Gefahrene Strecke: 640 Km
Route:
Reiseroute: Barranca Larga - Laguna Blanca - Abra de Pasto Ventura - Belén - Cóndor Huasi - Pozo de Piedra - Piedra Larga - Londres - Belén - Hualfín
Wie bereits im September-Bericht angekündigt, starten wir den Monat Oktober auf Reise. Ja lieber Leser, Du hast richtig gelesen: Wir sind auf Reise. Wenn auch nur auf einer kleinen, aber immerhin. Das COE Belén erlaubt uns unter Zustimmung des Bürgermeisters von Villa Vil einen 5-Tages-Trip in den Norte Grande de Belén. Dieser sogenannte „grosse Norden“ reicht bis weit in die hohen Anden hinein, so dass wir nach langer Zeit zum ersten Mal wieder eine Höhe von 4‘000 Metern erreichen. Die Fahrt in die Berge ist für uns nach so langer Abstinenz spektakulär. Wir fragen uns, ob wir die Landschaft nun durch die 7-monatige Ausgangssperre intensiver geniessen? Die Schönheit der Natur lässt uns Gänsehaut bekommen. Die Strasse in den Norden führt uns vorbei an hohen Sanddünen, an Ebenen mit goldenem Steppengras in denen genüsslich Esel und Vicuñas weiden. Ganz zu schweigen von unserem eigentlichen Ziel, der um diese Jahreszeit beinah ausgetrockneten Laguna Blanca, in deren letzten Wasserpfützen Hunderte Flamingos nach Nahrung stochern. Diese Eindrücke lassen unser Reiseherz Purzelbäume schlagen.
Die Laguna Blanca, einer von vielen Seen in den Anden, eine „Pfanne“ inmitten von hohen Bergen.
Hunderte von Vicuñas weiden auf dem trockenen Seeboden. Im Sommer, d.h. wenn Regen fällt, wird die ganze Pfanne mit Wasser gefüllt sein.
Auch Marita pflügt sich einmal durch den Sand: sie will hoch auf den Rand der Düne, ein atemraubender Weg ….
Und endlich sehen wir wieder Vicuñas, sehr schüchterne „Kleinkamele“. In dieser Gegend sind sie geschützt und flüchten daher nicht sofort bei der Sichtung eines Menschen.
Auf der Hinfahrt: Ganze Talböden sind mit diesen mannshohen Grasbüscheln übersät; weder Esel, Pferd, noch Kuh oder Schaf, mag dieses scharfe und harte Gras fressen.
Riesige Sanddünen säumen den Weg, türmen sich beinah zu neuen Bergen auf und bereiten einem ein „Haut-Peeling“. Der Wind wirbelt den Sand auf und trägt diesen weit weit weg …
Viele Flamingos sind zur Zeit an der Laguna - so viele, dass wir sie nicht zählen können. Ob sich an diesem See zu anderen Jahreszeiten noch mehr Flamingos aufhalten wissen wir nicht.
Gar nicht weit weg von der Laguna Blanca liegt ein kleines Dorf, das denselben Namen trägt und zum Gemeindegebiet von Villa Vil gehört. Dies ist unser offizielles Ziel und bis hierher gilt unsere Reisegenehmigung. Als wir allerdings am Dorfeingang ankommen ist unsere Fahrt erstmal zu Ende. Mit Zaun und Schlagbaum ist die Strasse verbarrikadiert und eine Einfahrt nach Laguna Blanca nicht möglich. Vor der Sperre steht bereits ein Pickup der ebenfalls auf Einlass wartet. Der Fahrer dieses Fahrzeuges erklärt uns wir müssen nur ein bisschen Geduld haben, dann kommt schon jemand. Tatsächlich kommen zwei Männer und öffnen den Zaun. Der Pickup vor uns ist nach kurzer Kontrolle schnell durch, bei uns dauert das allerdings ein bisschen länger. Die Männer kontrollieren unsere Papiere und die Reiseerlaubnis. Sie trauen uns nicht. Einer der beiden setzt sich mit unserem Permiso aufs Moped und fährt ins Dorf, um es dort checken zu lassen. Als er 15 Minuten später zurückkommt haben wir grünes Licht für die Einfahrt in den 350-Seelen-Ort. Sogar mit Moped-Eskorte, denn man möchte uns einen Schlafplatz zeigen, der windstill ist. Windstill ist wichtig, denn täglich saust hier der Wind mit Geschwindigkeiten von mehr als 8 Beaufort über die Berge.
