Gefahrene Strecke: 1´971 Km
Route:
Kolumbien: Pasto - Tumaco/Boca Grande - Ricaurte - Pasto - Trampolín de la muerte - Mocoa - Embalse El Quimbo - Desierto de la Tatacoa - Baraya - Cañón del Combeima - Circasia - Salento - Cocora - Manizales - Aranzazu
Wer unseren Februar-Bericht gelesen hat weiß, kaum sind wir nach Kolumbien eingereist, lernen wir herzliche Menschen kennen. Dazu gehört die Familie Guzman aus Pasto, genauer aus dem Ortsteil „San Fernando“. Die Geschwister Adriana, Juan Diego und Ivan laden uns zu sich auf ihr wunderschön gelegenes Grundstück ein um dort eventuell politischen Ausschreitungen zu entgehen und bis mindestens nach den Wahlen zu verweilen. Dieses Angebot nehmen wir sehr gerne an und parken unseren Indi auf dem Grundstück mit herrlicher Aussicht. Auch unsere Hündin Banda ist glücklich mit dieser Entscheidung, denn mit den vielen anderen Hunden auf dem Gelände kann sie herrlich rumtoben. Zwischen dem belgischen Schäferhund Bless und Banda scheinen sich sogar zarte Bande einer Hundeliebe zu spannen.
Insbesondere Ivan und seine Frau Margarita helfen uns bei unseren kleinen Problemchen. So versuchen wir mit Hilfe von Ivan die Kurbel unserer Markise zu reparieren und er hilft bei der Gas-Flaschen-zu-Flaschen-Füllung. Margarita kennt einen guten Chiropraktiker für Jans Knie und einen Friseur für Marita. Im Gegenzug hilft Jan beim Fleisch-wiegen eines notgeschlachteten Kalbs.
Adriana und ihr Mann Andrés haben einen noch nie benutzten gemauerten Backofen in ihrem neuen Haus. Spontan hat Jan die Idee den Ofen unbedingt einzuweihen und zwar am besten mit Pizza. So kommt es, dass wir zusammen mit den Geschwistern Guzman und deren Familien und Freunden einen geselligen „Pizza-Abend“ verbringen. Zu diesem Anlass bereite ich Pizzateig aus knapp 2 Kilogramm Mehl vor. Tatsächlich verdrücken wir zu zwölft, 18 verschiedene Pizzen und am Schluss ist vom Teig nichts mehr übrig.
Da wir von unserer Idee erzählt haben einen Abstecher an die Pazifikküste zu machen, wird uns von allen Seiten „Boca Grande“ empfohlen. Ein abgelegener Küstenstreifen der nur per Boot mit einer Fahrt durch Mangroven erreichbar ist, und dann auch nur bei Flut.
Am Freitag, den 4. März machen wir uns auf den Weg zur Küstenstadt Tumaco. Allerdings kommen wir dort erst am Sonntag an. Schuld ist ein grosser Erdrutsch mit Felssturz, der uns zwei Tage auf der Strasse warten lässt. Erst heisst es, wir können ca. in 3 Stunden weiterfahren. Als dann aber eine Baumaschine nach der anderen an uns vorbei zieht wird uns klar, das kann länger dauern. Wir beobachten wie nach und nach ein reger Taxidienst für „Fußgänger“ entsteht. Mopedfahrer bringen Passanten von der Strassensperre zum Erdrutsch und umgekehrt. Immerhin scheint bereits eine Fussdurchquerung möglich, da kann es doch nicht mehr lange dauern bis Autos durchfahren können? Zwei Tage später bekommen wir die Info, Mittags um 12 Uhr wird die Strassensperre aufgehoben. Nicht nur wir sind ungeduldig und scharren mit den Hufen. Am Schlagbaum herrscht ein reges Gedränge aller Fahrzeuge und wie soll’s anders sein, ein kleines Chaos entsteht. Pünktlich um 12 Uhr dürfen wir losfahren und inmitten zig anderen Fahrzeugen rollen wir im Schneckentempo über die verwüstete Strasse. Mannshohe Felsen liegen am Strassenrand, welche zwei Tage später (bei unserer Rückfahrt) immer noch nicht ganz weggesprengt sind. Verheerend zu sehen, was Regen alles auslösen kann.
