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Campingplatz „El Dique“, Belén - Campingplatz „Complejo Turístico La Banda“, Belén
Am 19. März konnten wir auf dem Campingplatz „El Dique“ ausserhalb des Städtchens Belén den Motor abstellen und haben bis zum 31. März unsere strikte Quarantäne abgesessen. In ganz Argentinien herrscht seit dem 20. März eine immer noch andauernde Ausgangssperre. D.h. es darf pro Haushalt max. 1 Person für Besorgungen das Haus verlassen. Auf dem Campingplatz „El Dique“ beträgt unser persönlicher Auslauf gerade mal 200 x 300 Meter. Wir vergleichen dies mit dem Innenhof eines grossen Gefängnisses.
Dort ist unser Camping - 300 Meter entlang des Flussufers.
Diese Frage wird uns in dieser Zeit am häufigsten gestellt. „Ist Euch denn nicht langweilig?“, „Ihr könnt ja nicht mal wandern.“, „Sitzt Ihr einfach nur so rum und wartet bis die Zeit vergeht?“, „Schaut Ihr Euch den ganzen Tag einfach nur an?“. So oder ähnlich vermuten unsere Freunde und Bekannte verbringen wir unsere Zeit während der Ausgangssperre in Argentinien. Mit diesem Bericht möchten wir zu dieser Frage Stellung nehmen und Aufschluss geben.
Wir sind in der Provinz Catamarca, nördlich des Städtchens Belén. Wir befinden uns auf einer Höhe von ca. 1‘270 Meter über Meer. Es wird Herbst und somit die Tage kürzer und die Nächte kühler. Wir freuen uns täglich auf die wärmende Sonne und da sind wir schon bei unserer allerersten Tätigkeit jeden Morgen: Wir warten auf die Sonne. Wir stehen erst auf, wenn sie über die Hügel kommt. Und das ist von Tag zu Tag später. War es am 20. März noch um 08:35 Uhr, ist es am 20. April bereits 09:15 Uhr bis uns der erste Sonnenstrahl erreicht. Die Wartezeit am Morgen vertreiben wir uns mit Kuscheln oder Lesen. Während Jan sich im Bett dann nochmal umdreht steht Marita auf und macht ihre morgendliche Gymnastik. Bis sie damit und dem Waschgang im Bad fertig ist, kann schon mal eine 3/4 Stunde vergehen. Während Marita sich dann um das Frühstück kümmert, macht sich Jan im Bad frisch. Er kommt aus dem Bad und richtet das Bett (dies ist dann seine Turnstunde am Morgen). Je nach Wetter entscheiden wir uns jetzt für ein Frühstück im Freien oder im Indi. Während der ganzen Morgenprozedur läuft lautstark auf 102,7 mHz der lokale Radiosender „Radio Líder“. Schliesslich wollen wir uns auf dem Laufenden halten, wenn wir auch von dem schnellen Gebrabbel nur die Hälfte verstehen. Dann Frühstück abräumen, abspülen, abtrocknen und aufräumen.
Jetzt kann die Internet-Session starten. Dafür marschieren wir 300 Meter bis ans andere Ende des Campingplatzes. Das Signal ist äusserst schlecht, so dass wir für manche zu versendende oder runterzuladende Sprachnachricht manchmal bis zu einer Stunde benötigen. Websites zu öffnen ist manchmal ein Ding der Unmöglichkeit und es wird von uns viel Geduld erfordert. Häufig sind wir bis zu zwei Stunden beschäftigt, nur um die für uns wichtig scheinenden Infos zu erhalten. Aber wir haben ja Zeit...
Jetzt beginnt der Nachmittag. Wir kümmern uns um unseren tropfenden Grauwassertank, um die undichte Luftdruckanlage, füllen unseren Wassertank nach, leeren den Grauwassertank und die WC-Kassette, entrosten den Indi, waschen Wäsche, wechseln Dichtungen aus, machen den Frühjahrsputz, schleifen und ölen den Holztisch und die Seitenleisten der Küchenzeile, schreiben eMails und sprechen WhatsApp-Nachrichten auf unsere Handys oder nehmen ein Buch in die Hand um zu Lesen oder setzen uns einfach in unsere bequemen Campingstühle und machen mal gar Nix.