Marita nimmt Kontakt auf mit dem Fahrer des ebenfalls wartenden Fahrzeuges. Er transportiert Holz, ein sehr sehr rareres Material in diesen Höhen.
Das Dorf Laguna Blanca ist kaum zu erkennen. Tief sind die Häuser in die Landschaft verbaut, um sich möglichst vom Wind zu schützen. Geschätzt sind es etwa 30 Häuser.
Beim zugewiesenen Stellplatz angekommen, fragen wir gleich noch nach einem möglichen Wanderweg. Wir sollen in westliche Richtung aufbrechen und zum Wasserfall laufen, das sei sehr schön. Wir packen also unseren Rucksack und marschieren los. Es dauert nicht lange und es scheint als hätte man uns bereits erwartet, fängt uns eine Frau ab. Sie kommt ohne Mundschutz gezielt auf uns zu. Um uns willkommen zu heissen streckt sie uns freundlich ihre Hand entgegen. Wir (mit Mundschutz) machen einen Schritt zurück und strecken ihr zur Begrüssung unsere Ellenbogen entgegen. Wir kommentieren nur „Vorsicht... die Pandemie...“. Das versteht sie. Die Dame ist sympathisch und wir plaudern ein wenig. Es stellt sich heraus, sie ist Mitglied des dorfeigenen COE (Comité Operativo de Emergencia) und somit verantwortlich das Dorf vor dem Corona-Virus zu schützen. Jetzt, wo sie weiss wer wir sind, erklärt sie uns nochmal den Wanderweg zum Wasserfall und wünscht uns einen schönen Aufenthalt.
Traumhafte Aussichten auf die Ebene entlohnen die Wanderung unter „Sauerstoffmangel“; wir sind die dünne Luft auf den 3´300 Höhenmetern nicht mehr gewohnt.
Naja, der Wasserfall ist ja nicht gerade spektakulär… so könnte man denken. Aber Wasser in dieser Gegend ist wirklich sehr rar und daher ist alles eine „Attraktion“, was mit Wasser zu tun hat. Auch für uns.
Man muss den Indi suchen…
Wir durchqueren die „Pfanne“, müssen den Weg erst finden und fühlen uns einsam. In diesem Kontext ein schönes Gefühl.
Was wir im Dorf Laguna Blanca ausserdem erfahren: Es gäbe wohl in 15 Kilometer Entfernung noch ein weiteres Bergdorf. Wir sollen aber gar nicht erst versuchen dort hin zu fahren, denn das dortige COE lässt uns bestimmt nicht rein.
Wir wissen ja spätestens seit März, dass jede Provinz Argentiniens seine eigenen Gesetze und Dekrete hat. Wir haben mittlerweile auch erkannt, dass innerhalb der Provinz jedes Department seine eigenen Regelungen aufstellt. Während unseres monatelangen Aufenthaltes in Belén haben wir nun festgestellt, dass innerhalb des Department jede einzelne Gemeinde Ge- und Verbote in Kraft setzen kann. Was wir jetzt dazu gelernt haben, innerhalb der Gemeinden kann jeder kleine Ortsteil seine eigenen Vorschriften festlegen.
