April 2022

Kaffeedörfer, Großstädte und die Karibik

Koloniale Bergdörfer inmitten sattgrüner Kaffeeplantagen, geschäftige Großstädte und die heisse Karibikküste bestimmen unseren Monat April.

Gefahrene Strecke:  1´425 Km

Zeitzone: MESZ -7 Std.

Route:

Kolumbien: Aranzazu - San Félix - Salamina - Aguadas - Sonsón - La Unión - Sabaneta - Jericó - Medellín - Volcán de Lodo - Santiago de Tolú - Cartagena - Turbaco

Ein Kolonialdorf nach dem anderen


Nirgends sonst in Südamerika wird das Dorfbild dermassen von der spanischen Kolonialzeit bestimmt, wie hier in Kolumbien. Unsere Fahrt quer durch die zona cafetera entwickelt sich zu einem wahren Schaulaufen spanischer Baukunst. Die mit grossen Bäumen bestückte plaza central befindet sich meist inmitten eines jeden Dorfes und wird umrahmt von alten Gebäuden mit buntbemalten Balkonen.




Besonders schön ist für uns der Aufenthalt im Kaffeedorf Aguadas. Mehrere Tage wohnen wir hier auf dem Hausberg „Cerro Monserrate“, der mit seiner 360°-Rundumsicht auf die umliegende Berglandschaft besticht. Das Dorf hat sehr viel zu bieten. Wir besuchen das Museum „Casa de la Cultura“ und besteigen die steile bunte Treppe, welche eine atemraubende Sehenswürdigkeit darstellt. Ausserdem nehmen wir die Arbeit eines Schusters und einer Näherin in Anspruch. DIE Spezialität in Aguadas ist das süße „Pionono“ - eine Biscuit-Roulade gefüllt mit Arequipe (Dulce de Leche). Selbstverständlich kaufen wir hier (wie auch in diversen anderen Bergdörfern) Kaffeebohnen der Region, um sie zu „testen“ und zu vergleichen ;-) Apropos… Wir haben festgestellt die Kolumbianer trinken ihren tinto (Kaffee) stets gesüßt. Bestellen wir einen tinto sin azúcar, werden wir erst schief angeschaut und dann definitiv als „extranjeros“ (Ausländer) erkannt.


Aufgrund der nassen Witterungsverhältnisse sind die unbefestigten Strassen entlang der steilen Berghänge häufig von Erdrutschen begleitet. Ein Grund mehr stets vor Antritt der Fahrt die Einheimischen zu fragen, ob die geplante Route überhaupt befahrbar ist. So kam es zufällig zu nachstehender Geschichte:

Unser Aufenthalt auf der Finca Villanueva

MaJanta gibt Einblick in die Kaffeeproduktion Kolumbiens



Link zu unseren Video-Clips

Wir helfen verunglückten Moped-Fahrern


Auf unserem Weg zum herrlichen Bergdorf Jericó schimpft Jan über die unzähligen waghalsigen Mopedfahrer die wie die Wilden links und rechts überholen. Viele sind zwar mit Helm, aber ohne sonstige Schutzkleidung rasend schnell unterwegs. Kein Wunder kommen wir an einem Unfall vorbei, bei dem gerade eben ein junges Pärchen mit seinem Motorrad auf Kies ausgerutscht und gestürzt ist. Die Knie der beiden sind aufgeschlagen und wir blicken in tiefe Wunden bis zur nackten Kniescheibe. Es sieht schlimm aus. Wir fackeln nicht lange und packen die beiden in den Indi, um sie ins nächstgelegene Dorf zu bringen. In Bolombolo gibt es eine Sanitätsstation für die Erstversorgung, da wollen wir hin. Der junge Mopedfahrer macht sich ernste Sorgen um sein Motorrad, das nun verlassen am Strassenrand steht. Zwar konnte er einen Strassenverkäufer anheuern auf das Moped aufzupassen, aber er weiss auch, der Handel mit geklauten Zweirädern läuft sehr gut in Kolumbien. Deshalb kümmern wir uns um den Abtransport und die Sicherstellung des Zweirads, während das junge Paar von den Pflegekräften erstversorgt wird.


