Gefahrene Strecke: 1’921 Km
Route:
Tupiza - Nazareno - Viluyo - San Pablo Lipez - Guadalupe - Ciudad de Roma - San Antonio de Esmoruco - Villa Colpani - Laguna Celeste - Estancia Sol de mañana - Villa mar - Uyuni - Salar de Uyuni (Isla Incahuasi) - Llica - Salar Coipasa - Pisiga Bolívar - Chulumani - Laguna Sakewa/Sacabaya - Chullpas, Río Lauca- Tambo Quemado - Nationalpark Sajama (Geysiere) - La Paz/El Alto - Grenze Bolivien/Peru - Cocotoni beach am Titicaca-See - La Paz/El Alto
Das Themen-Foto zum Monat November
Am 1. November befinden wir uns in der Stadt Tupiza. Du erinnerst Dich lieber Leser? Wir möchten hier einen neuen Zusatz-Dieselfilter einbauen lassen, damit unser Indi wieder voll auf Touren kommt. Die Fahrt zur Werkstatt wird für uns jedoch zur Qual. Obwohl wir den vermeintlich verstopften Zusatzfilter abgehängt haben, schafft es unser Sprinter nur mit knapper Müh und Not in die Werkstatt. Wie es scheint ist nicht nur der Zusatzfilter, sondern auch der Original-Mercedes-Dieselfilter verstopft (kein Wunder bei der schlechten Diesel-Qualität in Bolivien). Also ersetzen die Mechaniker beide Filter. Einen neuen Original-Filter haben wir glücklicherweise noch in unserer Ersatzteil-Box und den Zusatzfilter können wir in der Werkstatt für 170 BOB (Bolivischer Boliviano) kaufen (umgerechnet ca. 22,- €).
Jan hat wieder mal Recht: „Bolivianer sind Schlitzohren“. Denn im Nachhinein haben wir festgestellt, der Mechaniker hat selbst für den Diesel-Zusatzfilter im Ersatzteilladen 90 BOB bezahlt und zu unserer Verrechnung einfach 80 BOB drauf geschlagen. Wir haben uns noch gewundert, warum er unbedingt den weiteren Ersatz-Zusatzfilter für uns besorgen wollte…
Nach dem Einbau der beiden neuen Dieselfilter starten wir den Motor und wollen die Werkstatt verlassen. Es bleibt aber beim „wollen“, denn unser Indi zeigt immer noch dasselbe Problem und kommt einfach nicht auf Touren. Nicht nur das, er stellt einfach den Motor ab. Rien ne va plus, nichts geht mehr, over and out. Was hat unser Fahrzeug nur für ein Problem? Nach langem Hin und Her und viel Studieren kommen die Herren Mechaniker zu dem Ergebnis, der MAF-Sensor muss defekt sein. Dieser Mass-Air-Flow-Sensor misst die Sauerstoffmenge und regelt somit indirekt das Diesel-Luft-Gemisch für die Verbrennung. Wo bekommen wir jetzt so ein Teil her? Bolivien ist Toyota-Land und so ein Mercedes-spezifisches Ersatzteil ist hier leider nicht zu finden. Wir kontaktieren Freunde in Paraguay, Peru, Argentinien, Bolivien, Uruguay und im fernen Europa auf der Suche nach einer Möglichkeit, diesen MAF-Sensor möglichst schnell nach Bolivien, ins abgelegene Tupiza zu kriegen. Denn ohne dieses Ersatzteil werden wir Tupiza aus eigener Kraft nicht mehr verlassen können.
Wieder in die Werkstattkleider geschlüpft
Dieses Teil soll schuld am Problem sein - und kostet auf dem freien Markt in Deutschland gerade mal so € 135.—
Bei unseren Recherchen finden wir heraus, Mercedes Kaufmann in Chile und Divemotor in Peru verkaufen dieses Ersatzteil für teure 1‘200 US-$. Wir könnten ein gebrauchtes Teil aus Peru für umgerechnet 400 US-$ bekommen. Aber gebraucht…? Bei so einem empfindlichen Sensor…? Lieber nicht!
Unser Freund Osvald Krug findet den MAF-Sensor in Paraguay für 200 US-$. Es stellt sich aber leider heraus, dass es nicht ganz der richtige für unser Fahrzeug ist.
Unsere Rettung kommt letztendlich aus Österreich. Unsere Reisefreunde Birgit und Klemens von http://4x4panda.at, welche sich aktuell im Norden Argentiniens befinden, melden sich bei uns mit der guten Nachricht, sie bekämen demnächst Besuch aus dem Tirol und machen uns das Angebot, der Besuch könnte den neuen MAF-Sensor aus Europa nach Argentinien mitbringen. Wow, das ist ja grossartig. Wir haben auch schon eine Schmuggel-Möglichkeit gefunden, wie wir das Teil von Argentinien über die Grenze nach Bolivien holen können. Also setzen wir uns an den Computer und bestellen das Teil beim österreichischen „Auto-Doc“ für günstige 135 € (150 US-$).
Die Wartezeit in Tupiza verbringen wir bei Bierbrauer Mario, auf dem Stellplatz „La Casa del Barón“, bei dem wir uns Ende Oktober schon sehr wohl gefühlt haben. Immerhin diese Tatsache wird uns die Wartezeit auf den neuen MAF-Sensor etwas versüssen.
