Gefahrene Strecke: 3´180 Km
Route:
Belén - Campo de Piedra Pomiz - Laguna Carachi Pampa - Antofagasta de la Sierra - Vulkane Alumbrera u. Antofagasta - Barranca Larga - Belén - Santa Florentina - La Herradura/Neuquén - Piedra del Águila - Junín de los Andes - Lago Huechulafquén - Junín de los Andes - Camino de los Siete Lagos - Lago Traful - Paso del Córdoba - Río Caleufú - Lago Meliquina - San Martín de los Andes - Lago Queñi
An Silvester in „Freiheit“
Vulkane, und zwar pechschwarz - die Hochebene von Antofagasta de la Sierra hat viele solche
Gleich zu Beginn des Monats macht es unser Freund Emilio möglich, wir dürfen Belén verlassen und das Nachbar-Department Antofagasta de la Sierra besuchen. Emilio kennt den Bürgermeister von Antofagasta und dieser genehmigt ausnahmsweise unsere Einreise. Diese Region steht schon seit langem auf unserem Reiseplan, deshalb freuen wir uns umso mehr über diese tolle Nachricht. Als wir dann nach rund 200 Kilometer Fahrt endlich an der Department-Grenze ankommen, werden wir jedoch an der Kontrolle gestoppt. Die Leute wissen Nichts von dem Abkommen ihres Bürgermeisters und verweigern uns die Einfahrt. Wir sollen umdrehen, denn Antofagasta ist für Touristen gesperrt. Wir sind arg enttäuscht, bleiben aber hartnäckig und bitten die Kontrolleure um Abklärung bei der zuständigen Gemeinde. Es dauert eine Weile aber unser Durchhaltevermögen zahlt sich aus. Wir werden - wenn auch nur sehr widerwillig - durchgelassen und erreichen somit überglücklich eines unserer Traumziele in den hohen Anden Argentiniens. Die einzigartige Bergwelt in dieser Region ist bestückt mit Vulkanen, deren spitze Kegel inmitten kilometerlangen tiefschwarzen Lavaflüssen in die Höhe ragen. Wir finden traumhafte Lagunen in denen rosafarbene Flamingos nach Futter stochern. Es gibt blendend weisse Salzseen an deren Ufer Lamas und wilde Vicuñas das trockene Gras äsen. Für uns ganz besonders beeindruckend ist der „Campo de Piedra Pomiz“ mit seinen strahlend weissen, riesengrossen Lavafeldern.
Campo de Piedra Pomiz
Laguna Carachi Pampa mit vielen Flamingos
Vulkan Antofagasta
Marita besteigt den Vulkan bei Sonnenaufgang
Der Aufstieg ist steil, aber nicht allzu lang. Oben ist der Ausblick atemberaubend über die ganze Hochebene
Ausserdem erwähnt weil unglaublich: Wir sind hier einsam! Wo sich sonst während der Sommerzeit viele Touristen aufhalten, sind wir heute ganz alleine. In uns entsteht das wunderbare Gefühl „Uns gehört die Welt!“.
Auch macht es mächtig Spass, endlich mal wieder auf teils sehr ruppigen Strassen und wilden Sandpisten sich so richtig auszutoben. Unser Indi kann endlich mal wieder seine Geländetauglichkeit unter Beweis stellen, wo er doch monatelange Enthaltsamkeit üben musste. Ganze 7 Tage sind wir so unterwegs eh wir wieder nach unserem „Zuhause“ in Belén zurückkehren.
Indi in seinem Element - auf unbefestigten Pisten, irgendwo
3 Tage lang haben wir keine Menschenseele getroffen
Ich lasse mir einen Abstrich für den Corona-Test nehmen. Wir hätten den Test nicht machen müssen: a) es wurde nie danach gefragt und b) uns konnte das Resultat wegen Computerproblemen nie schriftlich bestätigt werden 🤔
Im Dezember lockern die einzelnen Provinzen Argentiniens ihre Reise-Einschränkungen. Schliesslich möchte sich der Argentinier die anstehenden Sommerferien nur wegen Corona nicht verderben lassen. Ausserdem gibt es einige Provinzen für die die Einnahmen aus dem Tourismus überlebenswichtig sind und daher ihre Grenzen für den nationalen Reiseverkehr öffnen. Allerdings mit Einschränkungen: jede Provinz hat ihre eigenen Gesetze was die Ein- bzw. die Durchreise betrifft. Wir wollen von Catamarca nach Neuquén, das bedeutet wir befahren 6 verschiedene Provinzen und jede Provinz hat ihre eigenen Anforderungen bzgl. der Reisebewilligung.