Und das Beste ist (und das gilt für ganz Argentinien): Keiner weiss über den Anderen Bescheid. Jede kleinste Einheit einer Kommune setzt nach eigenem Gutdünken Dekrete in Kraft. Wie sagt unser Freund und Argentinien-Kenner Roger immer so schön: „Argentina, el país de los decretos...“
Und wieder einmal gönnen wir unseren Lesern einen Blick aus unserem Wohnzimmer :-)
Aber zurück zu unserem Aufenthalt in Laguna Blanca. Bereits in Belén wurde uns wärmstens empfohlen wir sollen in den Bergen die Möglichkeit nutzen und Lama-Fleisch kaufen, das sei sehr, sehr lecker. Die Suche nach dieser Spezialität gestaltet sich allerdings ein bisschen schwierig. Im Dorfladen sagt man uns, wir sollen im Haus schräg gegenüber fragen. Im „Haus schräg gegenüber“ schickt man uns 300 Meter weiter zu einem anderen Haus. Die dort wohnende Familie sagt uns sie habe im Moment kein Lama-Fleisch zu verkaufen, aber sie hätten das Fleisch des Mannes vom „Haus schräg gegenüber“ an Lager. So fährt ein Familienmitglied per Moped zu diesem Mann um zu fragen, ob er uns was von seinem Fleisch verkaufen möchte. Sí, er will. Wir werden also in den Fleisch-Lagerraum geführt, um uns ein gutes Stück Lama auszusuchen. Wir trauen unseren Augen nicht. Es liegen auf den Tischen mindestens 5 gehäutete und ausgenommene Tiere. Tja und jetzt stehen wir vor der Aufgabe uns ein Stück auszusuchen. Wenn wir Asado machen wollen, sollen wir unbedingt Rippchen nehmen, das sei für aufs Feuer das beste Fleisch. Gesagt, getan. Also holt die Dame des Hauses eine kleine rostige Blattsäge und trennt uns das Costilla aus dem Tier. Ausserdem gibt man uns noch ein Stück Filet mit, das sei auch nicht so schlecht. Noch am selben Abend legen wir das Filet auf unseren Gasgrill und sind sehr gespannt wie das Lama schmecken wird. Tatsächlich, es ist super lecker. Das Fleisch ist eher hell und hat einen sehr feinen Geschmack. Absolut weiter zu empfehlen. Als wir zwei Tage später das auf unserem Lagerfeuer zubereitete Rippchen probieren, verziehen wir beide den Mund. Das Fleisch schmeckt gut, aber es ist dermassen zäh..., unmöglich zu kauen. Wir beschliessen, den 3 Hunden Zuhause in La Banda damit eine Freude zu machen.
Lieber Leser, keine Angst - wir haben es überlebt und uns keine Fleisch–vergiftung eingefangen.
Beim „Nachhausekommen“ nach Belén erwartet uns eine weitere Willkür der Argentinier: die Ruta Nacional 40, welche von Norden her in den Ort führt, ist geschlossen. Es warten bereits Zig andere Fahrzeuge auf Durchlass. Auf Nachfrage erhalten wir die Antwort, es sei jetzt Mittagspause und die Kontrolleure müssen was essen. Die Strasse bleibt deshalb bis 14:00 Uhr geschlossen!
Frage: Wäre es in Zentraleuropa möglich eine Bundesstrasse aufgrund „Hunger von 4 Personen“ zu sperren?
Bewegte Bilder können helfen, Worte und Fotos mit schwer zu vermittelnden Eindrücken besser wiederzugeben … viel Spass beim Gucken.
Unsere „kleine“ Freiheit innerhalb des Department Belén wollen wir nutzen und besuchen nun, Mitte Oktober, den kleinen Norden von Belén. Diesen durften wir bereits im Juni kennenlernen, als uns der Zimmermann Señor Rolando zu einem Tagesausflug eingeladen hat.