Unser Motorproblem lässt uns aber nicht in Ruhe. Ist tatsächlich der MAF-Sensor kaputt? Kritische Stimmen von Fachleuten erklären uns, mit diesen „Motor-Symptomen“ kann das Problem nicht nur am MAF-Sensor liegen. Also steckt Jan mehrmals täglich seinen Kopf unter die Motorhaube, pröbelt umeinander und sucht einen weiteren Fehler. Kaum zu glauben, aber fünf Tage später findet er ihn. Nach einem Telefongespräch mit einem weiteren Mechaniker macht es bei Jan „klick“. Ein Blindstecker, der eigentlich keinen Kontakt haben sollte ist eingesteckt und sendet ein falsches Signal an den Motor. Das ist das Problem. Jan trennt den Stecker und unser Indi läuft so gut wie eh und je. Uns fällt ein Stein vom Herzen, denn nun können wir unsere Reise auf den Altiplano Boliviens endlich fortsetzen.
An dieser Stelle herzlichen Dank an all die lieben Menschen die Alles versucht haben uns zu helfen und uns moralisch unterstützt haben. Ganz besonders dankbar sind wir Birgits Mama, die den MAF-Sensor mit nach Argentinien gebracht hat und Birgit & Klemens (http://4x4panda.at), die das Ersatzteil jetzt in ihrem Puch G für uns spazieren fahren müssen.
Wie funktioniert überhaupt der MAF? Geht er wirklich nicht und sendet falsche Werte an den Computer?
Oder ist es gar das Unterdruck-system, welches Probleme bereitet? Ein undichtes Ventil?
Es ist bereits der 6. November, als wir Tupiza endlich in Richtung Westen verlassen können. Vor uns liegt eine Route durch schwindelnde Höhen und atemberaubende Landschaften (dazu aber später mehr).
Einen geringfügigen Dieselverlust bemerken wir bereits an diesem ersten Abend. Ein Schlauch muss neu fixiert werden und damit ist der erste Fall erledigt.
Donnerstag der 11.11., Martinstag und Faschingsanfang. Für uns der Beginn einer grösseren Diesel-Misere. Irgendwo inmitten des Altiplano auf einer Höhe von 3‘930 Meter reisst dem Indi ein Dieselschlauch. Das ist zwar eine rechte Sauerei, aber für Jan kein Problem zu reparieren. Und dann passiert das Missgeschick. Beim Festziehen der Schlauchschelle rutscht Jan so unglücklich ab, dass er dabei einen Stutzen abbricht, an den ein weiterer Dieselschlauch angehängt ist. Mist! Nach längerem Betrachten dieses kaputten Plastikteils wird uns klar, die Reparatur wird eine echte Knack-Nuss. Wie kann man ein gebrochenes Plastikrohr kleben, das „dieselt“ und bei laufendem Motor unter hohem Druck steht? Weit und breit sehen wir keine Menschenseele die uns helfen könnte. Also versuchen wir diesen Defekt mit den uns im Moment zur Verfügung stehenden Mitteln zu reparieren.
Ein eher unpraktischer Ort für Reparaturen am Auto - abschüssig, staubig, heiss - aber zum Glück kaum Verkehr 😕
Erst das zu klebende Teil mit Alkohol möglichst gut vom Diesel reinigen, dann Sekundenkleber (ÉCCOLE) drauf, mit Nagellack verstärken und mit Sikaflex versiegeln. Ergebnis ▶︎ Reparatur misslungen - Diesel läuft aus
Während unseres Reparaturversuches kreuzen nur wenige Fahrzeuge unsere „Strassen-Werkstatt“. Wir können wenigstens zwei Einheimische stoppen und um Hilfe bitten. Die Meinung ist einstimmig: da könne nur Poxipol und Poxilina helfen. Poxi-was und Poxi-wie bitte? Noch nie gehört. Poxipol und Poxilina! Das Wundermittel zum Kleben von schwierigsten Materialien… mit dieser Info lassen uns die Bolivianer stehen und rollen weiter ihres Weges.
Gegen Abend nähert sich ein LKW-Fahrer den wir anhalten können. Auch er ist der Überzeugung „ihr braucht Poxipol und Poxilina!“ und gräbt dabei tief in seinem Handschuhfach. Nach einer Weile hält er uns ein kleines Päckchen mit der Aufschrift „Poxilina“ entgegen. Mit dem sollen wir es versuchen.
Reparatur-Versuch Nr. 2
Sikaflex, Nagellack und Sekundenkleber wieder entfernen. Das zu klebende Teil mit Alkohol vom Diesel reinigen. Die 2-Komponenten-Knetmasse „Poxilina“ eine Weile kneten und somit homogenisieren. Mit dieser Masse das zu klebende Teil dick umwickeln und warten bis es trocken ist. Ergebnis ▶︎ Reparatur misslungen - Diesel läuft aus
Wahrscheinlich haben wir das Poxilina zu dick aufgetragen. Also starten wir…
Reparatur-Versuch Nr. 3
Das bereits trockene und sehr harte Poxilina entfernen. Das zu klebende Teil mit Alkohol vom Diesel reinigen. „Poxilina“ eine Weile kneten, dann das zu klebende Teil dünn umwickeln und warten bis es trocken ist.