Es dauert Stunden, um nicht zu sagen Tage bis wir uns über das Internet und diverse Chats über die verschiedenen Anforderungen informiert haben und die Reise-Anträge online ausgefüllt haben. Die Provinz Río Negro z.B. hat erst auf unsere Anfrage hin ein Formular extra für Deutsche und Schweizer auf ihrer Homepage online geschaltet, sonst hätten wir deren Dokument schon gar nicht ausfüllen können. Man merkt uns die Anspannung und Konzentration während dieser Vorbereitungsphase an.
Das für uns wichtigste Papier ist die Bestätigung die dokumentiert, dass wir Einwohner Beléns sind, wir Freiwilligen-Arbeit beim Zivilschutz geleistet haben, verantwortungsvoll sind und ganz wichtig: gesund. Dies lassen wir kurzfristig vorab mit einem negativen Corona-Test bestätigen. Unterschrieben ist dieses Dokument von folgenden wichtigen Personen Beléns: Bürgermeister, Polizei-Chef, Chef der Gendarmerie, Chef der Transit-Polizei, Vorsitzende des COE Belén, Leiter des hiesigen Krankenhauses, vom Direktor des Zivilschutz und seinem Stellvertreter (keine Ahnung warum der Pfarrer fehlt... ;-)
Wir räumen also unseren Stellplatz auf dem „Complejo Turístico La Banda“, geben die geliehene Gasflasche und das Moped zurück, nehmen unseren Schattenspender zwischen den Olivenbäumen ab, streicheln ein letztes Mal die beiden Rüden, die von nun an ohne Banda spielen müssen und geben endgültig die Schlüssel zur Dusche und zum Tor des Campingplatz ab.
So gut vorbereitet planen wir mit gemischten Gefühlen unsere Abreise am 9. Dezember 2020 und somit nach 265 Tagen Aufenthalt aus dem ruhigen und überschaubaren Städtchen Belén.
Am 8. Dezember laden wir sämtliche uns lieb gewonnene Freunde aus Belén zu einem kleinen Abschiedsfest ein. Rund 20 Personen möchten wir ganz speziell Dankeschön sagen und uns für ihre Freundschaft und Unterstützung bedanken. Wir treffen uns auf dem Hauptplatz der Stadt und geniessen unter freiem Himmel in lustiger Runde ein gemeinsames Abendessen. Schade sind einige geladenen Gäste einfach nicht erschienen, aber wir haben ja gelernt in Belén ist es ganz normal, dass man unabgemeldet einer Einladung fernbleibt. Nichts desto trotz, unser letzter Abend in Belén ist gelungen und wir haben viel Spass. Erst bei der endgültigen Verabschiedung kommt Wehmut auf und es fliesst die ein oder andere dicke Träne.
Belén, wir werden Dich nie vergessen.
Du wirst für uns immer ein kleines Stückchen Heimat bedeuten.
Marita bereitet sogar eine Abschiedsrede auf Spanisch vor - sie wurde verstanden
Am Vormittag des 9. Dezember heisst es für uns „RAUS AUS BELÉN“ und „AB IN DEN SÜDEN“. Bereits in Londres (dem Nachbardorf von Belén) werden wir zum ersten Mal kontrolliert. Da wir nur Durchfahren wollen schickt man uns auf die „Umgehungsstrasse“ und lässt uns passieren. Bei unserer zweiten Kontrolle (bereits in der Provinz La Rioja) müssen wir versprechen, im aktuellen Department ja nicht auszusteigen und es schnellstmöglich zu durchqueren. Unsere Dokumente möchte man hier nicht sehen.