Ganz im Nordwesten des Norte Chico endet die Holperstrasse in einer Sackgasse, an deren Ende sich eine Finca (ein Bauernhof) befindet. Eigentlich erwarten wir hier eine Ziegen- oder Schafzucht, vielleicht noch ein paar Esel oder Pferde. Aber was wir hier entdecken, wirft unsere Erwartungen total über den Haufen. Jan und ich befinden uns inmitten einer Schweine-Finca. Ja, wirklich! Eine riesengrosse Schweinezucht mit an die 150 Tiere. Und das Schönste, die Schweine können sich frei auf dem weitläufigen Gelände bewegen. Wir denken „Die glücklichsten Schweine der Welt“. Der Besitzer, Sr. Cano ist so nett und zeigt und erklärt uns alles. Wichtig: wir sollen unseren Hund an die Leine nehmen. Denn greift er die Schweine an, würde er es nicht überleben. Da kennen die Säue kein Pardon. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Dies ist auch der Grund, warum der Besitzer keine Angst vor einem Pumaangriff haben muss. Wäre dies der Fall, würde die Schweineherde über den Puma herfallen und ihn in Stücke zerreissen. Für uns unglaublich, aber so sei es...
Wir staunen auch über die vielen Muttersäue und ihre unzähligen Ferkel. Wir fragen wieviele Eber hier ranmüssen. Herr Cano lacht... es reicht ein einziger Eber für die komplette Schweinezucht. Der Glückliche...
Die Bäume - vielmals auch Pappeln als Windschutz - verraten meist den Platz einer Finca. Fast immer findet man dort auch Wasser.
Hier in den Bergen von Beléns kleinem Norden erleben wir seit Monaten zum ersten Mal wieder Regen. Und nicht nur das, das Nass von oben ist begleitet von einem kräftigen Gewitter. Wir bewundern dieses nächtliche Naturschauspiel und geniessen dabei unseren gemütlichen Indi von innen.
Unsere kleine Rundreise führt uns über Pozo de Piedra auf direktem Weg nach Londres. Ein Weg, der im Vorfeld viele Fragezeichen aufgeworfen hat. Ist er wirklich passierbar? Wir hören verschiedene Aussagen. Die einen meinen „ja, mit 4x4 geht das schon“, die anderen sagen „nein, mit eurem Indi ist die Strasse nicht zu machen“. Wir sagen uns, wer nicht wagt, der nicht gewinnt und machen uns auf den Weg. Immerhin sehen wir zu Beginn der Strecke noch frische Reifenspuren, die uns positiv stimmen. Noch... irgendwann führen sie seitlich weg zu einem Bauernhof und plötzlich bleibt da nur noch eine Mopedspur übrig. Umso weiter wir dieser Route folgen, desto deutlicher wird für uns das eigentliche Problem erkenntlich: Die Strecke hat lange Passagen durch sehr tiefen Sand. Allrad und geringer Reifendruck helfen uns diese zu überwinden. Da sich die Strasse aber an den sehr sandigen Hängen entlang schlängelt, ist sie nicht wirklich gut befestigt und egal ob von oben oder nach unten, bröckelt das lockere Material in die Tiefe. Wir können uns gut vorstellen, dass der nächste stärkere Regenfall wiederum einen Teil der Strasse wegschwemmt, bzw. von oben verschütten lässt. Aber heute haben wir Glück. Wir können den Weg machen und Nichts hält uns auf. So steht unserem Plan für die Wanderung zum Wasserfall „El Chorro“ in der Nähe des Dorfes Londres nichts mehr im Weg. Dies ist unsere letzte Aktivität, bevor wir unseren Indi wieder Zuhause, auf dem „Complejo Turístico La Banda“ abstellen.
Wolkenschwaden verhängen die Berge - traumhafter Moment nach über
7 Monaten ohne Regen (aber in Belén selber gab es keinen Wassersegen)
Uralte Nussbäume im saftigsten Grün säumen den Weg,
Nussbäume brauchen viel Wasser und so bauen die Bauern Wasserführungen quer durch das Land; Kritik am Wasserverbrauch wird immer wieder und des öfteren geäussert
Kaum gibt es ein wenig Nass in der Natur, fängt es an überall zu blühen …
Eines schönen Sonntag-Nachmittags, es ist sonnig und sehr windig, verdunkelt sich der Himmel. Nein, es sind keine Wolken, es ist auch kein Sand, es ist etwas, was Jan und ich noch nie zuvor erlebt haben: ein Heuschrecken-Schwarm mit Millionen von Heuschrecken. Die Heuschrecken nutzen den Wind um sich übers Land tragen zu lassen. Viele setzen sich hier auf den Boden, fliegen aber zum Glück mit dem Wind wieder weiter.