Ergebnis ▶︎ Reparatur misslungen - Diesel läuft aus
Die Sonne ist bereits untergegangen, als wir einen Bus bremsen können. Wiederum bitten wir den Chauffeur um Hilfe. Vielleicht hat er eine Idee wir wir unser kaputtes Teil flicken können. „Na mit Poxipol und Poxilina natürlich!“ und streckt uns eine Tube Poxipol entgegen.
Da es bereits Nacht ist, verschieben wir Reparatur-Versuch Nr. 4 auf morgen. Wir sichern unser arg schräg auf der Strasse stehendes Fahrzeug mittels Warndreieck und blinkender Taschenlampe ab, gönnen uns noch ein schnelles Abendessen und legen uns ins schiefe Bett zum Schlafen.
Freitag der 12.11., ein wunderschön sonniger Tag inmitten der Anden. Beim Rundgang ums Auto fällt unser Blick auf den linken Hinterreifen, aus dessen Mitte eine Menge Öl läuft. Durch die stundenlange Schräglage unseres Sprinters und durch einen angeschlagenen Deckel der Steckachse hat das Getriebe-Öl sich erfolgreich seinen Weg gebahnt. Auch das noch... aber Jan meint, das ist halb so schlimm. Nach seiner Kontrolle ist immer noch genug Getriebe-Öl vorhanden und wenn wir nicht schräg stehen wird nichts mehr rauslaufen. Einen neuen Deckel werden wir bei Zeiten finden. Also gut, Jan kann mich erst mal beruhigen.
Unser nächstes Ziel, wir möchten runter von der schiefen Strasse und für weitere Reparaturversuche auf einen ebenen Platz. Wir nehmen den Dieselverlust vom kaputten Dieselstutzen in Kauf und fahren wenigstens 300 Meter weiter auf einen kleinen Nebenweg.
Auf diesen 300 Metern ist der Dieselverlust grösser als erwartet. Wir entdecken ein neues Loch in einem Dieselschlauch, aber leider haben wir keinen Ersatzschlauch dabei. Stellen wir dieses Problem hinten an und machen erst mal weiter mit unserem Hauptproblem: dem gebrochenen Plastik-Stutzen.
Reparatur-Versuch Nr. 4
Das bereits trockene und sehr harte Poxilina entfernen. Das zu klebende Teil mit Alkohol vom Diesel reinigen. Wattestäbchen-Röhrchen zurechtschneiden und als Verbindungsstück verwenden (Wattestäbchen ist Jans Idee). Den Zwei-Komponenten-Kleber Poxipol mischen und auftragen. 10 Minuten warten. Poxilina kneten und um das Poxipol wickeln. Trocknen lassen.
Während unser 4. Reparatur-Versuch trocknet, passieren 4 Gelände-Fahrzeuge den Weg die Jan zum Stehen bringt. Es handelt sich um eine grössere Touristen-Gruppe aus der Schweiz. Die Reiseführer und Chauffeure haben ganz zufällig keine Rettung für unser Problem dabei. Aber freundlicherweise darf ich mit der sympathischen Reisegruppe ins nächste Bergdorf mitfahren, um dort einen Ersatz-Dieselschlauch für unseren Indi zu finden. Jan bleibt solange beim Auto.
Nachdem ich in dem kleinen Dorf zwei möglicherweise passende Schlauchstücke gefunden habe, drehe ich um und laufe zu Fuss in Richtung Indi zurück. Ich traue meinen Augen nicht als mir Jan mit dem Sprinter entgegen kommt. Er konnte zwei Dieselschläuche erfolgreich austauschen, so dass die Schlauchlängen dann jeweils gerade noch ausgereicht haben. Unser 4. Reparatur-Versuch hat soweit funktioniert, dass während der 10 Kilometer nur wenig Diesel rauslief, ▶︎ aber zum Weiterfahren taugt es noch lange nicht. Immerhin sind wir jetzt in einem Dorf, wo wir sogar (wenn auch nur schlechtes) Internet haben. Unseren Reparatur-Platz finden wir beim „Hotel Jardines de Mallku Cueva“, wo uns die zwei Hotelmitarbeiter sogar beim Wassertank-füllen helfen. Sie sagen sie hätten Zeit, es gäbe zur Zeit sowieso kaum Touristen.
Eine grosse Hilfe im Bergdorf Villa Mar ist uns der junge Roly … Er hat mir schon bei der Schlauchsuche geholfen und kennt sich mit Poxipol & Poxilina aus. Er schaut sich unsere immer noch Diesel-tropfende Bastelei mit dem Wattestäbchen-Röhrchen an und hat eine bessere Idee. So kommt es zum …
Dieses Stäbchen ist das einzige Röhrchen, welches wir im Indi finden können. Also besser ausprobieren, als Nichts zu machen …
Reparatur-Versuch Nr. 5
Das hart gewordene Poxipol und Poxilina mühsam entfernen (mit Elektro-Schleif-Gerät) und mit Alkohol alles möglichst gut reinigen. Das Wattestäbchen-Röhrchen durch ein Stück Alu-Radioantennen-Rohr ersetzen und dies als Verbindungsstück verwenden. Mit Rolys Hilfe trägt Jan fachmännisch Poxipol und Poxilina auf. Dann das Ganze wieder trocknen lassen.