Regelmässig bekommen wir abwechselnden Besuch von den Herren der Wasseraufbereitungsanlage. Der Río Belén, an dessen Ufer wir stehen, ist der Wasserlieferant für das gleichnamige Städtchen und deren Region. Der Campingplatz „El Dique“ (der Name bedeutet „der Damm“ oder „der Deich“) befindet sich sozusagen auf oder an dem Gelände dieser Trinkwasseraufbereitung. Damit die Männer die nötigen Arbeiten erledigen können, müssen sie täglich mehrmals an uns vorbei zu den Wasser-Staubecken laufen. Erst noch schüchtern und ohne Blickkontakt, später mit interessanten Gesprächen mit Infos über deren Arbeit und ihr Leben hier in Belén. Vor allem Jan fordert die Herren regelmässig zu einem Gespräch heraus und so entwickelt sich während den gut 5 Wochen die wir hier verbringen, eine nette Bekanntschaft. Diese Gespräche finden selbstverständlich immer nur mit Mundschutz statt (zumindest von unserer Seite).
Gegen Abend wird dann ausgiebig gekocht. Da das Klima eher mild ist und es um diese Jahreszeit kaum regnet können wir meist draussen kochen. Nach dem Nachtessen müssen wir natürlich wieder abräumen, abspülen, abtrocknen und aufräumen. Alles in Allem benötigen wir für das Abendessen schätzungsweise 2 Stunden. Ab 19:00 Uhr wird es langsam dunkel. Die Abende verbringen wir entweder Sterne-guckend draussen in unseren Klappstühlen oder philosophierend bei einem Gläschen Rotwein, aber auch gern mal Popcorn-essend mit einem guten Spielfilm in unserem Indi.
Langweilig ist es uns bisher tatsächlich noch nicht geworden.
Wo verflixt nochmal ist nur das Internet-Signal? Nicht hier, sondern 300 Meter weiter hinten am Campingplatz.
Der Weg ans Ende des Campingplatzes zum Internet-Signal.
Unsere neuesten Kochutensilien (nebst bestehendem Gas-Kugelgrill und Gas-Kochfeld) haben etwas gemeinsam: Unabhängigkeit vom Gas
Ein Herd mit 2 Elektroplatten
Eine Holz-Brennstelle auf kleinstem Raum inkl. Camping-Topf
(insbesondere für den Campinggebrauch gedacht)
Man beachte: Kochzeit Wasser (ca. 600 ml) nur 2 Minuten.
Indis Wassertank auffüllen - meist ein Prozedere bei dem wir uns selbst nass spritzen
Handwäsche - nicht immer, aber immer öfter
Holz für das anstehende Asado vorbereiten
Der Damm und der Campingplatz: hier wird das knappe Wasser in die Wasseraufbereitung umgeleitet.
Ein Brennsprit-Brenner
(insbesondere für ausserordentliche Höhen und den Campinggebrauch in Nationalparks vorgesehen)
Subtropisches und teilweise wüstenhaftes Klima herrscht hier vor - traumhafte Berge und Landschaften mit tiefen Schluchten
Neben den erwähnten Herren von der Wasseraufbereitungsanlage, kommen uns immer mal wieder Personen vom Zivilschutz oder der Gendarmerie besuchen um zu schauen wie‘s uns geht. Da der Kontrollposten für die nördliche Zufahrt ins Städtchen gar nicht weit weg ist, kommt auch ab und zu von dort jemand vorbei - und wenn es nur dazu dient die frei umherlaufenden Pferde von der Strasse zu vertreiben. Da kommen dann erst die galoppierenden Pferde um die Ecke und hinterher auf dem Moped ein Mann im weissen Schutzanzug.
Ausserdem kommen zuverlässig ein Mal wöchentlich die beiden Herren von der „Minería“ um das extra für uns aufgestellte Dixi- (ToiToi)-Klo zu entleeren, zu reinigen und zu desinfizieren.
