Cape Breton und Neufundland

Juli 2024

Je nördlicher wir kommen desto wilder die Landschaften und freundlicher die Menschen

Fahrstrecke

Nova Scotia: Indian Island, Grand Desert - Dartmouth - Sober Island - Sherbrooke Village - Port Bickerton - St. Peters Canal Historic Site - Louisbourg - Glace Bay - Wreck Cove - Smokey Mountain - White Point - Dingwall Beach - Tenerife Mountain - Meat Cove - Chéticamp - Gypsum Mine Lake - Inverness - Mabou - Baddeck - Alexander Graham Bell National Historic Site - North Sydney

Neufundland: Argentia - Castle Hill National Historic Site - Gooseberry Cove Provincial Park - Cape St. Mary's Ecological Reserve - Point Lance - St. Vincent‘s - Cape Race - Ferryland - La Manche Provincial Park - Cape Spear - St. John’s - Brigus/Cupids - Clarke‘s Beach - Harbour Grace - Salmon Cove Beach - Perry‘s Cove - Old Perlican


Gefahrene Kilometer:     2´194

Zeitzone:                                 MESZ -4,5 Stunden

Auf nach Cape Breton


Von Halifax geht’s für uns weiter entlang der Ostküste Nova Scotias in Richtung Norden. Wir finden hübsche Übernachtungsplätze, besuchen das Freilichtmuseum Sherbrooke Village und kürzen eine Fahrstrecke mit einer Fährüberfahrt ab.

So erreichen wir wenige Tage später die Insel Cape Breton, welche mit 10`300 Quadratkilometern den nördlichen Teil der Provinz Nova Scotia bildet. 

Cape Breton ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit mit grünen Hügeln und steilen Küstenabschnitten, seine lebhafte keltische Kultur und seine reiche Geschichte insbesondere der europäischen Einwanderer. Wichtige Sehenswürdigkeiten sind der Cape Breton Highlands National Park, der Cabot Trail und die historische Festung Louisbourg.


Blick auf die Festung Louisbourg in recht bequemen Sitzen; diese Stühle finden wir überall in Kanada

In den 1990er Jahren gab es in Cape Breton eine Bewegung, die sich für die Trennung von Nova Scotia und die Gründung einer eigenständigen Provinz einsetzte. Die Befürworter argumentierten, dass Cape Breton wirtschaftlich und kulturell benachteiligt sei und dass eine eigene Provinz die Möglichkeit bieten würde, regionale Anliegen besser zu adressieren und die Wirtschaft zu stärken. Diese Bewegung gewann aber nie genug politische Unterstützung um realisiert zu werden und deshalb ist Cape Breton weiterhin ein Teil von Nova Scotia.

Die Menschen auf Cape Breton


Schon längst wurde uns vorhergesagt, daß die Menschen auf Cape Breton sehr gastfreundlich seien und das können wir jetzt am eigenen Leib erfahren. Immer wieder werden wir von Menschen herzlich willkommen geheißen und bekommen Tipps für unsere Weiterfahrt. In Louisbourg machen wir Bekanntschaft mit dem „Flag Master“ (Fahnenmeister) der Gemeinde.  Sowie er gesehen hat, daß am Hafen ein Fahrzeug aus der Schweiz geparkt ist, hat er sofort die Schweizer Fahne gehisst.


In der Stadt Glace Bay besuchen wir unsere Freunde Darlene & Keith, die wir bereits im Sommer 2015 in Dawson City (Yukon, Kanada) kennen gelernt haben. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir veranstalten einen Pizzaabend, ein Lagerfeuer und gehen gemeinsam auf Entdeckungstour in der Region. So landen wir im „Miners‘ Museum“, welches eindrucksvoll die Geschichte des Kohlebergbaus in der Region Cape Breton zeigt. Die Minen waren ein bedeutender Wirtschaftszweig, der die Entwicklung der Gemeinde maßgeblich prägte und zur Industrialisierung und sozialen Struktur der Region beitrug. 


Des weiteren entdecken wir auf Cape Breton viele schöne Wanderwege und finden herrliche Stellplätze für die Nacht. Auch kulinarisch hat die Region einiges zu bieten. Der Hummer-Fang ist eine große Einnahmequelle für die Einheimischen, so ist es selbstverständlich, dass auch wir uns diesem Gaumenschmaus hingeben.