Dank World Wide Web wissen wir mittlerweile auch, was für ein Diesel-Plastik-Stutzen uns da überhaupt kaputt gegangen ist (wir haben nämlich schon überlegt, was würde wohl passieren wenn wir dieses defekte Teil einfach zustopfen oder ganz vom Motor abhängen würden?). Es handelt sich um die Rückführung des überschüssigen Diesels aus den Injektoren. Der Stutzen ist an einem T-Stück, das den Diesel zurück zur regulären Dieselleitung führt. Ausserdem haben wir erfahren, dass dieses Plastikteil eine Schwäche beim Sprinter ist und es selbst erfahrenen Mechanikern passiert, diesen aus Versehen abzureissen. Man bekomme dieses Teil so gut wie nicht mehr dicht und ist auf ein neues Ersatzteil angewiesen.
Am nächsten Tag - es ist bereits Sonntag der 14.11. - starten wir unseren Motor und es scheint als wäre die Reparatur des T-Stücks endlich gelungen. Wir drehen eine Runde durch das Dorf, sagen Roly vielen Dank und verabschieden uns von ihm. Jedoch nach nur 5 Kilometern Fahrt riecht es im Fahrerhaus erneut streng nach Diesel. Es reicht ein kurzer Blick unter die Motorhaube um zu sehen, ▶︎ Reparatur-Versuch Nr. 5 ist gescheitert. Wir drehen um und fahren zurück nach Villa Mar. Ich marschiere ins Dorf und hole erneut den hilfsbereiten Roly. Trotz heutiger grosser Festlichkeit im Ort, ist er unermüdlich uns zu helfen. Und so starten wir …
Nun wird das Wattestäbchen-Röhrchen durch ein Aluminiumröhrchen, eine ehemalige Autoantenne, ausgetauscht.
Reparatur-Versuch Nr. 6
Wiederum müssen wir das hart gewordene Poxipol und Poxilina mühevoll entfernen (auch diesmal mit Elektro-Schleif-Gerät) und mit Alkohol alles reinigen. Das kurze Alu-Antennen-Rohr ersetzen wir durch ein längeres und machen ein zusätzliches Loch, bzw. eine dritte Öffnung rein. Dies schieben wir ganz in das T-Stück und verkleben es mit Poxipol und Poxilina.
Bei unserem Verschleiss haben wir Glück, dass dieser Zwei-Komponenten-Kleber im Dorf-Laden verkauft wird.
Montag der 15.11., der Tag der Wahrheit. Der Leim hatte nun 18 Stunden Zeit zu trocknen. Wir starten den Motor und nehmen uns vor, ins 200 Kilometer entfernte Uyuni zu fahren. Koste es was es wolle. Während der Fahrt kontrollieren wir mehrmals die verklebten Schläuche. ▶︎ Nur wenig Diesel tropft heraus, bis Uyuni sollten wir es also schaffen.
Im Städtchen Uyuni empfiehlt uns Reiseführer Richard, den wir in Villa Mar kennen gelernt haben, einen guten Mechaniker. Gleich am nächsten Morgen um 07:00 Uhr bekommen wir einen Termin. Bereits um 10:00 Uhr sind wir schon wieder fertig. Der…
Reparatur-Versuch Nr. 7
des Mechanikers ist sehr ähnlich zu Nr. 6. Nur dass der Mech die Schläuche erst heiss gemacht hat, bevor er sie verklebt hat. Diese Variante ist bisher die beste, denn die Klebestelle tropft nicht mehr, ▶︎ sondern sie „schwitzt“ nur noch (so sagt Jan). Mit diesem geringen Dieselverlust können wir leben.
Also verlassen wir am 18.11. Uyuni. Nur 3 Tage später das nächste Übel. Mitten im Nirgendwo stinkt es plötzlich schon wieder nach Diesel. Es ist zum Haare raufen, schon wieder ein gerissener Dieselschlauch. Gut hat Jan in Uyuni für so einen Fall einen Ersatz-Schlauch gekauft. Er tauscht die Schläuche aus und alles ist wieder in Ordnung. Zumindest bis zum nächsten Tag als Jan zu mir sagt „endlich ist alles gut“. Nein, wir haben nicht gleich sofort 3 x auf Holz geklopft.
Denn just in diesem Moment blinken im Fahrer-Display sämtliche Rotlichter und der Motor macht keinen Mucks mehr. Wir sind geschockt. Motorhaube auf und was sehen wir? Der gestern neu montierte Dieselschlauch hat sich verselbständigt und vom Stutzen gelöst. Da haben uns die Leute in Uyuni tatsächlich einen falschen Schlauch verkauft. Einen Schlauch, der keine Hitze verträgt und nicht verstärkt ist. Vom heissen Motor ist er jetzt weich wie Pudding. Der kann ja gar nicht halten. Aber Jan ist mein Held. Mit dem entsprechenden Werkzeug bringt er auch dieses Malheur wieder in Ordnung und zwar so, dass es mindestens bis zur Ankunft in La Paz hält.
Der Profi-Mechaniker (so nennt er sich selbst) nimmt ein etwas grösseres Röhrchen und packt das Ganze mit einer ominösen Plastik-Masse ein. Kein Poxi-Irgendwas mehr - ob das besser hält?
Wunderbare Aussicht rundherum, aber ich muss wieder einmal den Kopf unter die Motorhaube stecken.
