Route:
Bolivien: El Alto - Coroico - Yolosa - La Paz - Caracollo - Ocotavi - Desaguadero
Peru: Desaguadero - Moquegua - Arequipa - Camaná - Reserva Nacional de Paracas
Im November noch auf über 4´000, im Dezember auf 0 M.ü.M. 🤣
Der bewachte Parkplatz des Flughafens in El Alto ist für Overlander ein beliebter Übernachtungsplatz. Umso mehr sind wir enttäuscht als der Parkwächter uns sagt, ab sofort dürfen keine Personen mehr auf dem Gelände nächtigen. Also stellen wir uns auf den unbewachten Parkplatz, aber wenigstens in Sichtweite zum Wachposten. Überhaupt kommt es uns sehr komisch vor, dass unzählige Polizisten und das Militär in und rund um den Flughafen patrouillieren - sowohl zu Fuss, als auch in Militärfahrzeugen. Das Flughafengebäude darf plötzlich nur noch von Menschen betreten werden, die im Besitz eines Flugtickets sind. Alle anderen müssen draussen bleiben. Für meinen Gang zum Geldautomat, der mir ausnahmsweise genehmigt wird, bekomme ich sogar persönliche Begleitung von einem Militär, der mich nach der Barabhebung wieder freundlich nach draussen begleitet.
Warum am Flughafen dieses Aufgebot herrscht, erfahren wir letztendlich aus den Nachrichten. Landesweit werden sämtliche Flughäfen einem neu gebildeten Ministerium unterstellt und damit es zu keinen Unruhen kommt, sorgt das Militär. Mit so einer Neubildung hat die Regierung die Möglichkeit unbeliebte Mitarbeiter loszuwerden, bzw. nur Regierungs-konformen Mitarbeitern eine Stelle im neuen Ministerium anzubieten. Dies gilt insbesondere für die Chefetagen. So löst man in Bolivien politische Konflikte.
Während ich auf Maritas Rückkehr vom Einkaufen warte, macht es ein paar mal „Klick“…
Die Hoffnung wächst, als uns die deutsche Botschaft in La Paz ihre Hilfe zusagt. Sie will uns helfen eine Einreisegenehmigung für das per Landesgrenze geschlossene Peru zu erlangen. Wir schicken der zuständigen Dame unsere Dokumente und erklären, dass wir die benötigten Ersatzteile für unseren Mercedes Sprinter in Bolivien leider nicht finden, aber beim Mercedes-Vertragshändler Divemotor in Peru erhalten können. Die sympathische Frau der deutschen Botschaft verspricht uns zu benachrichtigen, sobald sie eine Antwort vom peruanischen Konsulat erhält. Das könne allerdings länger dauern, was bedeutet, dass wir uns auf eine mehrtägige Wartezeit einstellen müssen.
Das Wetter in La Paz ist zur Zeit eher nass und kalt, deshalb entschliessen wir uns zu einem Aufenthalt im nahen Tiefland. Wir wollen ins subtropische Coroico und wenn möglich über die Todesstrasse, die wir schon im August 2017 mit Freude befahren haben.
Es regnet in Strömen und der Nebel hängt an den Abhängen, so dass wir freiwillig auf die erhoffte Abfahrt über den „Camino de la muerte“ verzichten. Wir erfahren, dass im letzten Jahr ein Erdrutsch die Strecke verschüttet hat. Mittlerweile wurde die Todesstrasse zwar wieder soweit instand gesetzt, dass wenigstens Fahrradfahrer durchkommen, aber Autos müssen beim Erdrutsch leider umdrehen.
Das grüne Flusstal bei Coroico bringt uns nicht was wir erhofft hatten. Wir wollten uns niederlassen und die Wartezeit überbrücken, aber die Camping-Preise sind dermassen überteuert, dass wir kopfschüttelnd umdrehen und flüchten. Das Bergdorf Coroico selbst wird beherrscht von engen und steilen Gassen die aktuell auch noch von Baustellen blockiert sind. Nein, wir fühlen uns hier nicht wohl. Wir werden in Yolosa eine Nacht bleiben und dann in Richtung La Paz zurückfahren.