Im Nachhinein konnten wir in der Zeitung lesen, über Belén flog nur ein Arm eines riesigen Schwarms. Dieser Ableger war 1 Kilometer breit und benötigte 1 Stunde um Belén zu überfliegen. Die Region hatte Glück, dass sich die Heuschrecken nicht niedergelassen und alles kahl gefressen haben.
Die Heuschrecke ist ca. 5 cm lang und sieht nicht gerade schön aus.
Einige setzen sich bei uns auf der Wiese ab, vielleicht so ca. 0.000001% des ganzen Schwarms? Man stelle sich vor alle Heuschrecken machen einen Rasthalt - dann sieht die Wiese aber ganz anders aus.
Der Himmel ist voll von den Viechern, sie lassen sich vom Wind über unsere Köpfe hinwegtragen.
... und deshalb helfen wir Emilio beim Hausbau. Sein Ziel ist es, möglichst bald keine Miete mehr bezahlen zu müssen und deshalb ist sein Plan, der Umzug im Dezember ins neue Eigenheim. Im Dezember schon? Ja, er ist sich sicher, er wird es schaffen!
... und zwar in künstlerischer Manier. Miki Falcone gibt nicht nur Zumba-Stunden, nein sie ist auch Lehrerin für bolivianische Folklore-Tänze. Sie und ihre Truppe möchten ein neues Video aufnehmen und im Internet publizieren. Ob wir bei den Filmaufnahmen behilflich sein möchten? Aber sicher, sehr gerne. Während Mikis Eltern für die Frontaufnahme der Tänzerinnen die Kamera auf dem Stativ bedienen, lässt Jan über der Gruppe die Drohne fliegen und Marita zieht mit dem Handy im Gimbal ihre Kreise um die tanzenden Damen. Dank Omar Gomes, der die Bilder und Filme zu einem Ganzen vereinigt hat, ist daraus ein tolles Video geworden.
Die Chefin Miki Falcone organisiert die Tanzgruppe und investiert dabei viel Zeit und Kraft. Das Resultat lässt sich sehen…
Seit Jan im Juli zum ersten Mal von geheimnisvollen Schmelzöfen der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg gehört hat, lässt ihn die Sache nicht mehr los. Den Floh ins Ohr hat ihm der Vater von Maria del Carmen Sueldo gesetzt. Señor Sueldo, oder Don Bocha wie wir ihn liebevoll nennen dürfen, ist ein echter Belicho. Er ist in Belén aufgewachsen und hat sein ganzes Leben hier verbracht. Er weiss viele Dinge aus vergangenen Zeiten, die die Jugend von heute gar nicht mehr wissen kann. So eben auch die Sache von den Schmelzöfen. Für Jan ist klar, er möchte die geheimnisvollen Öfen finden. Don Bocha hilft uns dabei und stellt den Kontakt zu Sr. Moreno her, dem Besitzer des Landes, auf dem die Öfen angeblich stehen sollen.
Am Freitag, den 23. Oktober morgens um 06:00 Uhr, treffen wir uns für die Fahrt zum Campo. Walter Falcone ist der Fahrer und Señor Moreno dirigiert ihn zu seinem Land. Etwa 12 Kilometer ausserhalb Beléns (in Richtung Andalgalá) biegen wir nordwärts auf einen Weg in einem ausgetrockneten Flusslauf ab. Von hier aus rumpeln wir 10 Kilometer langsam den schlechten Pfad entlang. Der tiefe Sand, die grossen Steine und die tiefhängenden Äste würden ein Durchkommen für unseren Sprinter schwierig machen. So sind wir froh hocken wir in einem geländegängigen Pickup und müssen uns keine Sorgen machen. Nach der ungemütlichen Fahrt sind wir froh endlich aussteigen zu können und nehmen den letzten Kilometer durch die hügelige Landschaft unter die Füsse. Und siehe da, plötzlich wie aus dem Nichts, stehen mitten im no-where zwei Kaminrohre vor uns. Tatsächlich, da sind sie, die Öfen der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg.