Die Krankenstation im Dörfchen Bolombolo möchte ich besonders hervorheben. Uns erstaunt die Professionalität des Gesundheitspersonals und die Sauberkeit der Räumlichkeiten und Gerätschaften. Wieder einmal sind wir positiv überrascht über den hohen Standard in Kolumbien, im Vergleich zum übrigen Südamerika.


Letztendlich wird das von uns gerettete junge Paar von seiner Familie abgeholt und in Medellín ins Krankenhaus gebracht. Das Motorrad wird in der kommenden Woche von der Versicherung organisiert, abgeholt.

Banda wird vergiftet


Nachdem ich (Marita) vom allmorgendlichen Gassi-gehen durch den botanischen Garten in Jericó zurückkomme, macht uns Banda einen merkwürdigen Eindruck. Sie scheint völlig fertig zu sein und das Fressen scheint ihr auch keine Freude zu machen. Als sie dann nur noch so da liegt, nichts mehr wahrnimmt und ihr Körper nervöse Zuckungen macht, packt uns die Angst. Hier stimmt was nicht, wir müssen schnellstens zu einem Tierarzt!


Wir packen das Fahrzeug, rasen runter ins Dorf und fragen alle möglichen Leute panisch nach einem Veterinär. Es ist Karfreitag und dementsprechend ist das hübsche Bergdorf voll von kolumbianischen Ausflüglern. Die Strassen im Zentrum die nicht gesperrt sind, sind zugeparkt und für unseren Sprinter gibt es kaum ein Durchkommen. Trotz aller Widrigkeiten finden wir einen Tierarzt und einen knappen Platz für unser Fahrzeug. Sofort erkennt der Veterinär, es handelt sich um eine Vergiftung und injiziert unserer Banda schleunigst 2 Spritzen Atropin. Dann wird ihr oral Unmengen von Kohlepulver eingeflösst und sie kommt mit einem Tropf an die Nadel. Jetzt können wir nur noch warten…


In der Zwischenzeit klärt uns der Tierarzt auf, das Dorf Jericó kämpft wohl mit einer Rattenplage und deshalb könnte es gut sein, dass unsere Banda Rattengift erwischt hat. Oder aber sie hat im botanischen Garten an einer giftigen Pflanze geknabbert oder ein Düngemittel erwischt. Niemand kann das wissen. Wir hoffen nur innigst, dass unsere Banda das überlebt.


Nach etwa zwei Stunden scheint es ihr ein bisschen besser zu gehen. Immerhin bleibt sie bei Bewusstsein und das unkontrollierte Urinieren hört endlich auf. Wir hören nicht auf ihr ein Meer von in Wasser gelöstem Kohlepulver in den Rachen zu spritzen, das sie nur widerwillig schluckt. Die Kohle soll das Gift binden und damit bei der Entgiftung helfen. Sicher wurde aber auch schon Gift von der Leber aufgenommen. Was das heisst, wissen wir spätestens in 3 Tagen, so sagt uns der Tierarzt. Er reicht uns ein kleines Fläschchen und eine sterile Spritze. Sollte sie nochmals Vergiftungserscheinungen zeigen sollen wir ihr sofort eine weitere Atropin-Spritze geben. Wir hoffen, dass wir das nicht brauchen.


Wir bangen um unseren Hund, aber Banda entwickelt sich gut. Von Tag zu Tag geht es ihr besser. Als sie am 4. Tag immer noch am Leben ist, sind wir überglücklich und feiern die „Auferstehung“.

Nach dem Schreck und den Strapazen ist Erholung für alle angesagt.  