Heute ist das Wetter besser, deshalb starten wir erneut den Versuch die Todesstrasse runter bis zum Erdrutsch zu fahren. Kaum sind wir auf der berühmt-berüchtigten Piste schlägt das Wetter abermals um und dichter Nebel zieht auf. So bringt das Nichts. Mehrere Nächte übernachten wir am „Camino de la muerte“ in der Hoffnung, das Wetter tut sich auf. Aber leider vergebens. Das Schiffwetter bleibt und die Sicht ist miserabel.
Jan kontrolliert mehrmals täglich über die Kontrollanzeige die Spannung unserer beiden Batterien. Ihm fällt auf, unsere Motorbatterie zeigt plötzlich keine Leistung mehr an (unter 11 Volt). Das verheisst nichts Gutes und wir versuchen den Motor zu starten - vergebens. Unser Indi springt einfach nicht an. Kann es sein dass die Batterie mir nichts dir nichts den Geist aufgibt? Ehrlicherweise müssen wir zugeben, wir hatten aus Versehen über 3 Stunden lang das Abblendlicht brennen lassen. Das hat sicher noch seinen Teil zur eh schon leistungsschwachen Batterie beigetragen. Aber wir haben Glück. Ein äusserst sympathisches Ehepaar kommt des Weges und bietet uns ihre Hilfe an. Wir überbrücken die beiden Autobatterien und siehe da, der Motor startet ohne Probleme. So geht es für uns zurück in die Regierungsstadt La Paz.
Da wir sicher noch weitere Tage auf eine Antwort der deutschen Botschaft warten müssen, checken wir im Camping Las Lomas am Stadtrand von La Paz ein. Dies ist ein kleiner ummauerter Platz mit Werkstatt und Camping-Infrastruktur, welcher von einem jungen Paar betrieben wird. Arawi und ihr Mann Marcos freuen sich sehr, endlich mal wieder Overlander begrüssen zu können. Marcos muss allerdings für einen Job nach Uyuni und Arawi möchte mit ihren Kindern ins wärmere Tiefland und so bekommen wir den Schlüssel und sind somit die alleinigen Herrscher über diesen Campingplatz. Letztendlich sind wir 12 Tage Gäste im Las Lomas und kennen den gleichnamigen Stadtteil inzwischen in- und auswendig. Seit Ende November ist Regenzeit in Bolivien und das bekommen wir zu spüren. Beinah täglich gibt es Regenschauer mit teils heftigen Gewittern und das Gassi gehen mit dem Hund wird auf den aufgeweichten Strassen zu einer richtigen Schlammschlacht. Nichts desto trotz sind wir froh für diesen Ort, können wir doch so einige Sachen erledigen wie z.B. Wäsche waschen, Kühlschrank abtauen und administrative Arbeiten verrichten. Auch unsere Markise nehmen wir auseinander, weil sie beim Aufrollen so was von hakt und sich nur schwer kurbeln lässt. Die muss repariert werden und wie es aussieht mit einem neuen Kurbelgelenk. Mal schauen wo wir das herbekommen…
Am 15. Dezember erhalten wir eine eMail vom peruanischen Konsulat das wir nicht ganz verstehen, wir uns daraus aber die Erlaubnis zur Einreise erhoffen. Sicherheitshalber fragen wir bei der Dame von der deutschen Botschaft nach, was diese Nachricht tatsächlich zu bedeuten hat. Am 16. bekommen wir die offizielle Bestätigung: Unsere Einreise nach Peru wurde sowohl von den Ministerien der Migración als auch der Aduana bewilligt. Zusätzlich erhalten wir vom peruanischen Konsulat in La Paz die schriftliche Bescheinigung für den positiven Entscheid unseres Antrages. Mit diesen 3 Dokumenten sollte unserer Einreise nach Peru nichts mehr im Wege stehen. Wir sind überglücklich und per Telefon bedanken wir uns herzlich bei der sympathischen Frau der deutschen Botschaft in La Paz.