Eine kleine musikalische Kostprobe:
In der Stadt Tumaco leben hauptsächlich Afrokolumbianer, welche von geflüchteten Sklaven abstammen. Dementsprechend fremd wirkt die Stadt auf uns mit ihren vielen schwarzen Menschen und dem sonderbar klingenden Dialekt. Als wir am Sonntag in die Stadt reinfahren erscheint sie uns schmutzig, aber recht ruhig und beschaulich. Ganz im Gegensatz zum Dienstag, als wir von unserem Strand-Ausflug zurückkommen. In Tumaco ist die Hölle los! Auf den engen Strassen herrscht reger Betrieb und für uns gibt es kaum ein Durchkommen.
Wir befinden uns in der Hochburg der Narcos. Man sagt uns das Heroin wird von hier aus mittels U-Booten erfolgreich nach Nordamerika geschmuggelt. Merken tun wir davon Nichts. Wir wagen es auch nicht die Menschen direkt auf den Drogenhandel anzusprechen, das sollte man so oder so tunlichst unterlassen.
Nachdem wir unseren Indi auf einem sicheren Parkplatz abgestellt haben, steigen wir mit Rucksack bewaffnet um ins Boot, das uns direkt nach Boca Grande bringt. Dort wartet auf uns eine kleine Cabaña „muy rústico“. Eine kleine Hütte mit Doppelbett und Bad ist für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause. Es scheint wir sind die einzigen Gäste und haben den Sandstrand ganz für uns alleine. Sowohl in unserem Hotel als auch in der Nachbaranlage sind zur Zeit keine weiteren Urlauber zu sehen.
Auf unserer Rückfahrt nach Pasto machen wir Halt im Städtchen Ricaurte. Wir sollen hier unbedingt „Chapil“ kaufen. Ein 40%iger Zuckerrohrbrand, wie es ihn in Kolumbien sonst nirgends zu kaufen gibt. In Ricaurte finden wir nicht nur Chapil, wir werden auch noch mit einem ganz privaten Marimba-Konzert der „Hermanos Álvarez“ beglückt.
Die Familie Guzman lernten wir durch Yolima kennen, bei der wir Ende Februar an der Laguna Cocha zu Gast waren. Yolima, ihr Mann Fredy und ihre Tochter Laura laden uns im März zu einem Samstagsausflug spezieller Art ein. Zum Mittagessen fahren wir zur „Estancia de Obonuco“. Ein traditionelles Restaurant mit herrlicher Aussicht über die Stadt Pasto. Das Gebäude ist sehr alt und enthält viele historische Museumsstücke. Vom Eigentümer des Restaurants werden wir zu einem Nebengebäude der Estancia geführt (ähnlich einem Holz-Stadel). Uns fallen schier die Augen raus, als wir das Gebäude betreten. Etliche hochwertige und vollfunktionstüchtige Oldtimer stehen in dem Bretterverschlag. Unendlich viele Liebhaber- und Sammlerstücke hängen an den Wänden und stehen im Raum: Alte Werbetafeln aus Blech, eine ehemalige Zapfsäule, eine in die Jahre gekommene Registrierkasse und vieles, vieles mehr. Unglaublich wie liebevoll der Holzschuppen mit den unzähligen Antiquitäten eingerichtet ist. Wir merken, der Besitzer (der Opa von Lauras Freund) ist mächtig stolz uns seine Schatztruhe präsentieren zu können. Und wir sind glücklich, dass er sie uns überhaupt gezeigt hat.
Am Nachmittag fahren wir aus der Stadt Pasto raus zur „Hacienda Cafe Museo“ bei Buesaco. Diese Finca war vor der Pandemie ein gutlaufendes Restaurant und ebenfalls Museum. Auch hier fühlen wir uns um Jahrzehnte in der Zeit zurück versetzt.
Der Ausflug mit Yolima und ihrer Familie war für uns ein sehr interessanter Tag, bei dem wir viel über die Region gelernt haben. Zum Beispiel dass der Süden Kolumbiens sehr von den südlich gelegenen Ländern und Völkern beeinflusst ist. Sowohl kulinarisch, als auch linguistisch findet man viele Ähnlichkeiten mit Argentinien, Peru und Ecuador. Sobald man in Kolumbien nördlicher unterwegs ist, spürt man Nichts mehr von diesem Einfluss und das Essen und die Sprache verändern sich.
Durch Yolima lernen wir Sigifredo in Mocoa kennen, der uns viele Reisetipps für die Region Putumayo gibt. Durch ihn bekommen wir wiederum Kontakt zu weiteren liebenswerten Menschen die uns Kolumbien zeigen möchten. Eigentlich können wir sagen, überall in Kolumbien gibt es hilfsbereite freundliche Menschen, die sich freuen uns zu Gast zu haben und uns ihr wundervolles Land vorstellen möchten. Dies war während unserem 10-wöchigen Aufenthalt in 2016 schon so und daran hat sich bis heute Nichts geändert.