Der Vater von Amado Moreno ist hier ganz in der Nähe geboren und nach seinen Erzählungen müssen es früher ganze 8 Schmelzöfen gewesen sein. Angeblich wurde damit Wolfram gewonnen, ein extrem hartes und widerstandsfähiges Metall, welches früher v.a. für panzerbrechende Munition verwendet wurde. Heute ist nicht mehr viel von den Schmelzöfen übrig. Viele Leute machen alles kaputt oder nehmen die Rohre einfach mit. Vor Jahren habe es noch fremdsprachige Inschriften gegeben, aber diese informativen Schilder seien in der Zwischenzeit alle verschwunden.
Schade haben wir nicht mehr Informationen zur Geschichte des Ortes. Aber Jan ist sehr glücklich, hat er die Öfen „entdeckt“.
Für die Unterstützung bei der Suche möchten wir uns herzlich bei Walter Falcone, seinem Schwiegervater José Miguel Sueldo und insbesondere bei Señor Amado Moreno bedanken.
Wo sind die Öfen - mitten in der Natur. Vergessen, vergangen …
Zwischen Kakteen, ausgetrockneten Flussläufen und mitten in den Hügeln ragen die verrosteten Kamine in den Himmel
Natürlich muss auch für das leibliche Wohl der Expeditions-Gruppe gesorgt sein.
Marita hält Wolfram in den Händen
Schon seit Monaten versuchen Jan und ich einen Zahnarzttermin zu realisieren. Immer wieder kommen uns aber die Corona-Massnahmen in die Quere und der Termin wird jeweils abgesagt. Jetzt im Oktober schaffen wir es endlich den Termin wahr zu nehmen. Wir lassen unsere Zähne reinigen und kleinere Schäden reparieren. Ich denke eine echte Schweizer DH (Dentalhygiene) ersetzt diese Reinigung sicher nicht, aber sie ist bestimmt besser, als wenn wir gar Nichts machen würden.
Jan hat Probleme mit der Hüfte und die Schmerzen werden mit jeder Wanderung schlimmer. Wir bekommen eine Empfehlung für einen sehr guten Physiotherapeuten in Belén. Wir entschliessen uns zusammen hin zu gehen. Jan wegen seiner Hüfte und ich wegen meinem Rücken, der mir morgens manchmal Schwierigkeiten bereitet.
Nach unseren jeweiligen Terminen sind wir uns einig. Sr. Sergio Figueroa ist ein echter Handwerker, der uns erst mal von oben bis unten einrenkt und die Wirbelsäule entblockiert. Jan erhält den Auftrag mit gezielten Übungen seine Hüfte zu mobilisieren und mir wird nochmal gezeigt, wie ich schwere Sachen richtig hebe.
Meine Rückentherapie ist abgeschlossen, aber Jan muss aufgrund seiner starken Schmerzen zum Röntgen. Ob es in Belén überhaupt eine Radiologie gibt und was für eine Diagnose dabei rauskommt, steht in unserem November-Bericht.
Wenn Banda auch während unserer Abwesenheit Anfang Oktober sehr ungezogen war und ihr neues von uns gekauftes Liegekissen in tausend Stücke zerrissen hat, nehmen wir uns ihr gerne und ihrer Gesundheit an. Wir gehen mit ihr zum Veterinär und lassen sie impfen. Ausserdem fragen wir den Mediziner nach seiner Meinung, was das Alter der Hündin betrifft. Er denkt sie ist etwa 1 Jahr alt und könnte bald zum 1. Mal läufig werden. Sicherheitshalber bekommt sie eine Anti-Welpen-Hormon-Spritze verpasst, die für ca. 6 Monate anhalten soll.