Wie es der Zufall will ist z.Zt. nicht nur Marcos, der Campingplatzbesitzer in Uyuni, sondern auch Birgit & Klemens von 4x4Panda. Wer sich an unseren November-Bericht erinnert weiss, die beiden Tiroler fahren unseren MAF-Sensor in ihrem Puch G spazieren. Wir können arrangieren, dass sich die Erwähnten treffen und eine „MAF-Sensor-Übergabe“ machen. Leider kommt Marcos aus Uyuni nicht direkt wieder nach Hause, sondern muss mit seinen Klienten erst noch nach Cochabamba. Da wir den Grenzübergang nach Peru nicht weiter aufschieben wollen entscheiden wir uns Marcos auf der Strecke abzufangen. Dazu müssen wir 220 Kilometer in Richtung Uyuni fahren, wo wir im Ort Ocotavi (Region Oruro) unseren neuen, aus Österreich importierten MAF-Sensor endlich in Empfang nehmen können.
Das ist der MAF-Sensor - nicht spektakulär, aber ohne fährt ein modernes Auto heute nicht weit.
Am Samstag, den 18. Dezember um ca. 17:30 Uhr (peruanische Zeit) erreichen wir zum 2. Mal innerhalb von 22 Tagen den Vorposten zum Grenzübergang von Bolivien nach Peru in Desaguadero. Weil Wochenende, sind die LKW-Schlangen nur halb so lang und für uns ist das Durchkommen etwas einfacher.
Wieder stellt man uns die Frage: „Haben Sie ein Permiso?“ Wir können kaum erwarten den Grenzern mitzuteilen „Ja, das haben wir!“. Die drei Dokumente der peruanischen Migración, der Aduana und des peruanischen Konsulats haben wir ausgedruckt in Händen und reichen es freudvoll zur Beschauung. Anscheinend weiss man aber nicht recht mit uns Touristen was anzufangen, denn unsere Dokumente werden von sieben verschiedenen Personen gewissenhaft kontrolliert und genau durchgelesen. Plötzlich wird von uns ein PCR-Test verlangt. Wir verweisen auf unser Permiso in dem steht „entweder doppelt geimpft oder PCR“. Die Sieben kommen überein, okay wir dürfen weiter an die Grenze und melden uns dort an.
Die Grenzstation, in der sowohl Peru, als auch Bolivien abfertigt, ist 4 Kilometer weiter, bereits auf peruanischem Boden. Dort fahren wir zum Einfahrtstor, wo uns ein Wächter aber nicht reinlässt, sondern zu einem anderen Tor weiterschickt. Wir glauben ihm und fahren zum nächsten Tor. Dort wieder ein Wächter. Wir erklären ihm unsere Situation und auch er liest sich sehr genau sämtliche Bewilligungsunterlagen durch. Er geht mit unseren Dokumenten an einen anderen Posten und kommt nach einigen Minuten wieder zurück. Er inspiziert unseren Indi von innen, erwähnt dass wir für den Hund noch zur SUNAT müssen und schickt uns zurück zum Tor 1 mit dem abweisenden Wächter. Bis wir also mit den eigentlichen Grenzformalitäten beginnen können, vergehen schon mal 45 Minuten.
Das Schild ist zwischen den vielen LKWs kaum zu erkennen: der Zoll. Peru - wir kommen!
Mittlerweile fängt es an in Strömen zu regnen (wie bereits erwähnt, es ist Regenzeit). Wir lassen unsere Hündin Banda im Auto und suchen erst mal die bolivianische Migración für unsere persönliche Ausreise.