Per WhatsApp haben wir regen Kontakt mit einigen anderen irgendwo in Argentinien gestrandeten Reisenden. Wir tauschen uns aus und halten uns auf dem Laufenden. Das schafft irgendwie ein „Gemeinschaftsgefühl“. Zu einem Schweizer Pärchen, welches sich rund 250 Kilometer südlich von uns in den Bergen der Provinz La Rioja befindet, entwickeln wir ein ganz besonderes Verhältnis. Noch nie gesehen, sprechen wir uns gegenseitig in langen Texten unsere täglichen Freuden und Sorgen aufs Band. Wir informieren uns welche Bedenken und Hoffnungen wir mit uns tragen oder tauschen praktische Tipps aus. Mit diesen beiden (Nicole & Pit) lachen und fühlen wir. Es stellt sich ein Gefühl ein, als kennen wir die Beiden schon seit Jahren. Uns trennt nur die Provinzgrenze vom ersten Treffen. Wir hoffen sehr, dass wir die Zwei (www.swissoverlander.ch) noch im Mai persönlich kennen lernen können.
Zählt man die Tierwelt dazu welche rund um uns in der Natur zuhause ist, sind wir alles andere als einsam. Nebst der Pferdeherde die manchmal an uns vorbei zieht, besuchen uns viele neugierige Füchse. Am Abend geben die Frösche ihr Quak-Konzert und in den Bäumen hängen fette Raupen die sich genüsslich über die Blütenblätter hermachen. Nebst den Fliegen und Moskitos welche mit den krächzenden Papageien und den bunten Vögeln um die Wette fliegen, finden wir auf dem Erdboden Millionen von Ameisen. Nicht zu vergessen die Spinnen in den verschiedensten Grössen und Ausführungen. Einmal hat sich so ein Krabbeltier in die Ladebuchse von Jans Handy verkrochen. Der Stecker wollte und wollte einfach nicht reingehen und Marita hat Jan fälschlicherweise sofort beschuldigt, er habe sein iPhone kaputt gemacht. Wo sich diese Viecher aber auch überall verstecken müssen...
Lieber Leser Du siehst, alleine sind wir hier definitiv nicht!
Maritas Lieblingstier
Ein „Riesen-Raupe“ - was daraus wohl mal schlüpft?
Uns ist es nicht gestattet den Campingplatz „El Dique“ zu verlassen. Man hat Angst die Bevölkerung Beléns könnte in Panik geraten wenn sie zwei Ausländer aus dem Sars-CoV-2 verseuchten Europa zu Gesicht bekommt. Schliesslich befinden wir uns in einer der zwei letzten Provinzen Argentiniens, in der es bisher noch keinen einzigen Covid-19-Fall gibt. Ganz im Gegensatz dazu ist (dank der Gelbfiebermücke und asiatischen Tigermücke) das Thema Dengue-Fieber hier brandaktuell. Täglich informiert die Provinz Catamarca über neue Krankheits-Fälle. Da heisst es dann Corona Null, aber Dengue bereits mehr als 300 und das erst seit Februar, als der 1. Dengue-Fall der Provinz überhaupt bekannt wurde.
Aber zurück zur Frage „Wer kümmert sich um Euch?“. Um uns kümmern sich Emilio und seine Truppe von der Defensa Civil und Enrique, der Chef der hiesigen Gendarmería. Da wir an den Platz gebunden sind veranlasst Emilio, dass für uns eingekauft und Geld gewechselt wird. Fähnrich Enrique erlaubt uns sogar mal den Platz in einer Nacht- und Nebelaktion zu verlassen. Er hat Mitleid weil wir täglich mit dem schlechten Internet-Signal kämpfen müssen. Um einmal in den Genuss eines guten Internets zu kommen bietet er uns an, wir dürfen zu ihm in den nahe gelegenen Gendarmerie-Posten kommen und sein W-Lan nutzen. Aber nicht vor 21:00 Uhr, es darf uns schliesslich keiner sehen. Gesagt, getan. Jan und ich verlassen mit Taschenlampe und Laptop bewaffnet nach 20 Tagen zum ersten Mal den uns zugewiesenen Quarantäne-Platz um uns gutes Internet zu holen. Was für ein Gefühl... ein kleiner Schritt in die Freiheit. Letztendlich war das Wifi im Offiziersbüro zwar sehr stabil, aber die Signalstärke auch nicht besser als auf dem Campingplatz.