Im verschachtelten La Paz suchen wir erneut einen Mechaniker. Einheimische empfehlen uns Gonzalo Bolívar, der seine Werkstatt am steilen Westhang der Metropole hat. Er nimmt den Diesel-schwitzenden Reparatur-Versuch Nr. 7 komplett auseinander und lässt das defekte T-Stück von einem Metallarbeiter neu drehen. Dieser…
Reparatur-Versuch Nr. 8
am 29.11. scheint erfolgreich und ist somit vorerst hoffentlich der letzte. Gonzalo war Jan dann auch noch bei der Suche nach einem richtig guten Dieselschlauch behilflich und so gut gerüstet hoffen wir ohne weitere Diesel-Probleme nach Peru einreisen zu können.
Man beachte 1.) ich und nicht der Machaniker steckt den Kopf in den Motorraum; 2.) wahrscheinlich der einzig einigermassen ebene Strassenabschnitt am Abhang von La Paz
Auf unserem wochenlangen Weg über den Altiplano hat wieder Mal unser Druckschalter vom Luftkompressor versagt. Auf Höhen von ständig zwischen 3‘500 und 4‘500 Metern bringt der Kompressor einfach den Druck nicht mehr her und läuft ewig um den Luftdruck-Tank zu füllen. Der Druckschalter wird dann zu heiss und geht kaputt. Wohlweislich haben wir nicht nur einen neuen Schalter als Ersatz in unserer Ersatzteil-Box.
Die Nachttemperaturen im Altiplano sind häufig unter dem Gefrierpunkt. Wenn es so eisig kalt ist kommt der Gefrierschutz zum Zug, öffnet selbsttätig das Sicherheits-Ventil des Wasserboilers und lässt das ganze Wasser ab. Wehe man vergisst vor dem Zubettgehen die Pumpe auszuschalten, dann wird das ganze Wasser aus den Tanks gepumpt (ist uns glücklicherweise noch nicht passiert). Am Morgen des 11.11. (am Höllen-Diesel-Tag) kann Jan vor Eiseskälte das Ventil schon gar nicht mehr schliessen. Wir müssen lange warten bis die Sonne einigermassen warm gibt, um die Wasserpumpe wieder einschalten zu können. Die Morgentoilette und der Kaffee müssen dann halt ein wenig warten.
Unsere Kleinteil-Box kam wieder mal zum Zug.
Die Rollos am grossen Fenster lassen sich nicht mehr richtig bewegen. Der Grund eingetrockneter und verklumpter Staub, sowie Sand und vertrocknete Insekten.
Einsame Wüstenlandschaften, umgeben von riesigen Bergen und Vulkanen. Hier der Vulkan Uturuncu mit seinen gut 6´000 Metern.
Ab dem 6. November sind wir bis zum Ende des Monats ständig auf über 3‘200 und bis zu 4‘760 Höhenmeter, auf oft sehr einsamen Strassen unterwegs. Wir erleben Tage an denen wir keinem einzigen Fahrzeug begegnen. Dies liegt vielleicht auch daran, dass aufgrund Corona noch kaum Touristen unterwegs sind. Vor uns liegen Strassen mit Flussdurchfahrten, die wir keinesfalls während der Regenzeit befahren würden.
Das Klima hier oben ist rau. Die Luft ist steintrocken, die Nächte sind bitterkalt und tagsüber brennt die Sonne unerbittlich vom Himmel. Die Haut wird rissig und spröde. Vergisst man sich gegen die Sonne einzucremen, bekommt man innert Minuten einen Sonnenbrand. Gegen die Kälte der Nacht hilft nur eine Daunendecke plus Schlafsack und kuscheln, kuscheln, kuscheln.
Eines unserer schönsten Ziele sind die Sandstein-Formationen der „Ciudad de Roma“, die man nur über einen waghalsigen, zum Teil sehr steilen und engen Schotterweg erreichen kann. Wir waren überrascht als wir auf dem Zufahrts-Weg plötzlich vor einer verschlossenen Kette gestanden haben, aber die Gemeinde Guadalupe möchte mit dieser Sehenswürdigkeit etwas Geld verdienen. Eine Frau aus dem Dorf bietet sich an mit uns mitzufahren und uns als Führerin zu dienen. Sie besorgt den Schlüssel und so fahren wir zu dritt plus Hund in das abgelegene herrliche Sandstein-Gebirge.
Ganz speziell in den Hochanden ist die alpine Wüstenpflanze Yareta. Sie wächst am liebsten auf temperaturausgleichend wirkenden Steinhaufen oder Felsblöcken. Die Pflanze, die uns wie Moos erscheint, wächst extrem langsam. Radial nur 1,4 Millimeter pro Jahr. Das Alter lässt sich also in Abhängigkeit zur Grösse errechnen. Demnach gibt es Pflanzen die bis zu 3‘000 Jahre alt sind. Die Yareta wird von den Einheimischen als Brennstoff, aber auch für traditionelle Medizin verwendet. In den Hochanden von Chile ist diese Pflanze bereits vom Aussterben bedroht und die Verwendung als Brennstoff ist dort verboten. Es gibt jedoch für das lokale Volk keine Energie-Alternativen.
Unsere weitere Route führt uns vorbei an vielen Lagunen mit Hunderten Flamingos und vorbei an weiten Flächen mit tausenden grasenden Lamas und Alpakas. Die „Laguna Celeste“ mit ihrem milchig-weissen Wasser und die „Laguna Sacabaya“ mit den unzähligen Flamingos und dem Spiegelbild des höchsten Berg Boliviens, haben es uns besonders angetan.