Der junge Herr möchte als allererstes unsere Erlaubnis zur Ausreise aus Bolivien sehen. Hä? Jan und ich bekommen lange Gesichter. Eine Erlaubnis zur Ausreise? Nein, die haben wir nicht und wir beharren darauf, die brauchen wir auch nicht. Okay, das hat er geschluckt. Jetzt möchte er unsere Impfpapiere sehen. Jan sagt noch einmal ganz klar und deutlich: „Wir wollen ausreisen!“ (vielleicht hat der Grenzer das ja falsch verstanden). Ja, damit wir ausreisen können braucht er Kopien unserer Impfausweise. Kopierer gibt es hier aber keinen, dafür müssten wir ins Städtchen Desaguadero. Wir weigern uns. Es ist schon spät und draussen regnet es wie aus Kübeln. Also gut, der Mann kopiert unsere Impfpässe mit seinem Handy, das ginge auch. Jetzt bekommen wir endlich den Ausreise-Stempel in unsere Reisepässe und gehen weiter zur…
Wir zeigen direkt als erstes den vorab online generierten QR-Code unserer Declaración Jurada. Der peruanische Grenzer möchte ihn scannen, was aber irgendwie nicht funktioniert. Wir bekommen das Internet-Passwort der Grenze, damit wir ihm die Declaración Jurada direkt per eMail schicken können. Das funktioniert ebenfalls nicht. Also drückt uns der Grenzer zwei Zettel in die Hand, damit wir die Declaración Jurada von Hand ausfüllen. In der Zwischenzeit werden die Mediziner angeordert, die unsere Gesundheit überprüfen sollen. Auch sie kommen mit handschriftlich auszufüllenden Dokumenten und müssen mühsam und in doppelter Ausführung unsere persönlichen Daten aufnehmen. Fälschlicherweise nehmen wir an uns würde jetzt Fieber gemessen. Unerwartet steckt uns die Krankenschwester ein Pulsoximeter auf den Finger. Der Puls und der Sauerstoffgehalt unseres Blutes wird notiert und das war es. Das medizinische Team bestätigt uns beste Gesundheit. Die Migración möchte nun auch noch eine Kopie unserer Impfausweise (wieder das Problem mit dem fehlenden Kopierer) und fragt uns, wie lange wir denn in Peru bleiben möchten. Da wir nicht wissen wie viel Zeit die Reparatur unseres Fahrzeuges in Anspruch nimmt und auch keine Kenntnis haben wann eine Ausreise nach Ecuador möglich sein wird, wäre es gut wenn wir mind. 90 Tage bekommen würden. Wir freuen uns sehr als wir die Zusage für ein 120 Tage-Visum bekommen und endlich den Einreise-Stempel in unseren Reisepässen haben.
Jan geht alleine zur Aduana (die Fahrzeugpapiere lauten auf seinen Namen) und ist völlig perplex als er von den Leuten nach seinem PCR-Test und der Impfung gefragt wird. Zum Austragen unseres Autos braucht es eine Impfung? Jan ist verdutzt. Wieder muss er erklären, mit doppelter Impfung brauchen wir keinen PCR. Diesmal muss Jan nicht nur seinen Reisepass, sondern auch noch seinen Führerschein herzeigen. Erst dann bekommt Jan die Kopie der Bestätigung, dass unser Indi nun ordnungsgemäss in Bolivien abgemeldet wurde.
Unglaublich, aber auch hier muss Jan nebst Reisepass, Fahrzeug- und Führerschein zusätzlich noch seine Impfung nachweisen. Wir fragen uns, wie machen das die Reisenden die nicht geimpft sind?
Jetzt muss der Zollbeamte noch einen Blick ums und ins Auto werfen und dann wären wir fertig. Oweh, was wird er sagen wenn er den von uns bisher mit keinem Wort erwähnten Hund entdeckt? Während ich angstvoll mit dem Grenzer zum Fahrzeug gehe, wartet Jan im Zollgebäude. Mittlerweile ist es schon 20:30 Uhr (bolivianische Zeit), stockdunkel und es schifft immer noch ohne Ende. Nervös öffne ich die Beifahrertür, wo der Beamte direkt rein steigt und geradewegs auf unsere schlafende Banda blickt. Er meint überrascht: Da liegt ja noch ein Hund…! Ich bestätige diese Aussage nur mit einem kurzen „Ja“ und warte was kommt. Nichts! Der gute Mann lässt unseren Hund Hund sein und das Thema ist gegessen. Puh, Glück gehabt. Zu guter Letzt erhält Jan das TIP (Temporary Import Permit = Temporäre Einfuhrgenehmigung) und wir werden nach langem Warten nach Peru entlassen.
