Juni 2022

Vom Dschungel zum Zwangsaufenthalt in Cuenca

Nach unserem Besuch des Ecuadorianischen Dschungels zieht es uns in die Stadt Cuenca. Allerdings war nie die Rede von einem 3-wöchigen Aufenthalt…

Gefahrene Strecke:  812 Km

Zeitzone: MESZ -7 Std.

Route:

Ecuador: Cuyuja - Parque Nacional Antisana - Puerto Misahuallí - Capirona - Puyo - Wapu - Santa Rita - Cuenca



Blick in die tiefer liegenden Ebenen des Amazonasbeckens - mit ein wenig Glück bei Sonnenschein und wenig Wolken.

Dschungel in Ecuador


Bevor wir ins feuchtheisse Tiefland abtauchen, geniessen wir bei einer Wanderung im Nationalpark Antisana die kühlen Temperaturen der Anden. Aktuell befinden wir uns auf 2‘250 Höhenmeter, aber die Flora lässt schon ahnen, der Dschungel ist nicht mehr weit.


Derselbe Blick wie oben, aber mit gewöhnlichem Wetter: Regen, Regen, Regen

Keine Angst, kein Jaguar… nur Banda

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Naja, hier wird geschummelt. Kein Jaguar oder Ara in freier Wildbahn zu sehen, auch die stattlichen Männer sind so nicht mehr auf der Strasse anzutreffen.

Nur einen Tag später und etwa 1‘800 Meter tiefer befinden wir uns im Oriente Ecuadors, dem Grenzgebiet zum Amazonas. Wir erwarten Primärwald und undurchdringlichen Dschungel, aber wir finden kultiviertes Landwirtschaftsgebiet und Viehwirtschaft. Es werden Kakao, Zuckerrohr und Tropenfrüchte angebaut. Ausserdem Kühe, Schweine und Hühner gezüchtet.


Es regnet und regnet - zum Glück sind die Temperaturen angenehm warm.

Die Flüsse schwellen an und sind unappetitlich braun.

Wieder mal ein kleines Brücken-Abenteuer.

Wir fahren extra zu einem alten Baum, etwas Seltenes in dieser Gegend.

Naja, auch hier wird geschummelt. Keine Anakonda und kein Ara in freier Wildbahn gesichtet und die hübschen Amazonen laufen auch nicht so auf der Strasse rum.

Wir vermuten dies ist das Depot der beschlagnahmten Bagger der vielen „wilden“ Goldgräber-Stätten. Ein grosses Problem in der Gegend.

Das Angenehme: die Sprit-Kosten. Kaum vergleichbar mit Europa.

Wir versuchen zwar mit unserem Indi tiefer in Richtung Urwald einzudringen, aber das tägliche Regenwetter weiss das zu verhindern. Wo man während der Trockenzeit Wasserfurten durchqueren kann, liegt heute knöcheltiefer Matsch und fliessen unüberwindbare Ströme. Fährt man abseits der Hauptverbindungs-Routen, findet man sich schnell im Sumpf wieder. Der Versuch war es wert, aber versenken wollen wir unser Fahrzeug dann doch nicht.


Eines Abends, es ist bereits dunkel und regnet, kochen wir draussen unter unserer ausgefahrenen Markise unser Abendessen. Die Stimmung ist romantisch, die Grillen zirpen, die Frösche quaken und das sanfte Plätschern des Baches vollendet die paradiesische Atmosphäre. Doch plötzlich wird aus dem leisen Rauschen ein tosendes Schreien. Innerhalb Sekunden schwillt der sanfte Wasserlauf, in dem kurz zuvor noch Kinder gebadet haben, zu einer unberechenbaren Strömung an. Das eben noch glasklare Wasser verwandelt sich in eine schlammige Dreckbrühe und scheint das Ufer anzugreifen. Unser Indi steht nur 2 Meter vom Inferno entfernt. Deshalb packen wir so schnell wie möglich alles zusammen und verschieben uns in sichere Distanz. Ganz ehrlich? So etwas habe ich (Marita) noch nie erlebt und es hat mich schockiert wie schnell die Gewalt des Wassers sich ändern kann.


Wir möchten die Flora und Fauna des ecuadorianischen Dschungels besser kennen lernen und besuchen deshalb in der Stadt Puyo eine Tier-Auffangstation und einen botanischen Garten.