Atemberaubende Übernachtungsplätze

Das Wetter auf Cape Breton


Auf Cape Breton erleben wir nicht nur eitel Sonnenschein, sondern haben auch mal den ein oder anderen Regentag mit viel Nebel. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn meistens ist das Wetter sommerlich warm bei Temperaturen bis zu 35 °C. Was uns allerdings etwas zu schaffen macht ist die stets hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 99 % relative Feuchte. Für die, die sich mit dem Taupunkt auskennen: Der lag während unseres Aufenthalts im Durchschnitt bei  beinahe 20°C…

Der Whisky auf Cape Breton


Da wir neuerdings Whisky-Liebhaber sind und auch den kanadischen Whisky besser kennen lernen wollen, besuchen wir die Glenora-Distillery. Diese Brennerei hat jahrelang mit der schottischen Whisky-Destillerie „Glenfiddich“ prozessiert. Der Streit drehte sich um die Verwendung des Namens "Glen" im Markennamen von Glenora’s Whisky „Glen Breton Rare“, einem kanadischen Single Malt Whisky. Glenfiddich und andere schottische Whiskyhersteller argumentierten, dass die Verwendung des Begriffs "Glen" (ein gälisches Wort für Tal) die Verbraucher in die Irre führen könnte, da "Glen" in Schottland oft in den Namen von Whiskys verwendet wird, um ihre schottische Herkunft zu betonen. Glenora gewann letztendlich den Fall und durfte den Namen „Glen Breton“ beibehalten, was als bedeutender Sieg für die aufstrebende kanadische Whiskyindustrie angesehen wurde.


Whisky oder Whiskey?

Der Unterschied liegt im Herkunftsland. Whiskey mit „ey“ am Ende kommt normalerweise aus Irland oder den USA. Whisky mit „y“ kommt in der Regel aus Schottland, Kanada und Japan. Hast Du das gewußt?



Aber zurück zu unserem Besuch bei Glenora. Wir machen hier also eine Verkostung von verschiedenen Whiskys und haben auch gleich einen Favoriten. Gerne hätten wir eine Flasche von diesem feinen Tropfen mitgenommen, aber 300 CA$ + Tax für 0,75 Liter erscheint uns dann doch etwas zu teuer. Zur Info: Für die teuerste Flasche Whisky der Glenora Distillery kann man ganze 4‘300 CA$ ausgeben (ca. 2‘800 €).

Unseren letzten Abend auf Cape Breton verbringen wir feuchtfröhlich bei der Breton Brewing Company und überlegen dabei, ob es im Osten Kanadas überhaupt noch schöner werden kann… bis wir nach Neufundland kommen…

Neufundland, wir kommen


Am Abend des 19. Juli verläßt unsere Fähre „Ala‘suinu“ mit einer Verspätung von 2 ½ Stunden den Hafen von North Sydney, um sich zur 16-stündigen Überfahrt nach Argentia (Neufundland) aufzumachen.


Die Überfahrt ist ruhig. Das Wetter spielt mit und wir haben kaum Wellengang. Die „Ala‘suinu“ ist ein nigelnagelneues Schiff „Made in China“ und wir entdecken so einige kleinere Konstruktionsfehler, die uns zum Schmunzeln bringen. Für unsere Hündin Banda haben wir im Vorfeld einen großen Käfig gebucht, denn alleine im Auto wollten wir sie für so viele Stunden nicht lassen. Wir merken daß die Schiffscrew mit dem neuen Dampfer noch zu kämpfen hat und die Routine fehlt, denn wenn die Passagiere nur für eine Tasse Kaffee eine halbe Stunde anstehen müssen, finden die das gar nicht mehr lustig. Außerdem beschweren sich viele Menschen über die kalte Luft auf dem Schiff. Schuld daran sei die Klimaanlage, die man angeblich nicht regulieren könne.


Auf der Fähre machen wir Bekanntschaft mit Ray Clarke. Er ist Neufundländer und lädt uns spontan zu sich nach Hause zum Essen ein. Ist es möglich daß die Menschen auf Neufundland noch gastfreundlicher sind als auf Cape Breton?


Wir sind auf den letzten Kilometern zu unserem Ziel Neufundland. Das Erste das uns beim Einlaufen in den Hafen von Argentia ins Auge sticht, ist eine riesengroße Baustelle. Da steht ein hoher Turm und wir überlegen was das wohl sein könnte? Es ist kein Windrad, wie wir erst vermutet hatten, sondern es handelt sich um eine Bohrinsel. Genauer gesagt um den Träger einer Bohrinsel. Der mächtige Pfeiler wird hier an Land gebaut, dann schafft man einen Zugang zum Meer um den Ständer zu Wasser zu lassen. Folglich wird der Träger zum endgültigen Ort auf den Atlantik verfrachtet, wo er zukünftig für die Ölförderung genutzt wird.