Alles in allem hat das ganze Prozedere am Grenzübergang 4 Stunden gedauert. Davon null Wartezeit, tatsächlich hat die umständliche bürokratische Administration so lange gebraucht. Langweilig war es uns dabei keinen Augenblick.
Am Morgen des 19. Dezember nehmen wir Fahrt auf ins 520 Kilometer entfernte Arequipa. Die Reise führt uns über Hochebenen und Pässe von über 4‘700 Meter. Dort oben stösst der warme feuchte Küstenwind mit der eiskalten Bergluft zusammen und verursacht einen wilden Nebelsturm. Sogar Schneefall begleitet uns, so kalt ist es. Umso näher wir der Küste kommen und raus aus den Bergen fahren, desto wüstenhafter wird die Landschaft. Hier im Süden Perus finden wir die „Norderweiterung“ der Atacama-Wüste. Hunderte von Kilometer nichts als Sandhügel. Ein ständiges Auf und Ab inmitten einer unendlich scheinenden Sandwüste.
Nach 2 Tagen erreichen wir das schöne Arequipa und steuern das uns wohlbekannte Hotel Mercedes an, welches in seinem Garten eine wunderbare Camping-Möglichkeit nahe des Stadtzentrums bietet. Leider vergebens. Das komplette Hotel ist zur Zeit an eine Minen-Gesellschaft vermietet und daher für Overlander unzugänglich. Schade, denn wir hätten hier gerne Weihnachten gefeiert. Wir suchen lange nach einer zentrumsnahen Alternative, aber leider ohne Erfolg. Dennoch bleiben wir 3 Nächte in der Stadt um ein paar Sachen an unserem Indi zu erledigen und das historische Zentrum der Stadt zu besuchen.
Unser Indi bekommt in Arequipa den bitter nötigen Ölwechsel und eine neue Starterbatterie. Die alte Batterie hat zwar mit halber Leistung noch funktioniert, aber wir trauen ihr nicht mehr und vermuten stark, dass sie demnächst den Geist komplett aufgegeben hätte. Ausserdem lassen wir noch den Ölverlust an der Achse hinten links abklären. Mit einem neuen Dichtungsring sollte dieses Problem nun behoben sein. Das T-Stück der Diesel-Rückführschläuche, welches wir in La Paz drehen lassen konnten, scheint überraschend gut zu halten und wir werden uns das teure Original-Ersatzteil erstmal sparen können.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Unter diesem Motto geniessen wir nach den Werkstatt-Angelegenheiten die Stadt Arequipa, in der wir uns erneut sehr wohl fühlen. Man findet sehr viel alte, aber gut erhaltene Bausubstanz. Man kann das Altertum inmitten der Stadtgemäuer förmlich noch riechen. Tatsächlich probieren wir auch endlich mal typisch peruanisches Essen. An einem Strassenverkauf hole ich Anticucho (Rinderherzen vom Spiess) und
Caparina (Dickdarm und Innereien vom Rind) und überrasche Jan damit. Das Caparina ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber das Anticucho schmeckt wirklich sehr fein.
Am 23. Dezember verlassen wir Arequipa in westliche Richtung. Wir werden die Feiertage am Strand, in der Nähe von La Punta verbringen. Das Wasser ist wild und kalt und erinnert ein bisschen an die portugiesische Atlantikküste. Am Sandstrand finden wir unzählige Löcher in denen rote Krebse leben. Schwärme von Möwen und anderen Wasservögeln sind ständige Begleiter der Brandung. Pelikane segeln in Reih und Glied ohne einen Flügelschlag knapp über die Wellen dahin. Über den Klippen kreisen grosse hässliche Jote (Truthahngeier) und im Pazifik tummeln sich einige Delfine. In dieser herrlichen Natur dürfen wir die Weihnachtsfeiertage verbringen. Wir sind dankbar über dieses Glück.