Im „Paseo de los monos“ sind neben den vielen Affen auch Nasenbären, Wildkatzen und andere exotische Tiere zu bestaunen. Unter der Ecuadorianischen Leitung Liz arbeiten hier zur Zeit 11 Voluntäre. Die Auffangstation hat den Zweck die Tiere zu schützen und aufzupeppeln.


Besonders besuchenswert ist der „Jardín botánico“ in Puyo. Der Gründer des botanischen Gartens pflanzt seit 1980 alle möglichen Pflanzen und Bäume aus der Amazonas-Region an. So erwartet uns bei der Führung eine unglaubliche Artenvielfalt einer uns völlig fremden und ungewohnten Flora. Die vielen Bäume sehen für uns von unten zwar ziemlich ähnlich aus, aber unsere Führerin (die Tochter des Gründers) zeigt uns entscheidende Merkmale für eine genaue Artenbestimmung.


Der Haupterwerb des „Jardín botánico“ ist der Vertrieb von Pflanzensamen und Keimlingen. Wir erfahren, dass nicht nur der brasilianische, sondern auch der ecuadorianische Amazonas stark von der Abholzung bedroht ist. Die Regierung verkauft das beliebte Tropenholz weltweit und verlangt viel Geld für die Wiederaufforstung. Leider kommt das Geld nicht da an wo es hin soll und die Wiederaufforstung lässt auf sich warten. Tonne um Tonne Holz verschwindet so täglich aus Ecuador, aber eine nachhaltige Lösung gibt es nicht. Wir wollen Dich lieber Leser dazu ermuntern, keine Tropenhölzer mehr zu kaufen. Wir haben in Europa so viel anderes gutes Holz… da müssen wir nicht auch noch zum Verschwinden des Urwaldes beitragen.

Die Wandtafeln zeigen die Entwicklung der Fauna im Wald. Das entsprechende Tier ist im angegebenen Jahr gesichtet worden.  

Auch unangenehme Krabbeltiere sind mit von der Partie.

Dann geht es ab in den Wald - es regnet natürlich wieder; zum Glück ist es angenehm warm.

Von blossem Auge nicht zu erblicken…

… winzige Orchideen. Unglaublich klein.

Auch andere farbenprächtige Blüten sind zu entdecken.

Auch Blumen die bei uns als teure Zimmerpflanzen verkauft werden.

Eine kleine Zusammenfassung unserer Eindrücke aus dem Oriente Ecuadors haben wir in einem kurzen Video festgehalten. Unter dem Titel „Ecuador: Impressionen aus dem Dschungel“ kannst Du eintauchen und Dich drei Minuten aus dem Alltag lösen.



Link zu unseren Video-Clips

Auf unserer Route durch den Oriente haben wir herrlichen Blick auf den Vulkan Sangay (5‘230m hoch). Er zählt zu den aktivsten Feuerbergen der Anden. Wir wollen ihm näher auf die Pelle rücken und suchen den Weg in den gleichnamigen Nationalpark. Leider vergebens. Tatsächlich hat vor einem Jahr ein Vulkanausbruch einen riesigen Erdrutsch mit Schlammlawine ausgelöst. Dabei wurden Strassen zerstört, Brücken weggerissen und ganze Dörfer begraben. Im Moment sind fleißige Strassenbauer daran, den Zugang zum Nationalpark wieder herzustellen. So imposant und majestätisch so ein dampfender Berg auch aussieht, die Gefahr die von ihm ausgeht ist katastrophal.

Den Abschluss unserer „Dschungel-Tour“ und bereits wieder auf halbem Weg in die Sierra, bildet unser Aufenthalt im Dörfchen Santa Rita. Hier steht auf einem kleinen Hügel eine hübsche Kirche, von der man einen wunderbaren Blick über das Tal mit seinem aufgestauten Fluss „Río Paguancay“ hat. Der Bürgermeister des Ortes pflegt eine Facebook-Seite und bittet uns mit der Drohne ein paar Bilder von oben zu knipsen. Das machen wir sehr gerne und die gemachten Bilder werden hoffentlich weitere Touristen anlocken.

Wir treffen Freunde in der Stadt Cuenca


Bereits zum vierten Mal besuchen wir unsere Lieblingsstadt in Ecuador. Cuenca ist mit seinen rund 330.000 Einwohnern die drittgrößte und unserer Meinung nach schönste Stadt Ecuadors. Wir gehen sogar so weit zu behaupten, von allen Städten die wir in Südamerika kennen ist Cuenca die attraktivste überhaupt.