Knochen sind ihr Ding (nebst Pferde jagen). Links: ordentlich beim Metzger gekauft / Rechts: wahrscheinlich ein Unterschenkel eines Esels, woher ???
Indis Bremsen: Schon lange wissen wir, unsere Handbremse zieht nicht mehr richtig und muss unbedingt erneuert werden. Für die Reparatur lässt sich Jan eine Werkstatt empfehlen, die uns prompt einen Termin gibt. Auf Nachfrage bestätigt der Mechaniker, dass er sich mit Sprinter auskennt und das Auswechseln der Handbremse für ihn kein Problem darstellt. Ausserdem nennt er Jan einen Preis mit dem er einverstanden ist. Am Tag der geplanten Reparatur fährt Jan in die Werkstatt und merkt ganz schnell, dass der Mech von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Ausserdem möchte er plötzlich 50% mehr Geld für die Reparatur. Jan lässt sich das nicht gefallen, steigt ins Auto und lässt den verdutzten Mechaniker einfach stehen.
Aber was jetzt? Zum Glück haben wir Freunde in Belén, die wissen wo es wirklich zuverlässige Fachleute gibt. Im Vorfeld trifft sich Jan mit dem neu empfohlenen Mech um zu klären, ob er wirklich kann, was er verspricht. Ja, der Mann scheint gut zu sein und ein Termin wird abgemacht.
Als Jan von diesem Werkstatt-Termin nach Hause kommt, ist er begeistert. Dieser Mechaniker ist spitze und macht sehr gute Arbeit. Beim Termin wurde letztendlich nicht nur die Handbremse, sondern auch die Hinterbremse erfolgreich gewechselt.
Neue Taschen und Säcke: Wenn man in unseren Kofferraum schaut sieht man viele Taschen und Säcke die sich so langsam auflösen und nicht mehr ganz dicht sind. Es ist schon Wochen her, dass ein Tapicero (Polsterer) Mass genommen und eine schnelle Erledigung versprochen hat. Jetzt, ca. 2 Monate später, wird endlich geliefert. Wir sind (trotz langer Wartezeit) sehr zufrieden mit Hernáns Arbeit und werden sicher noch das ein oder andere (z.B. unsere Klappstühle) bei ihm richten lassen.
Wir gönnen uns Schatten: Obwohl noch Frühling, steigen die Tagestemperaturen im Oktober bereits auf knapp 40 Grad. Unser Indi steht zwar zwischen zwei schattenspendenden Olivenbäumen, wenn jedoch zur Mittagszeit die Sonne senkrecht über uns strahlt, wird es im Wohnmobil sehr heiss. Es muss ein Schattendach her! Jan besorgt in der Stadt ein engmaschiges Netz (so eins man z.B. über Obstplantagen spannt) und eine stabile Schnur. Der freundliche Gemeindearbeiter Javier bringt uns noch die nötige Leiter und schon starten wir unser Projekt „Sonnenschutz aufhängen“. An drei Enden befestigen wir das Netz per Schnur in den Ästen der Bäume und an einer Ecke muss der Kamin unserer Asado-Stelle herhalten. Hier verwenden wir allerdings Draht, weil wir denken, die Schnur könnte von den scharfen Kanten des Kamins durchgescheuert werden. Inzwischen hat uns der Wind schon zwei Mal die Halterung am Kamin gelöst, aber im Grossen und Ganzen hält unsere Konstruktion und im Indi ist es, auch während der heissen Mittagszeit, um einiges erträglicher.