Am 15. März verlassen wir Pasto und machen uns auf den Weg zum „Trampolín de la muerte“. Ähnlich der sehr bekannten Todesstrasse in Bolivien windet sich der Trampolin entlang steiler Hänge, welche regelmässig von Erdrutschen heimgesucht werden. Im Gegensatz zum „Camino de la muerte“, welcher hauptsächlich nur für touristische Zwecke genutzt wird, ist der „Trampolin des Todes“ immer noch eine Hauptverkehrsachse zwischen Ost und West. Dementsprechend herrscht starker Verkehr und schwere LKW‘s müssen sich über diesen Pass mit den vielen engen Kurven kämpfen. Damit Du lieber Leser einen kleinen Eindruck über unsere Fahrt über den Trampolín de la muerte bekommst, haben wir ein kleines Video zusammengestellt. Viel Spass beim Anschauen
Die Stadt Mocoa liegt am Ostende des „Trampolín de la muerte“ auf einer Höhe von nur noch 500 Metern. Von hier ist es nicht mehr weit ins angrenzende Amazonasgebiet Kolumbiens. Das merken wir vor allem an der Hitze und Feuchtigkeit die uns zu schaffen macht. Wir besuchen nicht nur einmal das bekannte „Fin del mundo“ mit seinen vielen Wasserfällen und das CEA, das „Centro Experimental Amazónico“, welches Tiere und Pflanzen der Amazonasregion studiert und gezielt durch Schulungen der Einheimischen zu schützen versucht.
Leider hat sich Jan am Fin del mundo erneut das Knie verdreht, deshalb bleiben wir noch weitere drei Tage hier stehen. Während Jan sich auskuriert werde ich erneut mit Banda die Wanderung zum Fin del mundo unter die Füsse nehmen. Eh man den Wanderweg erreicht, geht es per schaukelnder Gondel über das tiefe Flussbett des Río Tatacoa. Wie schon beim ersten Mal freut sich Banda auf die Wanderung und hüpft freiwillig in den kleinen Gitterkäfig. Bereits wieder auf dem Rückweg möchte ich den Hund kurz vor der Seilbahn an die Leine nehmen. Schliesslich warten schon einige Leute auf den Transfer und Banda nutzt jede Gelegenheit fremde Menschen um Futter anzubetteln. Ich rufe ihr, aber sie kommt nicht. Komisch, sie weiss doch dass sie was bekommt wenn sie folgt. Ich rufe ein weiteres Mal, aber es hilft Nichts. Die Hündin bleibt verschwunden. Immer wieder „Banda, Banda,… „ rufend komme ich an der Gondel an. Die Wanderer erklären mir Banda sei bereits in der vorigen Gondel eingestiegen und somit bereits auf dem Weg zu Jan im Indi. Meine grösste Sorge in diesem Moment sind die Hühner, die auf der anderen Flußseite frei herumlaufen. Hoffentlich sind die gerade nicht unterwegs und für Banda unauffindbar. Als ich endlich aus der Seilbahn aussteige wartet Jan schon mit dem Hund auf mich. Banda würde am liebsten gleich wieder einsteigen und über das Flusstal schweben. Wir wussten gar nicht, dass unsere Hündin so ein Technik-Fan ist.
Unser nächstes Ziel ist die „Tatacoa-Wüste“. Dieses Gebiet gehört zu den heissesten und trockensten Regionen Kolumbiens. Obwohl es im übrigen Land sehr viel regnet, liegt die Wüste in einem sog. Trockenbecken. Die „Desierto de la Tatacoa“ befindet sich im Regenschatten der Zentral- und Ostkordillere, welche dem trockenen Tal buchstäblich den Regen rauben. Wir trauen unseren Augen nicht, als sich uns die Wüste in grünem und blühenden Zustand präsentiert. Hat hier nicht irgendjemand was von „trockenster Region Kolumbiens“ gesagt? Aber wie soll es auch anders sein. Seit wir in Kolumbien sind begleitet uns jeden Tag Regen, Regen, Regen. Täglich mindestens ein Mal. Warum sollten wir hier verschont bleiben, nur weil wir im Trockenbecken sind…?
Uns zieht es weiter nordwärts und so erreichen wir die Stadt Ibagué, von wo der beeindruckende Cañón del Combeima ins Gebirge abzweigt. Über eine uns nicht sehr vertrauenswürdig wirkende kleine Gondel schweben wir über den Canyon, um von dort zum ca. 150 Meter tiefer liegenden Río Combeima hinabzusteigen. Wie schon in Mocoa am Fin del mundo hüpft auch hier unser Hund freiwillig und sehr gerne in die Kabine und geniesst die Fahrt über die tiefe Schlucht.