Links: Emilio - Leiter des lokalen Zivilschutz; Rechts: Enrique - Chef der Gendarmería vor Ort
Reisende, welche plötzlich Südamerika verlassen, geben als Grund für ihre Flucht die fehlende Krankenversicherung an. Auf Nachfrage bei den Flüchtigen und beim Lesen des Kleingedruckten auf unserer Police erfahren wir, bei einer Reisewarnung gilt die Reiseversicherung nur noch 14 Tage. Mist, dem müssen wir nachgehen. Ein Leben ohne Krankenversicherung kommt für uns überhaupt nicht in Frage. So fragen wir schriftlich bei STA-Travel nach was das für uns heisst. Die Antwort kommt prompt: Da es sich um keine landesspezifische, sondern um eine weltweite Reisewarnung handelt, gilt unsere Police bis zum geplanten Ablauf. Das heisst, wir sind noch bis Juni 2024 krankenversichert und müssen uns darüber erstmal keine Sorgen machen. Puuuh... da fällt uns ein Stein vom Herzen.
Damit die lieben Helfer der Defensa Civil die Besorgungen für uns auch bezahlen können, müssen wir ihnen Bargeld mitgeben. Unsere Vorräte an Peso sind allerdings begrenzt, so dass wir darauf angewiesen sind unsere US-Dollar im Städtchen Belén wechseln lassen zu können. Wir bekommen die Info WesternUnion hat geschlossen und wir müssen unsere US$ leider privat tauschen. Leider, weil uns der Argentinische Peso (ARS) somit 10% über Bankkurs, bzw. sogar 30-40% über Strassenkurs kostet. Ein teurer Handel, aber so lange wir nicht selbst ins Städtchen dürfen bleibt uns nichts Anderes übrig...
Ist in Belén nicht möglich, da es im ganzen Ort keine Gas-Füllstation gibt. Tja, wie kochen wir zukünftig ohne Gas? Wir denken nach... Am Platz haben wir genug Strom... kurzerhand entscheiden wir uns Elektroplatten zu kaufen. So hält der herkömmliche Herd Einzug in unser Camper-Leben. Das noch übrige Propangas sparen wir für unseren Gasofen im Indi, bzw. für unseren Gas-Kugelgrill für draussen. Ausserdem haben wir ja noch alternativ die Möglichkeit Feuer zu machen und unser Essen auf dem Grillrost zuzubereiten.
Seit Mitte März sind wir erstmals Besitzer einer südamerikanischen SIM-Karte. Die „Corona-Umstände“ haben uns dazu verleitet und wir sind jetzt echt froh um diese Anschaffung. Diese macht es uns möglich während der Quarantäne, bzw. Ausgangssperre, uns über das WorldWideWeb zu informieren und darüber zu kommunizieren. Am 6.4. läuft unsere erste Prepaid-Ladung ab und wir müssen wegen des sehr schlechten Internet-Signals tatsächlich 2,4 Gigabyte verschenken, bzw. verfallen lassen. Das tut weh...
Auch beim Nachladen unserer „Claro“-SIM-Karte hilft uns die Defensa Civil von Belén. Wir geben ihr das Geld für die Nachladung mit und prompt erhalten wir die Bestätigung der Aufladung per SMS.
Wenn man in der Schweiz oder in Deutschland einen Zeitpunkt abmacht, dann gilt der, oder nicht? Und falls doch was dazwischen kommt, gibt man dem Anderen wenigstens kurz Bescheid. Anders ist das hier in Südamerika. Mehrmals warten wir tagelang auf etwas, was uns für einen kurzfristigen Termin versprochen wird. Ohne je eine Nachricht zu erhalten haben wir das Gefühl einfach vergessen zu werden. Jan hat schon eine Allergie auf den Satz „voy por la tarde“. Was so viel bedeutet wie „ich komme am Nachmittag“. Er fragt dann immer „¿Qué significa „tarde“?“ - „Was bedeutet Nachmittag?“. Die Antwort: Nachmittag bedeutet zwischen 12:00 Uhr Mittag und Sonnenuntergang. Aber wir warten vergeblich... Auf Nachfrage per WhatsApp erhalten wir die Antwort: „Iré mañana sin falta“ - „Morgen komme ich unbedingt“. Die Steigerung dazu ist dann noch „mañana voy sin falta te juro“ - „Morgen komme ich unbedingt, ich schwöre es Dir“. Diesem Schwur trauen wir aber erst, wenn die besagte Person leibhaftig vor uns steht. Das sind wir Schweizer und Deutsche uns einfach nicht gewöhnt, aber wir lernen...
