Der Flug ab München nach Mexiko City am 20. Oktober startet pünktlich. Wir haben neben den 32 Kilogramm Hund inkl. Box noch rund 70 weitere Kilogramm Gepäck mitgebracht. Wir glauben alles dabei und nichts vergessen zu haben, aber das werden wir erst wissen wenn wir zurück bei unserem Sprinter sind und ausgepackt haben.
Der Flug verläuft planmässig, wir landen um 17 Uhr Ortszeit in Mexiko. Wir sind froh für die erste Nacht eine Unterkunft nahe des Flughafens reserviert zu haben, denn jetzt direkt noch weitere 5 Stunden im Auto zu sitzen ist für uns keine Option. Wir sind müde und wollen ins Bett, denn nach unserer inneren Uhr ist es schon mitten in der Nacht.
Am nächsten Morgen pünktlich um 10 Uhr werden wir von unserem Chauffeur Alejandro abgeholt, der uns nach Atotonilco el Alto, bzw. zu unserem Indi bringt. Beim ersten Anblick unseres treuen Sprinters stellt sich ein Glücksgefühl ein. Wir hatten in Deutschland zwar eine luxuriöse Alternative, aber gegen 10 Jahre Indi konnte die „WanderDüne“ einfach nicht ankommen.
Die Sporttasche mit den Ersatzteilen wiegt gerade mal 32 Kg.
Das erste was uns beim Einsteigen auffällt, die Rollos der beiden Dachfenster sind kaputt und das Heki-Dachfenster im Bad hat einen Sprung. Kein Wunder, stand unser Sprinter jetzt doch 6 Monate lang in der prallen Sonne. Gut haben wir Ersatz dabei und können die Rollos austauschen. Das Badfenster wird geleimt, die alten Kopfkissen werden mit neuen ersetzt und die kaputte Klappe des Eisfaches im Kühlschrank wird ausgetauscht. Bevor wir definitiv mit der Reise starten bekommt unser Indi noch einen Ölwechsel und eine neue Bereifung. Das defekte Lenkgetriebe wurde bereits ausgetauscht während wir noch in Europa waren. Am 25. Oktober verlassen wir Atotonilco el Alto und steuern unser erstes Ziel an, nämlich das 200 Kilometer entfernt gelegene Guanajuato.
Atotonilco - in einer Senke gelegen, inmitten sehr trockener Umgebung und mit ländlichem Charakter
Das hübsche Guanajuato (eine unserer absoluten Lieblingsstädte) liegt in einem bergigen Tal und ist bekannt für seine bunte koloniale Architektur. Die engen verwinkelten Gassen verleihen der Universitätsstadt zwar einen charmanten Charakter, sind aber für größere Fahrzeuge auf dem Weg durchs Stadtzentrum, bzw. zum Campingplatz eine echte Herausforderung. Guanajuato ist berühmt für das jährlich stattfindende Festival Cervantino. Diese bedeutende kulturelle Veranstaltung dauert noch bis Sonntag, den 29. Oktober und wir möchten unbedingt die ein oder andere Aufführung, bzw. Ausstellung besuchen. Tatsächlich bekommen wir kurzfristig noch Tickets für die Vorstellung des „Beijing Dance Theater“, welches im Auditorio del Estado (1‘800 Sitzplätze) „Tres poemas“ von Wang YuanYuan aufführt. Die in Peking geborene und aufgewachsene Wang YuanYuan ist eine der führenden modernen Tanzchoreografen Chinas, das erfahren wir im Nachhinein.
An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an die Reisenden Sari & Marco aus Zürich, die aktuell mit ihrem VW T4 die Amerikas bereisen. Während wir die Tanzvorstellung genossen haben, haben die beiden liebenswerten Menschen auf unsere Hündin Banda aufgepasst. Darüber waren wir wirklich sehr froh und unsagbar dankbar.