Weiter geht‘s für uns in die „zona cafetera“. Im sehr touristischen Städtchen Salento befinden wir uns zwar erst am äussersten Rand der Kaffeezone, aber dennoch reiht sich auf der Plaza und entlang der Fussgängerzone ein Café an das andere.
Selbstverständlich besuchen wir erneut das „Valle de la Cocora“ mit seinen überdimensionalen Wachspalmen. Bis zu 60 Metern können die hoch werden und mehrere hundert Jahre alt. Waren wir vor 6 Jahren hier fast alleine unterwegs, begleiten uns heute Schwärme von Touristen. Wie auch wir wollen Alle den Nationalbaum Kolumbiens live bestaunen und die wunderschöne Landschaft bewandern.
Die Stadt Manizales mit seinen mittlerweile mehr als 400‘000 Einwohnern wurde 1849 gegründet. Leider wurde die alte Bausubstanz im Jahr 1925 von einer verheerenden Feuersbrunst vernichtet, so dass heute vom kolonialen Flair nicht mehr viel zu spüren ist. Dennoch wird man beim Besuch des Stadtteils Chipre (auf rund 2‘200 Höhenmeter) mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegende Berglandschaft belohnt. Ausserdem sollte man der neugotischen Kathedrale im Stadtzentrum unbedingt einen Besuch abstatten. Die geführte Tour durch und auf die Kirchtürme ist allerdings nichts für Leute mit Höhenangst. Mit ganzen 115 Metern ist die Basilika von Manizales der höchste Kirchenbau Kolumbiens.
keine Aussicht …
Wolkenverhangenes Manizales…
… und so könnte es aussehen.
Überraschend treffen wir in Manizales auf alte Bekannte. Ende Februar haben wir an der Laguna de la Cocha Bekanntschaft mit Vulkanologen gemacht und jetzt laufen sie während ihrer Mittagspause direkt an unserem Indi vorbei. Was für ein Zufall, umso grösser ist die Wiedersehensfreude. Spontan werden wir erst auf einen Kaffee und dann dazu eingeladen, das „Observatorio Vulcanológico y Sismológico de Manizales“ zu besichtigen. Vielleicht fragst Du dich jetzt warum es in in der Stadt ein Vulkan-Observatorium gibt? Ganz einfach, Manizales liegt am Fusse des zweithöchsten aktiven Vulkans auf der nördlichen Erdhalbkugel. Nämlich dem 5‘321 Meter hohen schneebedeckten „Nevado del Ruiz“. Im Jahr 1985 hat ein Vulkanausbruch eine Schlammlawine ausgelöst, welche 22‘000 Menschen unter sich begrub. Seit 2012 spuckt der Nevado del Ruiz wieder Asche. Deshalb ist auch der nahgelegene Nationalpark „Los Nevados“ teilweise für Besucher geschlossen.
Als wir am 31. März die Stadt Manizales nordwärts verlassen wollen, bricht ein schlimmes Unwetter über uns herein. Es schüttet wie aus Kübeln und die steilen zugeteerten Straßen verwandeln sich in reißende Bäche. Viele Autofahrer resignieren und bleiben einfach am Strassenrand stehen. Bei unserer Talfahrt werden wir vom strömenden Wasser überholt, welches Dreck und Steine mit sich bringt. Wir sind froh als der Regen nachlässt und wir ohne Behinderung durch Erdrutsche heil im Bergdorf Aranzazu ankommen.
In Aranzazu angekommen zieht es uns in eine gemütliche Kneipe. Viele Männer trinken Tinto (Kaffe). Ob mit oder ohne Schnaps ist uns unbekannt.
Wir gönnen uns ein Bierchen nach der langen und aufregenden Fahrt.
Ehrlich gesagt würde ich solch beladene Autos eher Bolivien oder Argentinien zuschreiben. Aber auch in Kolumbien auf dem Land ist so was möglich
Wem würdest Du vertrauen: dem Schild oder der Brücke?
Indi hat es rüber geschafft, er hat ja auch keine 8 Tonnen…
Erstaunlich sind die vielen Alleen entlang der Strassen. Sie sind vielmals mit riesigen und sehr alten Bäumen gesäumt.
Ich muss gestehen, diese Alleen sind gut und gern mit denen in den Niederlanden zu vergleichen.
Wer hätte dies in Kolumbien erwartet…
mbo
Nordwärts und entlang der Karibikküste weiter bis Cartagena
OK
Diese Website verwendet Cookies. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für Details.