Während unseres Aufenthalts in der Stadt Uyuni dient uns der legendäre Zugfriedhof als Schlafstätte. Eigentlich nur ein grosser Schrottplatz für alte Lokomotiven und Waggons, aber als Foto-Sujet äusserst beliebt. Hier werden wir erbarmungslos von einem Sandsturm eingeholt. Jan und ich haben so etwas noch nie erlebt. Innerhalb von Minuten wälzt sich eine dichte Staubwolke aus dem Westen auf uns zu, verdunkelt die Sonne und überrollt uns, so dass wir etwa 1 Stunde lang kaum mehr etwas von der Landschaft sehen.
Am Donnerstag ist Markttag in Uyuni so nutzen wir die Gelegenheit zwischen vielen Marktständen zu schlendern und die Auslagen zu bewundern.
In Uyuni lassen wir unsere Gasflaschen füllen. Tatsächlich werden uns für 2kg tatsächlich abgefülltes Gas, ganze 10kg verrechnet. Hätte Jan nicht interveniert hätten wir sogar 20kg bezahlen müssen. Wie sagt Jan immer so schön: „Die Bolivianer sind Schlitzohren“.
Schon zwei Mal waren wir auf dem Salar de Uyuni, aber erst jetzt beim dritten Mal besuchen wir die mit unzählbaren Kakteen bewachsene Isla Incahuasi. Haben uns immer die unübersehbar vielen Touristen-Fahrzeuge abgeschreckt, sind wir diesmal ganz alleine. Beim Sonnenuntergang auf der Kaktus-Insel herrscht eine ganz besondere Stimmung und wir freuen uns schon auf das Abendessen: als wir das letzte Mal auf dem Salzsee waren gab’s Käse-Fondue, heute gibt es Raclette!
Entlang der Strecke zwischen den Salzseen von Uyuni und Coipasa kommen wir an grossen Flächen beackertem Land vorbei. Hier wird Quinoa angebaut und die ersten Sprossen sprießen bereits aus dem Boden.
In der Nähe der Grenzstadt Pisiga Bolívar suchen wir uns einen Schlafplatz unweit der chilenischen Grenze. Um genau zu sein, es sind Luftlinie gerade mal noch 2km bis nach Chile. Es dauert nicht lange kommt ein Auto mit bolivianischen Militärs angefahren, welche uns streng erklären, wir stecken inmitten der „zona conflictiva“ zu Chile und können hier keinesfalls übernachten. Viel zu gefährlich. Wir sollen nur 1km weiter auf das Gemeindegebiet von Pisiga fahren, dann wären wir in Sicherheit. Gesagt, getan. Nach weiteren 2km finden wir einen anderen guten Platz, der in Luftlinie sogar noch näher an der chilenischen Grenze liegt, aber auf dem wir eine ruhige Nacht verbringen.
Bei der Durchquerung einiger Bergdörfer fallen uns unglaublich grosse und moderne Gebäude auf, welche als evangelische Kirchen bzw. Gemeindehäuser betitelt sind. Wir rätseln warum diese überdimensionierten Gebäude in den wie ausgestorben wirkenden Orten gebaut wurden. Eines dieser Bergdörfer ist Chulumani, wo wir auch übernachten. Wir kommen mit einer Alpaka-Schäferin ins Gespräch die uns erzählt, sie seien hier übers Wochenende nur zu dritt. Noch eine weitere Schäferin und ein Mann, mit dem wir ebenfalls einen kurzen Schwatz abhalten. Warum jedoch die evangelischen Riesen-Häuser hier stehen, haben wir leider nicht herausgefunden.
Hier die „zona conflictiva“; die Berge sind chilenisches Territorium
Unser Stellplatz mit Blick ins Landesinnere von Bolivien; wieso es hier nicht mehr gefährlich ist und wieso hier ein ausgebranntes Auto steht - man muss nicht alles verstehen.
Auf unserer Besuchsliste stehen „Chullpas“, aber wir wissen gar nicht was das sein soll. Erst als wir vor diesen kleinen, bunt bemalten Häuschen stehen und die Tafeln mit den Erklärungen dazu lesen, wird uns klar: Es handelt sich um antike Grabstätten in denen die Toten angesehener Familien mit ihren Besitztümern bestattet wurden.
Im Parque Nacional Sajama bewundern wir den gewaltigen schneebedeckten höchsten Berg Boliviens aus der Nähe. Der Nevado Sajama ist unglaubliche 6‘548 Meter hoch. Wenn man selbst schon auf 4’000 Metern steht, kommt einem das gar nicht mehr so hoch vor. Ausserdem besuchen wir im Nationalpark brodelnde Geysire und nehmen ein Bad im wohl temperierten Wasser.
Während des Novembers kommen wir doch durch so einige Städte und viele Dörfer. Aber immer wieder müssen wir sagen „schön ist anders“. Die Häuser in denen die Menschen leben sind häufig halbfertige Baustellen. Die Orte erscheinen uns immer eher schmutzig und staubig. Die Hauptplätze sind oft trostlose Orte an denen die Hunde streunen und nach Futter suchen.
Wir wissen von unserer Reise im Jahr 2017, es gibt auch schöne Orte in Bolivien. Diese sind uns in diesem Monat jedoch leider nicht untergekommen. Vielleicht stumpft gerade hier in den Hochanden das raue Klima und das harte Leben den Sinn der Menschen für das Schöne ab.