Die Argentinier können aber auch pünktlich... so wurde z.B. übers Regionalradio informiert, dass am 17. April von 14 - 17 Uhr der Strom abgestellt wird. Und siehe da, um Punkt 5 Uhr Nachmittags war der Strom tatsächlich wieder da. ¡Hip Hip Hurra!
Die Stadt Belén liegt in der Provinz Catamarca, in der es bisher keinen einzigen Corona-Fall gibt. Das hat zwei Nachteile:
Zu 1.: Sämtliche Provinzgrenzen von Catamarca sind abgeriegelt. Es dürfen nur gut dokumentierte und schwer kontrollierte Fahrzeuge die Grenze passieren (z.B. Versorgungs-LKWs). An den Stadtgrenzen zu Belén gibt es weitere strenge Kontrollen mit Fahrzeugdesinfektionen. Nachdem bereits seit März die Reifen eines jeden ankommenden Automobils desinfiziert wurden, hat die Feuerwehr inzwischen an den drei Ortseingängen hohe Torbögen zur Sprühdesinfektion aller Fahrzeuge aufgebaut.
Zum Thema Sprühdesinfektion habe ich folgende Info auf der Homepage des „Robert Koch Institut“ gefunden: Wird eine Desinfektion im Einzelfall als notwendig erachtet, so sollte diese generell als Wischdesinfektion durchgeführt werden. Eine Sprühdesinfektion, d.h. die Benetzung der Oberfläche ohne mechanische Einwirkung, ist weniger effektiv und auch aus Arbeitsschutzgründen bedenklich, da Desinfektionsmittel eingeatmet werden können.
Ob sich also die Menschen hier mit der gross angelegten Sprühanlage einen Gefallen tun oder sich selbst eher schaden, sei dahingestellt.
Sämtliche LKW-Chauffeure werden durch die Polizei oder den Zivilschutz in die Stadt begleitet und es wird sichergestellt, dass die Fahrzeuglenker keinesfalls aussteigen oder gar ihr Vehikel verlassen. Nach Abladen der Ware müssen die Lastwagen die Stadt unverzüglich verlassen.
Ein weiteres grosses Problem stellt die Rückführung der in Belén heimischen Schüler und Studenten dar, welche in den umliegenden, mit Sars-CoV-2 infizierten Provinzen zur Schule gehen, bzw. studieren. Damit sicher gestellt wird, dass keine Sars-CoV-2- infizierte Person den Virus in der Stadt verteilt, müssen alle heimgeführten Schüler und Studenten für ganze 28 Tage in eine streng einzuhaltende und kontrollierte Quarantäne.
Zu 2.: Innerhalb der Stadt laufen viele Menschen entgegen dem Gesetz ohne Mundschutz herum, oder tragen ihn nur alibimässig um den Hals. Obwohl pro Motorrad nur 1 Person erlaubt ist, sieht man viele Töff-Fahrer mit Sozius. Etliche Menschen sieht man sich umarmen oder mehrere Argentinier Mate trinkend aus demselben Becher. Die Abstandsregel von 1,5 Meter gilt anscheinend nur auf den Strassen (z.B. beim Schlange stehen vor dem Supermarkt oder vor der Bank). Fühlt man sich nicht beobachtet, bzw. im privaten Bereich, sieht das Alles ganz anders aus.
Wir denken, findet der Corona-Virus einen Weg in die Stadt, wird er sich schnell verbreiten. Gerade weil sich die Menschen hier in Sicherheit wiegen, missachten sie die Abstands- und Hygieneregeln. Dies kann ihnen zum Verhängnis werden. Wir hoffen und wünschen, dass die Stadt Belén weiterhin von der Krankheit Covid-19 verschont bleibt und dass nie die Überlegung gemacht werden muss, ob die 3 verfügbaren Beatmungsgeräte für das ganze Departement ausreichend sind.
