittlerweile schon beinah Mitternacht, aber ich möchte nochmal zur Abklärung ins Krankenhaus. Während ich immer noch hinten auf dem Bett liege, macht Jan das Auto parat und fährt mich ins Spital. 


Dort werde ich mittels Rollstuhl in die Notaufnahme geschoben. Wieder müssen wir zwei Stunden warten bis ein Arzt Zeit hat. Während dieser Zeit merke ich wie die Schmerzen in meinen Schenkeln nachlassen. Es tut immer noch weh, aber ich kann meine Beine bewegen, ohne dass dieser schlimme brennende Schmerz wiederkommt. Endlich folgt die Untersuchung. Meine Körpertemeratur ist leicht erhöht, ansonsten sind die Vitalwerte normal. Für den Arzt ist die Sache relativ klar. Diese Muskelschmerz-Attacke muss von der Zeckeninfektion kommen (Lyme Desease), denn das Antibiotikum habe keine solche Nebenwirkungen. Ich solle die Therapie keinesfalls abbrechen und das Doxycyclin weiterhin einnehmen, dann sollte ich wieder gesund werden. Mit diesen Worten verlassen wir Nachts um 02:45 Uhr das Krankenhaus und fahren zurück zu unserem Parkplatz beim „Cracker Barrel“ (wo wir seit Samstag Dauergäste sind). Am Mittwoch, den 1. Mai habe ich erneut 2 Stunden nach Kapsel-Einnahme einen Anflug von Muskelschmerzen. Dieses Mal komme ich aber der Attacke zuvor, lege mich sofort hin und bewege mich nicht mehr, so dass diese Phase ohne brennende Schmerzen vorüber geht.


Für den Mai sei so viel verraten, ich bin auf dem Weg der Besserung. Die Müdigkeit lässt nach, die Schweissausbrüche sind überstanden, der Muskelzustand normalisiert sich. Nur den Kampf mit den schlimmen Kopfschmerzen habe ich noch nicht ganz überstanden. Aber das wird schon noch…

… und dann ist plötzlich die Lichtmaschine kaputt


Es ist der Nachmittag des 17. April als plötzlich im Armaturenbrett die Warnlampe aufleuchtet: Batterie/Generator - Werkstatt aufsuchen! Hä? Wie bitte? Batterie/Lichtmaschine? Ist denn unsere Lichtmaschine kaputt? Wir fahren zur nächstgelegenen Werkstatt, aber dort kann man uns nicht helfen. Der Mann schickt uns weiter. Auch der nächste Mechaniker schüttelt den Kopf, er kann da nichts machen und schickt uns wiederum weiter zu „Mercedes Benz of Centerville“. Hier bekommen wir kompetente Hilfe und die Lichtmaschine wird kontrolliert. Tatsächlich, sie hat den Geist aufgegeben. Ist aber gar nicht weiter tragisch, denn keine 24 Std. später ist der bestellte Ersatz aus Chicago bereits vor Ort und kann eingebaut werden. Ausser etwas Zeit und eine kleine Stange Geld hat uns dieser Ausfall glücklicherweise nichts gekostet.

Sonstiges:


  • Die USA und ihre Verbotsschilder: Läuft man durch Wohngebiete, Siedlungen oder Waldstücke, überall stehen Schilder wie „private property“, „no trespassing“, „keep out“, „beware of the dog“ oder „smile, you're on camera“. Wir finden „Herzlich Willkommen“ ist anders.
  • Zeitzonen: Im April haben wir echt Mühe mit den Zeitzonen, denn quer durch die Staaten Tennessee, Kentucky und Indiana verläuft die Zeitzonengrenze der Central- und Eastern-time Zone. Wochenlang stellen wir immer wieder die Uhr eine Stunde vor oder zurück. Ende April sind wir froh die Zeitzonen-Grenzregion endlich verlassen zu können und unsere Uhren fix auf die Eastern time Zone einzustellen.
  • Veteranen gelten Alles: Manchmal fahren wir durch Städte, in denen an allen Strassenlaternen Fahnen von Kriegsveteranen hängen. Darauf sind jeweils Gesichter abgebildet, der Name und Rang darunter und der Krieg in dem der Veteran gedient hat. Beinah jeder Ort hat ein Kriegerdenkmal, an dem ebenfalls sämtliche Namen von Gefallenen oder Kriegsveteranen aufgeführt sind. Grosse Städte verfügen jeweils über Veteranen-Parks. Dabei handelt es sich um grosse Grünanlagen mit unzähligen Fahnen und z.B. einem ausgestellten Flugzeug. In Museen, National- oder State- Parks oder bei Veranstaltungen bekommen Kriegsveteranen stets einen günstigen Preis und sie werden auch sonst in vielerlei Hinsicht bevorzugt behandelt.

30.04.2024 - Marita Bottner / Jan Hiddink

Der Plan für den 

Folgemonat:

Ausreise nach Kanada, Besuch der Niagara Fälle und Weiterfahrt in Richtung Nordosten Kanadas.

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