Der mächtige Vulkan Payún Liso am Südeingang des Parks
Haben wir im Februar 2017 das einzigartige Reserva Natural La Payunia südwärts verlassen, nehmen wir heute diesen schmalen Pfad unter die Räder, um von Süden her unbemerkt in das Reservat einzufahren. Denn auch damals war es schon verboten ohne Reiseführer in diesen Park einzutreten und wir sehen eigentlich keinen Grund, dass wir uns dort ohne Guide „verirren“ könnten.
Die Vulkanlandschaft des Naturreservat La Payunia hat uns vor 4 Jahren schon mit seinen unzähligen Vulkankegeln beeindruckt. Auf dem tiefschwarzen Boden hebt sich das goldene Gras leuchtend ab, was besonders in der Abendsonne ein beeindruckendes Bild abgibt. Lavabomben säumen den Weg und weit und breit ist ausser den vielen Guanakos kein Lebewesen zu sehen.
Plötzlich taucht am Horizont ein Pick Up auf. Kurz bevor er uns erreicht fahren wir an die Seite um ihn vorbei zu lassen. Aber er fährt nicht vorbei. Er parkt direkt vor unserem Indi und es steigen zwei Parkwächter aus. Selbstverständlich klären sie uns darüber auf, dass sich der offizielle Parkeingang im Norden befindet und wir eigentlich nur mit Führer hier unterwegs sein dürften. Aber ihre zweite Botschaft trifft uns wirklich hart. Ab heute Nacht, 21. Mai, 24:00 Uhr gilt ein erneuter landesweiter totaler Lockdown. Diese vorerst 9-tägige Massnahme wurde vom argentinischen Präsidenten äusserst kurzfristig beschlossen, um die horrend steigenden Corona-Fallzahlen möglichst schnell in den Griff zu bekommen. Als wir diese schockierende Nachricht erhalten ist es bereits Abend und bis zum nächsten Ort noch 130 km. Nach kurzer Besprechung mit den zwei Guardaparques beschliessen wir die Nacht auf dem Parkplatz am offiziellen Reservats-Eingang zu verbringen und morgen nach Malargüe weiter zu fahren.
Luftlinie noch keine 250 km von Bariloche entfernt, ereilt uns das nächste Problem mit unserem Indi. Wir befinden uns gerade im Parque Nacional Laguna Blanca, als es anfängt im Auto fürchterlich nach Diesel zu stinken. Es ist nicht das erste Mal, dass uns das passiert. Deshalb stoppen wir sofort das Fahrzeug um unter der Motorhaube zu kontrollieren was kaputt ist: Der Wasser-Ablass-Schlauch unseres Diesel-Filters ist abgesprungen und nun sprudelt der Kraftstoff bei laufendem Motor nur so heraus. Eine schreckliche Sauerei und schlimm für die Umwelt! Mit einer Klemmschelle ist der Schlauch schnell provisorisch fixiert und wir können ohne Probleme in der nächsten Stadt die Werkstatt aufsuchen. Das Team der Werkstatt „Taller Ciudad de Zapala de Horacio San Martín“ ist sehr freundlich und hilfsbereit. Auch deshalb, weil man hier in Argentinien nur selten einem 6-zylindrigen 4x4-Sprinter unter die Haube blicken kann. Bereits eine Stunde später können wir mit einem neu befestigten Diesel-Schlauch die Werkstatt wieder verlassen und unsere Reise Richtung Norden fortsetzen.
Sehr schlecht, wenn der Motor mitten in der Natur Diesel verliert.
Uns wird schnell und kompetent geholfen. In einer Werkstatt, in die wir uns in Europa lieber nicht hineinwagen würden.
Es ist Samstag, der 22. Mai. Unsere erste Anlaufstelle im Städtchen Malargüe ist der Posten der Gendarmerie. Dort erkundigen wir uns über die aktuellen Restriktionen vor Ort und landesweit. Uns wird empfohlen auf den Camping Municipal zu fahren und dort die 9 Tage Lockdown abzuwarten. Die Meinung des Gendarm ist, ab dem 31. Mai wird die Weiterreise für uns wieder möglich sein.
Zwar gefällt uns die Tatsache überhaupt nicht im immer noch kühlen Teil Argentiniens bleiben zu müssen, aber wir nehmen uns den Vorschlag des Uniformierten zu Herzen und fahren zu diesem Gemeinde-Campingplatz.