Die Stadt besticht durch ihre sehr gut erhaltene koloniale Bausubstanz. Das Zentrum der Stadt kommt einem nicht so touristisch und gekünstelt vor, wie das z.B. in Cartagena der Fall ist. Man hat eher ein Zeit-zurückgesetztes Gefühl, wenn man durch die Strassen schlendert. Aufgrund Cuencas Vergangenheit als religiöses Zentrum der spanischen Kolonien, hat sie unzählige Kirchen. Unglaubliche 52 sind es.

Hast Du gewusst, dass die weltbekannten Panama-Hüte hier ihren Ursprung haben und immer noch für den weltweiten Markt von Hand produziert werden?

Ausserdem lebt die Stadt von ihren vielen traditionellen Märkten. Egal ob Lebensmittel, Kunsthandwerk oder Bekleidung, Du findest auf Cuencas Märkten Alles!

In Cuenca freuen wir uns besonders auf unseren alt bekannten Freund Alfred Ungerhofer. Er lebt schon seit Jahren in Ecuador, ist Panama-Hut-Grosshändler und YouTuber. Kennengelernt haben wir den Österreicher bereits 2016, wiedergesehen im Februar in Quito und jetzt folgt unser drittes und vorerst letztes Treffen. Alfred hat uns sogar schon einen Parkplatz organisiert, auf dem wir das Wochenende verbringen dürfen. Der Quartier-Präsident Giovanny ist der beste Freund Alfreds. Vor seinem Geschäft dürfen wir schlafen. Gleich nebenan befindet sich der Parque Ribera del Río Tarqui, eine am Fluss gelegene Parkanlage mit Volleyball-, Fussball- und Spielplatz. Für uns wichtig, auch mit ganz viel Platz zum Gassi gehen und Ball werfen. Schliesslich soll es dem Hund in Cuenca auch gefallen.


Am Wochenende besuchen wir das Stadtzentrum, gehen mit Alfred aus und lernen unseren Gastgeber Giovanny, seine Frau Monika und deren drei Kinder besser kennen. Ganz zu schweigen von den vielen neuen Nachbarn, die wir hier im Viertel plötzlich dazugewinnen.

Alfred ist ein super Gastgeber, nicht nur was die Stadtbesichtigung angeht.

Wir werden von ihm auch noch leiblich verwöhnt, und zwar mit …

… echten Wiener Schnitzel und Kartoffelsalat. So was hatten wir seit langem nicht mehr.

Ein kleines Quartier etwas ausserhalb der Stadt mit einer grossen Freizeitanlage ist unser Zuhause in Cuenca.

Unser Stellplatz ist zwar auf der Strasse, aber super ruhig und sicher.

Viel Grün gibt es im Quartier - also auch ideal für unsere Banda zum sich auspowern.

Und man ist mitten drin bei den Quartierbewohnern.

Unsere Gastgeber (v.l.): Alfred, Giovanny, Monika mit Tochter Micaela, sowie der neue Freund von Banda „Bud“.

Am 13. Juni geschieht etwas Unerwartetes:


Von den Indigenen wird ein landesweiter Streik mit Strassenblockaden ausgerufen. Es gibt viele Zustände im Land, bei denen sich die Ureinwohner Ecuadors benachteiligt fühlen. Sei es im Gesundheitswesen, oder in der Landwirtschaft. Auch die stetig ansteigenden Spritpreise machen das Volk unzufrieden. Gegen dies und andere Missstände wird nun protestiert. Es stellt sich heraus, dass die Demonstrationen regional heftiger ausfallen können als woanders. Insbesondere im nördlichen Teil Ecuadors und dort im Osten und in den zentralen Bergen leben prozentual die meisten Indigenos, deshalb fallen die Streiks dort am heftigsten aus. Bei uns in Cuenca ist es noch verhältnismässig ruhig. Es sind zwar sämtliche Verbindungsstrassen gekappt und innerhalb der Stadt gibt es mehrere kleine Demos, aber wir haben das Gefühl das normale Leben geht weiter.