Quelle: Facebook „Bomberos Voluntarios Ciudad de Belén“
Das COE (Komitee zum Notfalleinsatz) von Belén hat eine für uns sehr wichtige Entscheidung gefällt, über die wir am 18. April informiert werden. Ab sofort gelten für uns die gleichen Rechte wie für alle Einheimischen: wir dürfen uns in der Stadt frei bewegen und unsere Besorgungen selbst erledigen. Diese Nachricht lässt unsere Herzen höher schlagen und wir freuen uns mächtig darüber. Zwar sind unsere ersten selbstgetätigten Einkäufe sicherheitshalber noch von den Damen des Zivilschutz begleitet, aber nach dem zweiten Mal dürfen wir alleine los ziehen. Entgegen der Vermutung dass die Bewohner Beléns bei unserem Anblick in Panik ausbrechen erleben wir genau das Gegenteil. Alle Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Der ein oder andere fragt noch etwas skeptisch wo wir her kommen, aber wenn wir unsere Umstände erklären fällt das Misstrauen und man zeigt Verständnis. Des öfteren werden wir im Ort direkt darauf angesprochen, ob wir denn die Ausländer vom Camping „El Dique“ seien, sie hätten schon viel von uns gehört. Tja, also die fremden Unbekannten sind Jan und ich nun definitiv nicht mehr.
Am 18. April erhalten wir eine weitere sehr erfreuliche Nachricht. Das COE (Comité Operativo de Emergencia) erteilt uns die Option für einen anderen Stellplatz mit mehr Infrastruktur. Uns soll der Platz erst gezeigt werden und dann dürfen wir entscheiden, ob wir umziehen wollen oder nicht. Dieser offiziell zur Zeit geschlossene Platz liegt knapp 2 Kilometer südlich vom aktuellen Camping, und zwar auf der anderen Flussseite des Río Belén. Wir haben dort wesentlich mehr Sonne, gute sanitäre Anlagen und ein viel besseres Internetsignal. Das sind 3 gute Gründe unserem Umzug zuzustimmen. Und so packen wir am Abend des 24.4. (wir mussten wieder ein paar Tage Geduld haben) unsere ganzen Sachen zusammen, starten den Motor und setzen zum ersten Mal seit 5 Wochen unseren Indi in Bewegung.
Wir werden durch ein Fahrzeug mit 3 Personen der Defensa Civil eskortiert. Nach einem kurzen Tankstopp im Städtchen führt uns der kürzeste Weg durch das sandige und teils matschige Flussbett des Río Belén (Yippieh... eine Offroad-Piste...) direkt zu unserem neuen Zuhause: dem „Complejo Turístico La Banda“.
Dieser „Touristik-Komplex La Banda“ gehört der Gemeinde Belén und wurde erstmals (noch nicht ganz fertig gestellt) im November 2019 für die Sommer-Saison eröffnet. Es gibt 3 grosse Schwimmbecken die bisher noch nie mit Wasser gefüllt waren. Es hat je ein WC- bzw. Duschhaus für Frauen und Männer und viele überdachte Terrassen jeweils mit Steintisch und -bänken und Grillkamin um Asado (Gegrilltes) zuzubereiten. Auf Anhieb fühlen wir uns hier sehr wohl.
Am Morgen nach unserem Umzug, also am 25.4., werden wir von den Geräuschen der fleissigen Arbeiter geweckt. Seit 08:00 Uhr sind etwa 10 Personen am werkeln und bringen den Platz auf Vordermann. Die Männer mähen das Gras und kümmern sich um die neu gepflanzten Bäume, die Frauen putzen die sanitären Anlagen und kehren die Böden. Wow... machen die das alles für uns? Wir wissen es bis heute nicht. Offiziell ist der Platz ja geschlossen (wir haben aber einen eigenen Schlüssel fürs grosse Zugangstor), aber der Reinigungs- und Pflegetrupp kommt regelmässig und schaut ob hier alles in Ordnung ist. Wir bedanken uns dafür herzlich.