Die Großstadt Medellín


Die Stadt Medellín ist mit seinen mehr als 2,5 Millionen Einwohnern nach Bogotá die zweitgrösste Stadt Kolumbiens. Die ganze Metropolregion umfasst sogar knapp 4 Millionen Einwohner. Die Stadt liegt in einem langgezogenen Tal auf etwa 1’500 Höhenmetern. Das Klima ist für uns sehr angenehm. Eine Hochbahn mit 2 Linien und 6 Seilbahnlinien verbinden die Stadt mit der Umgebung.


Medellín hat viele verschiedene Gesichter. Es gibt Stadtteile mit imposanten Villen, blühenden Gartenanlagen und modernen Shopping-Zentren. Allerdings gibt es auch Stadtteile in denen die Bettler auf dem Boden liegen, es überall nach Pisse stinkt und Menschenkot auf dem Boden liegt. Ist man eine Weile in Medellín unterwegs (auch zu Fuss), kann man das alles erleben.


Jan und ich gehen bei Sodimac, H&M und Decathlon shoppen, gönnen unserem Indi eine neue Gel-Batterie für den Wohnbereich und bringen unsere kaputte Drohne wieder zum Laufen. Neben unseres Besuchs des alten Zentrums besuchen wir auch das Grab vom berüchtigten und brutalen Drogenbaron Pablo Escobar. Unglaublich, aber noch heute (29 Jahre nach seinem Tod) hat der Tyrann und Mörder treue Anhänger, die ihm immer wieder frische Rosen aufs Grab legen.

In der Kirche von Santa Ana Sabaneta haben die Pfarrer einiges zu tun: Dienstags zu jeder Stunde eine Messe! Und die Messfeiern sind hier tatsächlich immer sehr gut von Gläubigen besucht, wenn nicht sogar überfüllt.

Das Grab von Escobar, immer gut besucht und mit frischen Blumen geschmückt.


Die Karibik und die Stadt Cartagena


Am 23. April treffen wir zum ersten Mal wieder nach mehr als 6 Wochen aufs Meer. War es damals der Pazifik, ist es heute die Karibik. Als wir in Santiago de Tolú ankommen, ist das Klima heiss und feucht. Für uns ist dieses Wetter eine Folter. Wenn es kalt ist kann man sich was anziehen. Aber wenn es heiss ist… da kannst Du einfach Nichts machen. Wenn dann unser Indi noch von der Sonne aufgeheizt ist, fühlen wir uns in unserem Bett wie zwei Backhähnchen. Aber dennoch, wir wollen Kolumbien kennen lernen und dazu gehört nun mal auch das schwüle Tiefland mit seiner feuchtheissen Küstenzone.


Wenn die Kolumbianer von der Küstenbevölkerung reden, dann nennen sie diese „costeños“. Die Costeños kann und darf man kulturell nicht mit den Menschen im übrigen Kolumbien vergleichen. Die Kultur unterscheidet sich erheblich. Geschichtlich wurden die Küstenregionen Kolumbiens von theokratischen Prinzipien geprägt, aber auch von afrikanischen Kulturen beeinflusst. Diese Mischung aus kolumbianischen Ureinwohnern, afrikanischen Sklaven und europäischen Eroberern hat der Küstenregion ihre eigenartige Kultur verliehen.


Die Millionenstadt Cartagena wurde bereits 1533 gegründet und besitzt eine wunderschöne, von einer Stadtmauer umrundete koloniale Altstadt, um nicht zu sagen die wahrscheinlich schönste Südamerikas. Nichts desto trotz gibt es in den Stadtteilen, wo der gemeine Tourist normalerweise nicht hin kommt, viel Armut und viel, viel Müll der überall rumliegt. Davon merkt man allerdings im sauberen und luxuriösen Stadtzentrum kaum was. Nur vereinzelt liegen in Lumpen gekleidete Männer auf Treppenabsätzen an Hauseingängen. Der Stadtkern ist gespickt mit unzähligen Feinschmecker-Restaurants, exklusiven Kleider- und kitschigen Souvenir-Läden. In einer der vielen Roof-Top-Bars kann man beinah täglich einen wunderbaren Sonnenuntergang geniessen.