Leergefegte Strassen

Die Spuren der gewaltsamen Sperrung von vergangener Nacht

Lastwagen versperren auch innerhalb der Stadt die Strassen

Also tun wir es ebenso und besuchen an Fronleichnam frisch und frei die abendliche Prozession durch die Stadt. Als wir allerdings auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale ankommen, findet ein anderer grosser Massenauflauf statt. Die Indigenen protestieren laut mit Mikrofon und Lautsprechern vor dem Regierungsgebäude für mehr Rechte und ein besseres Leben. Wir sind beeindruckt wie relativ friedlich die Sache vonstatten geht und die Polizei ruhig bleibt. Wir spazieren weiter und bewundern die vielen Verkaufsstände, die traditionell an Fronleichnam und den Tagen danach kiloweise Zuckerware und Süssigkeiten verkaufen.



Wir haben schon nicht mehr daran geglaubt, aber plötzlich hören wir Blasmusik und das vorbeiziehende betende Volk auf der Strasse. Die Fronleichnamsprozession… schön, dürfen wir diese heute miterleben. Das „Allerheiligste“ wird auf einem festlich geschmückten Wagen vor das Portal der Kathedrale gebracht, feierlich ins Gotteshaus getragen und jetzt (es ist bereits 21:00 Uhr) kann endlich die Messe beginnen. Wir begeben uns allerdings in die „St. Nebens-Kirche“. Der Besitzer der „Wunderbar“ ist Würzburger und bei ihm zischen wir ein kühles Bier zum Ausklang des Feiertags.

Eines Tages überrascht mich Alfredo, er möchte mit mir (Marita) ein YouTube-Video drehen. Wie bereits erwähnt ist der Österreicher erfolgreicher YouTuber und verdient seinen Lebensunterhalt damit. Er filmt „Limpias“, zu deutsch „Reinigungen“. Ehrlich gesagt konnte ich mir nie was darunter vorstellen, aber die Heilerinnen in Cuenca sind weltbekannt für ihre spirituellen Fähigkeiten zur inneren Reinigung. Die bekannteste und Alfreds erfolgreichste Heilerin heisst Martha Pangol. Die Videos mit ihr werden weltweit und millionenfach angeschaut. Wir überraschen sie an ihrem Arbeitsplatz auf der „Feria libre“, wo schon viele Menschen Schlange stehen um sich „heilen“ zu lassen. Für Alfred nimmt sie die „Schweizerin“ zwischenrein und prompt befinde ich mich inmitten einer „Kischa-Kischa-Reinigung“.

Wir befinden uns in einer grossen Stadt, die wir schon mehrmals besichtigt haben und haben viel viel Zeit. Was liegt da näher als an einem Regentag ins Kino zu gehen. In welchen Film? Na „Top Gun II“ selbstverständlich. Diesmal allerdings auf Englisch und mit Spanisch-Untertitel. Wieder schafft es Marita wegen des Popcorn zu spät in den Saal (ganz zum Leidwesen von Jan) und wieder schafft es der Film uns beide zu begeistern.

Der Streik der indigenen Bevölkerung hält an.


Nach mehr als einer Woche Strassensperrungen gehen den Tankstellen der Sprit aus und die Menschen können  kein Gas mehr kaufen. Es scheint in der ganzen Stadt keine Eier mehr zu geben und die Bäckereien müssen ihre Geschäfte schliessen. Kein Gas => kein Brot! Auf Strassenkreuzungen werden alte Reifen verbrannt und Menschen ziehen Fahnen-schwenkend und protestierend durch die Stadt. Ganze LKW-Konvois mit der rebellierenden Meute auf den Ladeflächen machen Front. Taxis und Busse versperren innerstädtisch wichtige Verbindungs-Routen. Die Leute haben Hunger, sind wütend… der Präsident erst mal krank - Covid, so sagt man.


Am 30. Juni wird dem Streik ein Ende gesetzt. Der Präsident wird als solcher bestätigt und die Spritpreise werden um 10-15% reduziert. Zwei Tage später gibt es wieder frische Semmeln und Eier zu kaufen und wir starten „frei“ in den neuen Monat Juli.

Neue Videos


Endlich haben wir noch unser Video-Material aus der Vergangenheit zu neuen Video-Clips produziert. Geniesst die Momente.

mbo

Plan Juli 2022

Von Cuenca fahren wir über die sog. Vulkanstrasse nordwärts. Wir verlassen Ecuador und werden zum dritten Mal nach Kolumbien einreisen.

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