Die Führerin, welche uns zur Ciudad de Roma begleitet, erzählt uns von Padre Claus aus Deutschland, der schon seit Jahren im benachbarten San Antonio de Esmoruco lebt und von dort aus mehrere Gemeinden betreut. Für uns ist klar, diesen Mann möchten wir kennenlernen. Auch aus dem Grund, weil ich (Marita) einen Onkel hatte, der missionarisch Zig Jahre in Kenia tätig war und somit ein gewisses Interesse am Thema Mission habe.
In Esmoruco klopfen wir auf Empfehlung der Einheimischen, kräftig und lautstark am Kirchen-Nebengebäude an die Blechtür. Wir haben Glück, Pater Claus ist zuhause und öffnet uns die Tür. Er bekommt nur selten Besuch aus Europa, umso grösser ist die Überraschung.
Pater Claus Braun war 8 Jahre im brasilianischen Amazonasgebiet tätig, bevor ihn die Arbeit vor mehr als 30 Jahren in die hohen Anden Boliviens verschlug. Er betreut in dieser Region seelsorgerisch mehr als 20 Dörfer. Die Arbeit macht ihm Spass und die Boivianer lieben ihn. Dennoch wird er im März 2022 den amerikanischen Kontinent verlassen und mit seinen 67 Jahren ein Caritas-Projekt in einem Pflegeheim in Mannheim übernehmen.
Seine bolivianischen Kirchgemeinden liegen auf rund 4’000 Höhenmeter. Er erzählt uns, in Bolivien gibt es dauerhaft bewohnte Dörfer, welche sogar auf einer Höhe von 4‘400 Meter liegen. Für uns unvorstellbar. Der Ort San Antonio de Esmoruco liegt auf 3‘700 Höhenmeter und hat etwa 300 Einwohner. Bildungstechnisch bildet Esmoruco ein Zentrum der Region, denn die grosse Schule im Ort bedient alle Lernstufen bis hin zum Abitur. Unglaubliche 250 Schüler lernen hier täglich fürs Leben.
Pater Claus hilft uns dann noch unsere Tanks zu füllen. Wasser finden wir in einem Privathaushalt, wo uns sogar der Eigentümer beim Füllen und Schleppen der Eimer hilft. Den Diesel finden wir an einer ganz aussergewöhnlichen mobilen Tankstelle, nämlich an einem Reisebus. Der Bus verkehrt regelmäßig zwischen Esmoruco und der Stadt Uyuni, wo er jeweils seinen Dieseltank füllt. Der überschüssige Diesel, den der Bus für die Fahrt nicht benötigt, kann verkauft werden. Pater Claus weiss wo der Busfahrer wohnt, der uns dann von seinem Diesel mittels Schlauch und Kanister 20 Liter abgibt.
So langsam verabschieden wir uns von Claus Braun, denn er hat viel Arbeit. Zur Zeit steckt er inmitten der Vorbereitungen für die 1. heilige Kommunion am kommenden Sonntag (14.11.) im auf 4‘200 Meter hoch gelegenen Dorf Guadalupe. Wer mehr über Pater Claus Braun und seine Arbeit in Bolivien erfahren möchte, kann dies über folgenden Link: www.impresiones-de-los-andes.org
Es ist gewiss nicht das erste Mal, dass wir in die Weltstadt La Paz reinfahren, aber wieder schafft sie es uns voll und ganz in ihren Bann zu ziehen. Die obere Kante der Stadt liegt auf einer Höhe von 4‘100 Meter. Am Abriss der Hochebene kleben an den steilen Hängen Tausende rote Ziegelhäuser die sich bis in die tiefe Talsohle fortsetzen. Dort unten auf nur noch 3‘200 Meter türmen sich moderne Hochhäuser. In dieser verkehrten Stadt ist es nicht nobel möglichst weit oben mit Aussicht zu wohnen, sondern tunlichst weit unten. Denn das Klima ist um ein vielfaches angenehmer und milder in der Tiefe.
Wir wollen uns in La Paz auf die Ausreise nach Peru vorbereiten. Zwar gelten die peruanischen Landesgrenzen offiziell noch als geschlossen, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so steuern wir direkt den Flughafen El Alto an, mit der Hoffnung dort einen PCR-Test machen lassen zu können. Eigentlich nur für Einheimische, aber die medizinischen Fachpersonen machen für uns eine Ausnahme. Es wird ein Abstrich genommen und morgen zur Mittagszeit sollten wir das Ergebnis bekommen. Ausserdem müssen wir für den geplanten Grenzübergang nach Peru online eine „Declaración Jurada“ ausfüllen, in der wir bestätigen kein Covid-Risiko zu sein.
Die Wartezeit bis morgen verkürzen wir uns mit einem Stadt-Rundgang durch das Zentrum von La Paz. Peinlich wird es, als uns der Taxi-Fahrer fragt, was unser liebstes bolivianisches Essen ist. Um ehrlich zu sein, wir kochen täglich selber und haben keine Ahnung wie das typisch bolivianische Essen schmeckt, bzw. was es überhaupt für Spezialitäten gäbe.