Bereits im Jahr 2017 besuchten wir das Reserva Nacional de Paracas. Das Schutzgebiet dieser Küstenwüste mit einer Fläche von 3‘350 Quadratkilometer besitzt eine 140km lange Küstenlinie und reicht etwa 16km ins Landesinnere. 2017 haben wir nur die Paracas-Halbinsel befahren. Diesmal lassen wir diese rechts liegen und fahren entlang der Pazifikküste in Richtung Süden. Die Schönheit dieser Wüste ist aussergewöhnlich. Kein Vergleich zu der Ödnis, die wir Tage zuvor durchquert haben. Als wir am 28. Dezember in das Reservat einfahren ist für uns klar, hier wollen wir den Jahreswechsel feiern. Allerdings kommt es anders…
Am 31. Dezember, nachmittags um etwa 14:30 Uhr installieren wir uns an einem ausgewählten Platz am Strand. Wir sind nicht alleine, auch andere Parkbesucher möchten das Jahresende im schönen Wüsten-Reservat verbringen. Keine halbe Stunde später erscheint ein Fahrzeug mit 2 Park-Ranger und 3 Polizisten. Uns wird mitgeteilt, die Regierung hat über Sylvester und Neujahr den Zugang zu sämtlichen Stränden landesweit verboten. Angeblich haben‘s die Peruaner über die Weihnachtsfeiertage am Strand gehörig krachen lassen, so dass die Politik jetzt die Bremsleine ziehen muss. Wir haben zwei Alternativen um Sylvester zu feiern: wir fahren zum kleinen Fischerdörfchen, welches im Reservat liegt und campen in Dorfnähe oder wir fahren ins Touristen-Städtchen Paracas und parken dort an der kleinen Plaza. Das Fischerdorf ist uns beiden nicht so sympathisch, deshalb fällt unsere Entscheidung auf das Städtchen Paracas.
Bereits am frühen Abend des 31. Dezember bummeln Jan und ich mit unserer Banda an der Leine entlang der gut besuchten und mit einladenden Restaurants bestückten Küstenpromenade. War es draussen in der Wüste noch eher stürmisch und dementsprechend sandig, weht uns hier an der Promenade nur eine leichte angenehme Brise um die Nase.
Zur Feier des Tages (heute feiern wir auch unser Kennenlernen vor 16 Jahren) suchen wir uns eines der vielen Restaurants aus und sitzen in erster Reihe um den Sonnenuntergang zu bewundern. Zum Essen wählen wir Ceviche und Chicharrón de Pescado. Beides schmeckt vorzüglich und während wir den Magen verdauen lassen, kommen Thomas und Wolfgang auf uns zu.
Die beiden Männer sind seit 3 Monaten auf Motorrädern in Peru unterwegs und wir hatten sie heute Vormittag zufällig im Wüsten-Reservat kennengelernt. So ein Zufall, dass wir uns hier nochmal treffen. Weiss Gott Zufall, oder vielleicht doch Schicksal? Wir vier verstehen uns auf Anhieb prima und so ist schnell klar, wir verbringen zusammen einen lustigen Abend. Zwei Stunden vor Mitternacht - wir sitzen in einer Bar - bringt uns die Bedienung die Rechnung. Sie schliessen, denn die Regierung hat für 23 Uhr die Sperrstunde verordnet. Nicht nur das, es wurde ab 23:00 Uhr sogar eine nationale Ausgangssperre verhängt. Und wirklich, draussen auf den Strassen patrouillieren Polizeiautos und Polizisten schicken sämtliche Menschen nach Hause die noch unterwegs sind. Es wird ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem wir lange als Gewinner hervorgehen. Mit unseren Bierdosen und Sektgläsern in der Hand verstecken wir uns immer wieder siegreich hinter Hausecken und Fahrzeugen. Wie kleine Kinder spielen wir Räuber und Gendarm und es gibt diesem Jahresausklang den zusätzlichen Kick. So geht es bis um 2 Uhr, wo sich unsere Wege mit Wolfgang und Thomas trennen und wir todmüde und nicht mehr ganz nüchtern ins Bett fallen.
Unser Wunsch für das Jahr 2022 neben Gesundheit?
mbo
Entlang der Küste rasch nordwärts.
Über die Grenze nach Ecuador und weiter nach Kolumbien.
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