Geschlossen! Der Camping Municipal ist für neu eintreffende Reisende nicht zu betreten. Die Menschen, die bis heute Nacht 0:00 Uhr eintrafen dürfen hier bleiben, neue Besucher jedoch werden abgewiesen. Dies ist die Anweisung des hiesigen Bürgermeisters, die nicht weiter diskutiert wird. Tja, was tun? Wir beschliessen unsere Vorräte zu füllen, kommende Nacht auf einem ruhigen Parkplatz in Malargüe zu verbringen und dann unsere geplante Reise - Lockdown hin oder her - in Richtung Norden fortzusetzen. Frei nach dem Motto: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Aber wohin sollen wir fahren? Glücklicherweise können uns Patricia & Stefan (ExplorerSouls.com) weiterhelfen, welche selbst in der Provinz Salta festsitzen. Patricia und Stefan haben Bekannte in der Provinz San Luis, die uns die Möglichkeit offerieren, den aktuellen Lockdown bei sich im Garten auszusitzen. Also… auf nach San Luis. Schauen wir mal wie weit wir kommen.
Von unserem Abfahrtsort Malargüe (Mendoza) zu unserem neuen Ziel Merlo (ganz im Nordosten der Provinz San Luis) trennen uns schlappe 650km inklusive einer Provinzgrenze. Ein ambitiöses Ziel wenn man bedenkt, dass sich Argentinien eigentlich im totalen Lockdown befindet und touristische Reisen nicht erlaubt sind. Umso mehr haben wir ein mulmiges Gefühl im Magen als wir uns auf den Weg machen. Bis zur Provinzgrenze Mendoza/San Luis sind es immerhin 365km, dabei müssen wir durch die Stadt San Rafael. Um möglichst Polizeikontrollen zu umgehen umfahren wir ganz bewusst das Zentrum der Stadt und nähern uns der Provinzgrenze. Bisher lief alles wie geschmiert und wir hoffen, dass es morgen so weiter geht. Aber jetzt suchen wir uns entlang der Ruta Nacional 146 erstmal einen Schlafplatz und düsen morgen weiter.
Der nächste Tag verläuft wie gestern. Keine Probleme mit dem Vorankommen. An der Provinzgrenze gibt es nur eine Kontrolle, die uns und unser Fahrzeug registriert, weiter Nichts. Also wenn das Reisen so unkompliziert ist, dann machen wir noch einen Umweg über die herrlichen Berge nördlich der Provinzhauptstadt. Auch hier gibt es keinerlei Kontrollen und wir können eine ruhige Nacht inmitten der Natur verbringen, eh wir zu Claudia & Guido nach Merlo weiterfahren.
Die Freunde der ExplorerSouls Claudia & Guido empfangen uns mit offenen Armen in ihrem kleinen Paradies. Ein hübsches Grundstück auf dem Land mit einem kleinen Häuschen, südlich des reizenden Städtchens Merlo. Hier dürfen wir uns für die nächsten Tage einrichten.
Die deutsche Claudia hat die Bekanntschaft mit ihrem liebsten Argentinier Guido dem Corona-Lockdown zu verdanken (es ist nicht das erste Mal, dass Jan und ich ein internationales „Corona-Pärchen“ kennenlernen). Das Grundstück gehört Guidos Opa und das Häuschen wird nur gelegentlich von Familienmitgliedern bewohnt.
Während unserer Zeit bei den beiden haben wir sehr viel Spass. Wir machen gemeinsam Asado, gehen wandern und Guido zeigt uns am 29. wie man leckere Gnocchi selber macht. Zur Info: immer der 29. eines jeden Monats ist in Argentinien Gnocchi-Tag. Dies rührt daher, da am Ende des Monats kurz vor dem Zahltag, ausser Kartoffel und Mehl nicht mehr viel vorrätig war um eine sättigende Mahlzeit zuzubereiten. Auch heute treffen sich jeweils am 29. noch regelmässig Freunde und Familien um gemeinsam Gnocchi zu machen und zu verspeisen.
Vielen herzlichen Dank nochmal an Claudia und Guido, für die liebe Gastfreundschaft. Wir hatten eine schöne Zeit mit Euch, die wir nie vergessen werden.
Dieses Foto hat uns ein wenig erschreckt. Wir haben es gespürt und gesehen, dass wir an diesem Ort von einer artenreichen Natur umgeben sind. Sag ich eines Abends zu Marita, Nachts habe ich beim Gassi gehen mit der Banda immer wieder das Gefühl von Tieren beobachtet zu werden.
Eines Nachts, irgendwann am 30./31. Mai, rüttelt es mächtig am Auto, mehrmals und so stark, dass wir wachgerüttelt werden. Die Vermutung liegt nahe, dass wilde Hunde an unseren am Reserverad aufgehängten Abfall wollten. Ich fand es aber doch eher merkwürdig, dass das Gewicht eines Hundes das Auto so zum Schaukeln bringt.