Erste Sehenswürdigkeiten Neufundlands


Eine unserer ersten Sehenswürdigkeiten auf Neufundland ist das „Cape St. Mary`s Ecological Reserve“. In diesem Schutzgebiet für Seevögel nistet eine der größten Kolonien von Basstölpeln in Nordamerika. Beim Touristen-Information-Center fragen wir ob es sich überhaupt lohnt zum Aussichtspunkt zu laufen, denn heute ist es doch recht neblig. Der Ranger lächelt und meint, das ist doch noch kein dichter Nebel, die Aussicht sei jetzt gut und so marschieren wir los. Beim Aussichtspunkt können wir tatsächlich die Vogelkolonie sehen, aber eine Aussicht aufs Meer haben wir aufgrund des Nebels leider nicht. 


Auf unserer weiteren Fahrt durch den südlichen Teil der Region Avalon sehen wir Wale in St. Vincent`s, besuchen das „The Myrick Wireless Interpretaion Center“ (Cape Race), wo im April 1912 als erstes das Notrufsignal der sinkenden Titanic eingefangen wurde … 

… und bekommen von einem Neufundländer frisch gekochte Krabben geschenkt. Nur einen Tag später schenkt uns in „Ferryland“ ein weiterer Einheimischer frischen Cod-Fisch (Kabeljau) und feinstes Lachsfilet. Aber das ist noch längst nicht alles, denn ebenfalls im Juli bekommen wir von weiteren lieben Menschen spontan ein Bier ausgegeben, erneut gekochte Krabben, eingefrorenes Elch-Fleisch und selbst gepflückte Heidelbeeren geschenkt. Also abgesehen von der herrlichen Landschaft die uns echt umhaut und den interessanten Sehenswürdigkeiten, sind die Menschen besonders zu erwähnen. Sie sind sowas von freundlich und lieb… wir können unser Glück kaum fassen.


Und jetzt noch das Tüpfelchen auf dem „i“, wir dürfen auf Neufundland überall stehen wo wir wollen. Immer wenn wir jemanden fragen ob es okay sei wenn wir hier übernachten, wird uns mitgeteilt „Hey, Ihr seid in Neufundland. Da könnt Ihr überall stehen und zwar so lange Ihr wollt.“

Unseren östlichsten Punkt…


… und somit nur noch 4’500 Kilometer, bzw. 4 ½ Stunden Zeitunterschied von unseren ursprünglichen Heimatorten entfernt, erreichen wir am Cape Spear. Das Cape Spear ist offiziell der östlichste Punkt Nordamerikas und bedeutet für uns, so nahe wie jetzt werden wir Europa in den nächsten Monaten (vielleicht Jahren) nicht mehr kommen.

Die Hauptstadt Neufundlands


… ist die Hafenstadt St. John`s. Eingebettet in eine ruhige Bucht ist sie vom rauen Atlantik-Wetter gut geschützt. Auffallend sind die vielen bunten Häuser die ganze Straßenzüge freundlich erscheinen lassen. Wir besuchen den Stadtteil „Quidi Vidi“ mit seinem schönen See und der guten Brauerei, fahren auf den Signal-Hill, dessen Wanderwege wir bestens erkunden und besuchen das „Johnson Geo Center“ gerade dann, wenn ein Stromausfall die ganze Region lahm legt.

Weiter geht`s…


… auf den Baccalieu-Trail. Auch hier entdecken wir herrliche Landschaften zum Wandern, gehen in einer Destillerie Whisky probieren, besuchen diverse Brauereien und erkunden interessante Sehenswürdigkeiten. Die erste Hälfte dieses Trails fahren wir im Juli, aber von der zweiten Hälfte erzählen wir gerne im nächsten Monatsbericht.

Unser Indi im Juli


Anfang Juli lassen wir im „Burnside Truck Center“ in Dartmouth (einem Nachbarort von Halifax) unsere Vorderachse - und wenn wir schon dabei sind - auch die vorderen Stoßdämpfer auswechseln. Dabei entdecken wir daß die Radlager auch nicht mehr ganz in Ordnung sind und beschließen diese ebenfalls auszutauschen. Schließlich haben wir noch zwei auf Reserve und was sollen wir die spazieren fahren, wenn wir sie jetzt einbauen können. Leider sind die Radlager beim Auspressen kaputt gegangen. Eines konnte zwar noch gerettet werden, aber jetzt müssen wir halt mit einem alten und einem reparierten neuen Radlager weiterfahren.

31.07.2024 - Marita Bottner / Jan Hiddink

Der Plan für den 

Folgemonat:

Wir möchten den Sommermonat August für die weitere Erkundung Neufundlands nutzen und frühestens Ende Monat mit der Fähre nach Labrador übersetzen. 

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