Und so sieht unser temporäres Zuhause aus: Häuschen mit Steintisch und Bänke sowie Asado-Stelle (Grillstelle) und Spülbecken mit fliessendem Wasser und Elektro-Anschluss, daneben Olivenbaum mit angrenzendem Car-Port
Waren wir zum Ersten des Monats bereits auswärts unterwegs, sind wir es zum Letzten wieder. Wir haben eine Einladung der Familie Falcone Sueldo das Wochenende mit ihnen in ihrer Finca in Hualfín zu verbringen. Grund des Anlasses: Walter Falcone hatte am 27. Oktober Geburtstag und möchte diesen mit Freunden nachfeiern. Wir nutzen diesen Anlass und fahren mit unserem Indi bereits einen Tag früher, also am Freitag los. Es ist kurz vor Zwei als wir den Ortsausgang von Belén erreichen und warum kommen wir nicht weiter? Weil die Herren von der Strassenkontrolle wieder bei der Mittagspause sind. Es heisst um 15:00 Uhr seien sie wieder da. Erneut ist die Ruta Nacional 40 aufgrund „Hunger“ geschlossen. Wir sind‘s ja langsam gewohnt...
Nach einer halben Stunde Wartezeit (nicht nur für uns, sondern für viele andere Fahrzeuglenker ebenfalls) wird die Sperrung frühzeitig aufgemacht und alle Fahrzeuge können unkontrolliert passieren. Was soll das? Egal... weiter zum Thema „Ausflug nach Hualfín“.
Wir suchen uns also einen Übernachtungsplatz in der wilden Natur und finden ihn am Flussufer des ausgetrockneten Río Villa Vil. Dieser Tapetenwechsel tut uns so richtig gut und wir geniessen diesen Abend in absoluter „Freiheit“.
Tags darauf, am Samstag, geht es weiter zur Walfinca. Walter hat nahe dem Dorf Hualfín nämlich ein herrliches kleines Weingut mit einem kleinen Häuschen darauf. Bereits am 1. August durften wir die Finca schon kennen lernen. Damals war aber alles noch kahl und braun. Heute stehen die Reben bereits in saftigem Grün und die ersten Traubenblüten lassen auf eine gute Ernte hoffen. Mari und Walter haben für das Geburtstags-Wochenende noch eine sehr sympathische befreundete 5-köpfige Familie eingeladen. Zu Mittag gibt es Asado und zum Abendessen selbstgemachte Pizza.
Am späten Nachmittag machen wir eine wundervolle Wanderung zu den Sanddünen hinter den roten Felsen und am Abend beobachten wir, wie um 20:06 Uhr der „blaue Mond“ aufgeht - der zweite Vollmond im Monat. Das Highlight bildet um 20:30 Uhr noch der „Tren de las estrellas“ (Sternen-Zug). Wir sehen Starlink 14/15 senkrecht über unsere Köpfe hinwegziehen. Wir zählen über 50 Satelliten, welche sich in südöstliche Richtung bewegen. Heute noch „traumhaft“, in 10 Jahren wahrscheinlich „alltäglich“.
Die Nacht verbringen die Freunde zu siebt in der Finca, während Jan und ich uns in unseren Indi zurückziehen. Am Sonntag erwarten wir weitere Gäste. Maris und Walters Kinder Miki und Julian werden mit ihren Grosseltern kommen. Da Julian am 30. Oktober Geburtstag hatte, können wir hier auch noch mit ihm anstossen.
Sämtliche Gäste (ausser Jan und ich) reisen bereits am Sonntagabend wieder ab. Da der Montag ein Feiertag ist (Allerseelen) entschliessen sich Mari und Walter noch eine Nacht zu bleiben und wir mit ihnen.
Nachdem wir zu viert am Montagmittag noch ein grosses „Reste-essen“ mit weiterem Asado veranstaltet haben, treten auch wir die Heimreise an.
Es war ein wunderschönes Wochenende.
Vielen herzlichen Dank liebe Mari und lieber Walter.
Unsere Freundin Mari Sueldo heisst mit ganzem Vornamen Maria del Carmen, aber viele nennen sie Marita. Warum? Marita ist im Spanischen die Koseform von Maria. Wenn wir also mit der Familie Falcone Sueldo zusammen sind kommt es vor, dass ich viel zu häufig reagiere, weil jemand den Namen Marita erwähnt. Das ist für mich ein bisschen verwirrlich.
mbo
Jede Möglichkeit nutzen und von Belén aus viele Ausflüge in die nahe Region machen.
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