Dieses Foto erreicht uns ein paar Tage später und erzählt eine andere Geschichte mit anderen Gefühlen. Ort und Zeit stimmen und ein Puma ist doch um einiges schwerer als ein Hund; ich denke dieser könnte den Indi schon zum Schaukeln bringen. Ich jedenfalls werde nicht mehr einfach so in der dunklen Nacht mit dem Hund Gassi gehen …
Montag der 31. Mai, der erste Tag nach dem erneuten kurzen Lockdown. Jan und ich ergreifen die Chance und reisen weiter. Unser Ziel, die Provinz Córdoba. Auch diese Provinzgrenze stellt kein Problem dar. Niemand kontrolliert uns und so erreichen wir pünktlich zum Monatsende den Stausee La Viña in unserer Zielprovinz „Córdoba“.
Die Reise hat sich gelohnt, die Tage hier sind warm und sonnig. Erfolgreich haben wir die stürmischen Winde und grauen Regentage Patagoniens hinter uns gelassen und schon beinah wieder vergessen.
Während wir am 9. Mai meinen 49. Geburtstag zu zweit noch im stürmischen und kalten Patagonien feiern, können wir am 26. Mai Jans 56. Geburtstag gemeinsam mit Claudia und Guido bereits im milden Klima des Nordens San Luis zelebrieren. Dementsprechend war auch die Menü-Auswahl: Raclette am 9. und Asado am 26. Mai. Wir schätzen uns sehr glücklich ein weiteres Jahr gesund überlebt zu haben.
Auf diesem Weg nochmal vielen Dank für die vielen guten Wünsche zu unseren Geburtstagen.
Gefahrene Strecke: 2’106 Km
Route:
Provinz Río Negro: San Carlos de Bariloche, Dina Huapi
Provinz Neuquén: Camino de los 7 Lagos, Chapelco Ski Resort, Junín de los Andes, Parque Nacional Laguna Blanca, Zapala
Provinz Mendoza: Reserva Natural La Payunia, Malargüe
Provinz San Luis: Ruta Provincial 9, Paso del Rey, Cortaderas, Merlo
Provinz Córdoba: Embalse La Viña
Anfang Mai - Das vordere Allradgetriebe unseres Fahrzeugs liegt beim Mechaniker in Bariloche auf der Werkbank. Miguel, der Mechaniker, wartet darauf dass wir ihm die nötigen Ersatzteile für die Reparatur liefern. Wir müssen ihm aber mitteilen, dass es keine Ersatzteile geben wird. Unsere ausführlichen Telefonate mit der Firma Oberaigner in Österreich (Mercedes-Zulieferer, welcher diese Getriebe herstellt) haben bestätigt, einzelne Zahnräder aus dem Getriebe sind weltweit nicht erhältlich. Die Transmission wird nur im Ganzen verkauft. Den völlig überteuerten Preis, für den Mercedes Kaufmann in Chile das Getriebe verkauft (12‘500 US-$), kann auch die Firma Oberaigner nicht erklären. So bitten wir unseren Mechaniker also um einen Termin und klären, welche Teile er für den Einbau des kaputten Getriebe benötigt. Zwei drei Dichtungen braucht er und wenn wir eh in Chile bestellen, dann gleich noch Abdichtungsmanschetten, die er gerne austauschen möchte. Sofort bestellen wir die Ersatzteile bei Mercedes Kaufmann in Osorno und bitten um möglichst schnelle Abwicklung. Aus den versprochenen 24 Stunden Lieferzeit, werden 3 Tage (Mercedes Kaufmann ist also nicht nur teuer, sondern auch sehr langsam). Deshalb kann unser Lieferant die Teile nur verspätet abholen und erst am 6. Mai nach Bariloche bringen.
Mit den Ersatzteilen in der Hand möchten wir einen neuen Termin bei unserem Mechaniker Miguel vereinbaren. Er ist völlig ausgebucht und vertröstet uns auf die Kalenderwoche 20. Wie bitte? Wir sollen uns weitere 10 Tage gedulden müssen und in Bariloche rumhängen? Miguel hat Erbarmen und schiebt uns am 14. Mai in seinen ausgebuchten Werkstatt-Kalender. Er sagt, wenn wir unseren Indi um 09:00 Uhr bringen, können wir ihn abends um 19:00 Uhr wieder abholen. Gut, so werden wir es machen. Aber bis dahin ist es noch eine ganze Woche und wir hätten gerne mal einen „Tapetenwechsel“. Bariloche fällt uns so langsam auf den Kopf. Würden wir Richtung Norden fahren, müssten wir die Provinz Río Negro verlassen. Da über Argentinien gerade die 2. Corona-Welle rollt, ist das keine gute Idee, denn die Provinzgrenzen sind in Argentinien schnell mal dicht gemacht. Miguel meint, wir könnten doch ins 125 km südlich gelegene Städtchen El Bolsón fahren. Wenn wir vorsichtig und nicht bei Regen unterwegs sind, macht es Nichts aus wenn das Allradgetriebe fehlt. Gute Idee und so rollen wir langsam südwärts.