Schön wars im „El Dique“
Alles neu - die Becken haben noch nie Wasser gesehen
Übrigens - Indi hat eine runde Zahl während des Umzugs gefeiert …
Wir haben unser eigenes Häuschen mit Strom, Licht, Wasser und einer Grillstelle
Am 24.4. plant Emilio, der Chef des Zivilschutz, eine Dankeschön-Party für seine Mitarbeiter und Kollegen. Er möchte dass wir dabei sind und lädt uns dazu ein. So kommt es, dass wir kaum an den neuen Platz gezügelt uns zu fünft im Fahrzeug des Zivilschutz wiederfinden (so viel zum Thema Abstandsregelung) und zurück nach Belén fahren. Da wir der Defensa Civil sehr viel zu verdanken haben spendieren wir zu dieser Party die Getränke. Im Hauptquartier findet dann in lustiger Runde ein geselliger Abend bei Pizza, Bier und Wein statt.
Erneut Emilio gibt den Grund für das nächste Fest am 30. April. Er feiert seinen 41. Geburtstag und seine Mitarbeiter planen eine Überraschungsparty. Wiederum findet die Zusammenkunft im Büro der Defensa Civil statt. Auch hierzu werden wir von den Kollegen eingeladen und selbstverständlich leisten wir unseren Beitrag mit den mitgebrachten Getränken. Emilios Freund Enrique von der Gendarmerie „entführt“ Emilio und sorgt dafür, dass er pünktlich (nach argentinischer Definition) am Ort des Geschehens eintrifft. Jeder leistet seinen Beitrag zur Party: der eine bringt die Luftballons, die andere Empanadas, die nächste belegte Brötchen, Pizza ist ebenfalls dabei und eine Geburtstagstorte darf natürlich auch nicht fehlen. So wird es eine feuchtfröhliche Nacht, in der viel gelacht wird und wir erst spät ins Bett fallen.
Während dieser sehr speziellen Zeit, welche sich wohl überall auf der Welt ähnlich anfühlt, hören oder lesen wir häufig von „Entschleunigung“, von „endlich mal Zeit aufzuräumen“, oder „über Alternativen im Leben nachdenken“. Vielleicht bringt diese Phase in unserem Leben ja auch etwas Positives.
Unter den Overlandern machen wir die Erfahrung, dass zusammengehalten wird, dass man für ein Problem gemeinsam eine Lösung findet und die Reise-Gemeinschaft dadurch ein bisschen näher zusammenwächst. So hat sich die gestrandete Gruppe in Cafayate z.B. für uns den Kopf zerbrochen wir wir unsere Situation verbessern und Probleme lösen können. Von anderen Reisenden aus der Schweiz haben wir gehört, dass sie wiederum heimatlose Reisende zu sich aufgenommen haben und jetzt eine Wohngemeinschaft bilden. Von allen Seiten wird einem die helfende Hand gereicht und man erfährt, trotz der katastrophalen Situation um Sars-CoV-2, viel Gutes und Schönes.
Unsere Reisekollegen in Cafayate lassen sich auch nicht „unterkriegen“
Das Städtchen Belén in der Provinz Catamarca hat etwa 20‘000 Einwohner. Es liegt auf Kilometer 4‘089 - 4‘092 direkt an der populären Ruta Nacional 40. Nordwärts führt die RN 40 durch die 11 Kilometer lange Schlucht des Río Belén. Die Berghänge entlang der Schlucht sind mit stacheligem Gestrüpp und grossen Fingerkakteen bewachsen. Folgt man der RN 40 dagegen in Richtung Süden, so führt sie über die weitläufige wüstenhafte Hochebene namens „Campo de Belén“. Über der Stadt Belén auf einem 300 Meter hohen Berg thront die 20 Meter grosse Statue der Jungfrau von Belén, welche die Patronin des Ortes ist.
Unser Indi ist seit dem 25. April an folgenden Koordinaten zu finden: -27.63457, -67.01552
mbo
Blick in Richtung Süden zum Campo de Belén, einer etwa 10´000 km2 grossen wüstenähnlichen Ebene. Zum Glück haben wir unsere Drohne Maja, so können wir einen Blick über unser „Gefängnis“ hinaus werfen.
Wie für viele Menschen auf dieser Erde, fällt auch für uns heuer die Osternacht ins Wasser. Hier wenigstens ein Blick auf unsere selbstbemalten Ostereiern.
FREIHEIT IST AUCH,
ETWAS EINFACH GESCHEHEN ZU LASSEN
(gesehen in der NZZ)
Voraussichtlich wird die aktuell verhängte Ausgangssperre verlängert, so dass wir damit rechnen bis Juni hier zu bleiben.
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