Wer Mexiko kennt weiß, egal ob Kirchenfest, staatlicher Feiertag oder familiärer Anlass, bei jeder Möglichkeit wird gehörig geballert. So auch in Guanajuato, schließlich findet das Kulturfestival statt, das Wochenende steht vor der Tür und zum „Día de Muertos“ ist es auch nicht mehr lange hin. Kurzum, über unserem Stellplatz knallt es von früh morgens bis spät in die Nacht. Dabei erschrecken nicht nur wir, sondern auch die vielen Tiere welche in der Stadt leben. Nach jedem Knall erschallt ein minutenlang andauerndes Bellkonzert von unzähligen Hunden und unsere Banda verkriecht sich zitternd im Indi, versucht sich unter der Garderobe zu vergraben und traut sich keinen Zentimeter mehr aus dem Auto. Unsere Motivationsversuche die inzwischen apathische Banda aus dem Sprinter zu locken scheitern kläglich. Da hilft kein Schimpfen und kein Leckerli. Unser Hund bleibt tagelang zitternd im Indi liegen und geht nur noch zum Bieseln vor die Tür. So geht das nicht weiter. Nach nur 4 Tagen Aufenthalt in Guanajuato entschließen wir uns schweren Herzens zur Weiterfahrt. Wir werden einen Sprung von mehr als 800 Kilometern machen, um den „Día de Muertos“ in der Stadt Oaxaca erleben zu können. Dort sei es ruhiger, so sagt man uns.
Wir freuen uns unglaublich auf unsere Ankunft in Oaxaca, weil wir alte Bekannte und liebe Freunde wiedersehen werden. Zuerst treffen wir Marcus Weiden (SlowTravel4x4) und seine Freundin Natascha (SketchThisOut). Dann sehen wir Chris & Christina mit deren Tochter Emelie wieder (NeunTonnenFreiheit). Auch Ursula & Markus sind hier und wir lernen deren Tochter Tanja kennen, die zur Zeit im Urlaub hier ist. Last but not least gehört Stefan Sigl in den Kreis unserer Wiedersehensfreunde. Er hat uns im Februar bei der Renovation des Indis sehr geholfen und ist uns während dieser Zeit ein guter Freund geworden.
Aber jetzt erstmal zurück zu einem der wichtigsten Feiertage hier, dem „Día de Muertos“, bzw. dem Allerseelen Mexikos. Gibt es da überhaupt einen Zusammenhang?
Nach altmexikanischem Glauben kommen einmal im Jahr die Toten zurück um zusammen mit den Lebenden ein großes Fest zu feiern. Dieser freudige Anlass wird mit lauter Musik und reichlich gutem Essen zelebriert. Ganz zu schweigen von den mit bunten Blumen und Lichtern geschmückten Wohnungen, Straßen und Friedhöfen. Große Altare werden aufgestellt und mit Erinnerungsstücken dekoriert. Auch die Menschen tragen bunte Kleider und bemalen ihre Gesichter. Alles in allem ein munteres Treiben, das vom Abend des 31. Oktober bis zum 2. November dauert.
Während der Kolonialzeit gelang es den Missionaren nicht, diesen althergebrachten mexikanischen Glauben von der „Party mit den Toten“ abzuschaffen. Immerhin konnten sie das Fest mit dem Datum des christlichen Allerseelen, bzw. Allerheiligen zusammenlegen.
Unsere Aktivitäten an diesen Feiertagen beschränken sich auf den Besuch der geschmückten Stadt Oaxaca, des Friedhofes „Panteón Mictlancihuatl de Xoxocotlán“ und das Dabeisein beim Desfile de Muertos (Parade der Toten) in Oaxaca de Juárez.
Der Friedhof „Panteón Mictlancihuatl de Xoxocotlán“
Desfile de Muertos (Parade der Toten)
31.10.2023 - Marita Bottner / Jan Hiddink
Wir bleiben eine Weile in und um Oaxaca und werden die Weiterreise in Richtung Guatemala/El Salvador antreten.
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