Um dieses Teil geht es - ca. 25 Kg schwer
(Quelle Bild: unbekannt)
Bereits auf den ersten Kilometern hören wir ein leises Pfeifen aus dem linken vorderen Radkasten. Dieses Pfeifen wird innerhalb kürzester Zeit zu einem lauten Quietschen und entwickelt zu entsetzlichem Kreischen, das uns veranlasst sofort wieder umzukehren und den Mechaniker aufzusuchen. Dieser ist mit den Nerven runter weil wir schon wieder bei ihm auf der Matte stehen. Er könne da jetzt nichts machen und verschwindet in seiner Werkstatt. Sein Sohn Mariano zeigt Mitleid und versucht uns zu erklären, das seien die Bremsbeläge die durch die Hitze kristallisiert seien. Frustriert fahren wir zurück an unseren Platz am See im Nachbarort von Bariloche. Tja, das Dörfchen Dina Huapi mit seinen Geschäften und Einwohnern, die wir mittlerweile ganz gut kennen, lässt uns einfach nicht los. Da macht doch eine Woche mehr oder weniger Nichts aus. Es ist bereits Samstag, der 8. Mai als Jan und ich das linke Vorderrad demontieren um zu schauen, was denn da nun so laut gkreischt hat. Oweh, das Radlager hat mächtig Spiel und lässt sich stark bewegen. Haben wir zusätzlich zum kaputten Allrad jetzt noch ein weiteres Problem? Wir hoffen es nicht! Wir bewegen unser Auto nun keinen Zentimeter mehr, bis zum vereinbarten Werkstatttermin am 14. Mai. Wie vereinbart rollen wir um 09:00 Uhr pünktlich in die Werkstatt und kommen erst um 19:00 Uhr wieder zurück. Für uns ein sehr langer Tag. Siehe da, unser Indi steht bereits abholbereit vor der Werkstatt. Können wir nach 5 Wochen in Bariloche jetzt tatsächlich weiter fahren? Unser Mechaniker meint ja, der Indi sei wieder fahrtüchtig. Er habe beim Zusammenbau des Getriebes die Zahnräder umgedreht, so dass sie nun in die andere Richtung laufen. Wir können im Notfall den Allrad sogar zuschalten, der wird noch ein Weilchen funktionieren. Beim Mechaniker auf dem Platz testen wir sicherheitshalber den Allrad und schalten ihn ein. Unglaublich, das laute Klopfen ist weg. Als wäre nie was gewesen. Miguel, Du bist echt ein Spitzen-Mechaniker! Lustig, dass er uns noch zum Abschied eine Flasche Rotwein schenkt. Wir verabschieden uns und wünschen Miguel nie wieder sehen zu müssen ;-)
Am Folgetag, am 15. Mai, drehen wir eine weitere Runde durch Bariloche. Denn wenn doch noch was mit dem kaputten Getriebe sein sollte, könnten wir wenigstens gleich wieder zum Mechaniker unseres Vertrauens. Mit der Lenkung stimmt was nicht. Der Indi rollt zwar schön geradeaus, aber während der Kurve drückt das Lenkrad kraftvoll zurück zur Mitte. Das Lenken ist richtig mühsam und schwer. Wir fahren zum Spur-einstellen in eine andere Werkstatt in Bariloche, die wir schon im April kennen gelernt haben. Der junge Mann braucht letztendlich 3 Anläufe bis die Spur des Sprinters korrigiert ist. Wir dachten nicht, dass das so kompliziert sein würde. Als wir aber doch noch am selben Tag die Stadt Bariloche und die Provinz Río Negro nordwärts verlassen, sind wir überglücklich und voller Vorfreude auf ein wärmeres Argentinien.
… allerdings muss das „wärmere Argentinien“ noch etwas auf uns warten. Das wird uns bewusst, als wir unser Lieblingsplätzchen am „Camino de los siete Lagos“ ansteuern. Zwar sind wir für diese Nacht schon 130 km in nördliche Richtung gefahren, aber von „mehr Wärme“ ist noch keine Spur. Ganz im Gegenteil. Als wir am nächsten Morgen aufwachen ist die Welt um uns in romantischer Art tiefgefroren. Die Bilder sprechen für sich…
mbo
Da wir im Jahr 2017 die Provinz Córdoba nur während 11 Tagen bereist haben, gibt es für uns hier noch viel zu entdecken. Dies möchten wir im Monat Juni nachholen.
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