In einer der Vorstädte Cartagenas, nämlich in Turbaco lassen wir den Monat April bei tropischen Temperaturen ausklingen. Hier warten wir unter grossen schattigen Bäumen auf die Australierin Elisabeth, die uns ein Ersatzteil aus Deutschland mitbringen wird. Aber dazu mehr im Mai-Bericht.

Erlebnis Nr. 3:

Wir parken auf der Strasse und ein junger Mann schenkt uns aus heiterem Himmel 30 Eier und ein Pfund Kaffee aus eigener Produktion (Instagram: https://www.instagram.com/huevosdelvecino). Als wir wenige Tage später bei ihm einkaufen wollen, schenkt er uns weitere 30 Eier. So kommt es, dass wir im April 50 Eier im Kühlschrank haben. Das ist definitiv Rekord!


Die gastfreundlichsten Menschen der Welt


Diese unglaubliche, selbstlose Gastfreundschaft die wir in Kolumbien erleben dürfen, haut uns immer wieder aus den Socken. Hier wenige Beispiele nur vom Monat April.


Erlebnis Nr. 1:

Wir übernachten an einer Tankstelle und werden am Folgetag von der Filialleiterin und ihrer Buchhalterin ins beste Steak-Haus der Region eingeladen.


Erlebnis Nr. 2:

Wir, bzw. unser Indi wird in einer Stadt gesichtet und der Entdecker (ebenfalls ein leidenschaftlicher Wohnmobil-Besitzer) lädt uns zu einer Stadtführung ein, fährt mit uns zu einem herrlichen Aussichtspunkt und ißt mit uns die besten Arepas in ganz Kolumbien.



Mauricio zeigt uns mit Stolz sein Wohnmobil - selbst geplant und selbst zusammengestellt.

Er zeigt uns auch den speziellen Friedhof des Ortes.

Ausserdem zeigt er uns das Lokal mit den besten Arepas. Sie waren so lecker, ich (Jan) hab gleich 2 Stück gegessen: ein kleiner Fehler - ich war pappsatt.

Zum Schluss zeigt uns Mauricio einen Aussichtspunkt, den die Guerilla bis noch vor ca. 10 Jahren in eigener Gewalt hatten und somit den Pass kontrollierten.

Erlebnis Nr. 4:

Wir fragen auf der Strasse nach dem Weg und werden auf eine Kaffee-Finca eingeladen, um uns den Prozess, bzw. den Werdegang einer Kaffeebohne zeigen zu lassen.


Erlebnis Nr. 5:

Zwei Frauen unterhalten sich auf der Straße. Eine hält eine Avocado in der Hand. Ich (Marita) frage, wo ich Avocados kaufen kann. Eine Frau verschwindet im Haus und kommt  mit zwei Avocados zurück die sie mir freundlich überreicht. Die andere Frau legt ihre Avocado obendrauf. Ich möchte bezahlen, darf aber nicht. Es ist ein Geschenk.

Andrés Mauricio lädt uns auf seine Kaffee-Finca ein.

Er lädt uns ein den ganzen Prozess zur Gewinnung von Kaffe erklären zu lassen

Die Finca liegt eingebettet in der tiefgrünen Berglandschaft

… und „klebt“ an einem der vielen steilen Hänge.

Lieber Leser, ist das Gastfreundschaft? Kannst Du dir vorstellen ebenso zu handeln wenn Du einen Ausländer triffst?


Kolumbien 🇨🇴 unser Traum-Reiseland!

Sonst noch so gesehen…

Typische Busse respektive Jeeps zur Personenbeförderung in den Bergen:

Mehrmals wurden wir gefragt „Woher kommen die Eier?“ Ja - das sind Eier aus der hauseigenen MaJanta-Produktion - selbst gekocht, selbst bemalt, selbst gegessen.

mbo

Plan

Mai 2022

Südwärts durch Kolumbien bis Ecuador

OK

Diese Website verwendet Cookies. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.