Es ist der 25.11. Der „Enfermero“ Hugo kündigt sich auf 10:30 Uhr an, uns die PCR-Ergebnisse zu übergeben. Er verspätet sich allerdings um mehr als 1 Stunde, da es auf der Hauptstrasse zwischen La Paz und El Alto einen Verkehrsunfall mit 6 Toten gab. Keine Seltenheit hier. Und dann der Schrecken: Jan ist negativ, aber Marita - Corona positiv! Wie bitte? Positiv? Das kann nicht sein. Wir hatten schon seit Ewigkeiten keinen engen Kontakt mehr zu anderen Menschen. Ausserdem bin ich (Marita) Symptom-frei. Zumindest war ich das bis Hugo gesagt hat ich habe Covid-19. Ab dann hatte ich schlagartig (eingebildete) Halsschmerzen. Da schieben wir doch sicherheitshalber einen Schnelltest hinterher. Und siehe da: negativ! Aber für einen Grenzübertritt nach Peru brauche ich unbedingt einen negativen PCR. Also lass ich sofort erneut einen Abstrich nehmen mit der Hoffnung, dass der morgen negativ ist. Siehe da, am Freitag den 26. bekomme ich vom bolivianischen Gesundheitsamt offiziell bestätigt, ich bin Corona-negativ. Yippieh, also Nichts wie los zur peruanischen Grenze.
Ca. um 14:30 Uhr erreichen wir den Grenzort Desaguadero vor dessen Toren eine kilometerlange doppelspurige Schlange von LKW‘s steht. Mit viel Gehupe ziehen wir an den LKW‘s vorbei um möglichst rasch an den Grenzposten zu gelangen. Hier stellt man uns die Frage: „Haben Sie das Permiso?“. Welches Permiso? Wir haben einen negativen PCR, den QR-Code der ausgefüllten Declaración Jurada und sind doppelt geimpft, das muss doch reichen! Nein, ohne Permiso des peruanischen Konsulats in La Paz geht da gar Nichts. Jan und ich diskutieren 2 Stunden lang mit sämtlichen Beamten der Migración und der Aduana und ziehen somit den Ärger der wartenden und mittlerweile laut schimpfenden LKW-Fahrer auf uns. Wir haben keine Chance. Ohne dieses Permiso kommen wir nicht über die Landesgrenze. Der Vorschlag der Offiziellen, wir könnten ja mit dem Flugzeug einfliegen, aber mit dem Fahrzeug… nein, unmöglich. Unser geplanter Grenzübertritt scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Erst das Gezeter mit dem positiven PCR-Test und jetzt das fehlende Permiso. Arg frustriert ziehen wir den Rückzug an.
Es ist Freitagabend und somit Wochenende. Das peruanische Konsulat öffnet erst wieder am Montagmorgen seine Tore. Also beschliessen wir zur Península Chucuito (auch bekannt als „Cocotoni-beach“) an den Titicaca-See zu fahren und dort die Zeit zu überbrücken. Eine sehr gute Entscheidung, denn dort draussen können wir uns zwei Tage lang in der wunderbaren Natur erst mal abreagieren und dann entspannen.
Am Montagmorgen um 09:30 Uhr stehen wir mit sämtlichen Papieren und Dokumenten in der Empfangshalle des peruanischen Konsulats in La Paz. Aber wir werden abgewiesen. Termine gibt es nur nach Vereinbarung. Wir telefonieren, ob wir nicht kurz raufkommen dürfen um unser Anliegen vorzubringen. Nein! Wir sollen ein eMail mit allen Details und der konkreten Bitte ums Permiso senden. Das tun wir rápido gleich vor Ort. Fünf Minuten später rufen wir die Dame an, ob sie unser eMail bekommen hat. Ja, hat sie. Sie habe auch schon geantwortet. Das peruanische Konsulat ist nicht zuständig! Wir sollen uns mit unserem Anliegen an die schweizer oder deutsche Botschaft wenden. Nur die könnten uns helfen. Wir fassen es nicht. Hätte uns die Dame das nicht gleich beim ersten Telefonat sagen können? Absolut enttäuscht und mit hängenden Köpfen ziehen wir ab.
Chile hat zum 01.12. erleichterte Grenzübertritte angekündigt. Deshalb schmieden wir bereits einen Plan B: Ausreise aus Bolivien nach Chile und von dort weiter nach Peru. Aber die neue Corona-Variante Omikron macht die Hoffnung zunichte. Chile verschiebt die angekündigte Öffnung seiner Landesgrenzen bis auf weiteres.
Wir lassen nichts unversucht und nutzen nun unsere allerletzte Chance: wir kontaktieren die schweizer und deutsche Botschaft und bitten um Hilfe für das Permiso zur Ausreise nach Peru. Ob sie uns helfen können? Darüber werden wir im Dezemberbericht informieren.
Unser allerwichtigstes Dokument auf Jans iPad, in dem wir alles Wesentliche zur Reise im Jahr 2021 und zum Fahrzeug überhaupt dokumentieren, stürzt plötzlich ab und ist unwiederbringlich für allezeit verloren. Nicht mal der regelmässige Backup mit dem Laptop kann das Numbers-File wieder herstellen.
mbo
Wir hoffen durch die Hilfe der deutschen Botschaft eine Sonder-Einreisegenehmigung für Peru zu erwirken.
Dann wollen wir entlang der Pazifikküste nordwärts und noch im Dezember nach Ecuador weiterreisen.
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