In La Rioja steuern wir direkt den Campingplatz „Costa del Río“ in Santa Florentina (Department Chilecito) an, denn hier befinden sich die ebenfalls im März gestrandeten Reisekollegen Nicole & Pit (SwissOverlander.ch), mit denen wir uns seit März täglich per WhatsApp-Sprachnachricht austauschen. Wir können es kaum erwarten die beiden das allererste Mal persönlich zu treffen und in die Arme zu schliessen. Haben wir uns doch gegenseitig während der beinah 9-monatigen Quarantänezeit, welche mit vielen emotionalen Hochs und Tiefs gespickt war, die Stange gehalten. Bei der Einfahrt zum Camping winken wir enthusiastisch mit unserer kleinen Schweizer Fahne aus dem Indi und hören lautstark Schweizer Mundart-Musik. Luftballons mit Schweizer Flagge am Tor zum Campingplatz lassen hoffnungsvoll erahnen, hier leben die Schweizer. Und dann ist es soweit... der leuchtend gelbe Piccolo (das Fahrzeug der beiden) strahlt uns entgegen und nicht weniger strahlend empfangen uns Nicole & Pit mit offenen Armen. Waren es am Vorabend noch Abschiedstränen die geflossen sind, sind es heute Freudentränen. Wir sind überglücklich endlich vereint zu sein und feiern während den folgenden 20 Stunden unser Zusammensein ausgiebig.
Am Mittag des 10. Dezember reisen wir mit dem Wissen weiter, wir werden Nicole & Pit spätestens zum Jahreswechsel in Patagonien wieder treffen.
Auf unserem weiteren Weg nach Neuquén durchqueren wir die Provinzen San Luis, La Pampa und Río Negro. Während der langen Fahrt durchfahren wir verschiedenste Klimazonen. Sind es am 10.12. noch heisse 42,5 Grad Lufttemperatur, hat es ein Tag später bei Blitz und Donner nur noch 9,5 Grad Celsius. Uns fällt auf, viele Autofahrer winken uns freudig zu, hupen und lassen die Lichter ihrer Fahrzeuge aufblinken. An Tankstellen sprechen uns lachend Leute an und freuen sich erste Touristen zu treffen. Die Menschen scheinen glücklich zu sein, ein wenig „Normalität“ zu erleben. Jan und ich kommen uns vor wie Botschafter der Reisefreiheit. Als wären wir die Zugvögel, auf die im Frühling jeder sehnsüchtig wartet. Ein sehr schönes Gefühl.
Zu jeder Provinzgrenze setzen wir verantwortungsvoll unseren Mund-Nase-Schutz auf und halten sämtliche Papiere bereit, aber kein Mensch interessiert sich dafür. Letztendlich gelangen wir ohne weitere grosse Kontrolle unsere Ziel-Provinz Neuquén. Wir haben es geschafft. Wir werden am 14. Dezember die totale Sonnenfinsternis erleben.
La Pampa - unendliche Weiten
Die Freude ist gross - nach 9 Monaten endlich das persönliche Treffen
Quelle: swissoverlander.ch
Quelle: swissoverlander.ch
Noch als wir in Europa waren wussten wir bereits, die totale Sonnenfinsternis in Südamerika, die müssen wir in jedem Fall sehen. Für Jan erschien dieses Ereignis nicht so wichtig, aber für mich (Marita) hat dieses Erlebnis oberste Priorität. Bereits im August 1999 in Deutschland habe ich mir geschworen, ich möchte und werde dieses faszinierende Naturschauspiel unbedingt noch einmal erleben.
Die Totalität dauert nur 2 Minuten und während dieser kurzen Zeit ist es äusserst wichtig keine Wolken vor der Sonne zu haben. Deshalb recherchieren wir im Vorfeld das Klima und die Wetterprognosen und befinden den Ort „Piedra del Águila“ (eben in der Provinz Neuquén) als optimal. Selbstverständlich kaufen wir uns vorher noch eine spezielle Schutzbrille, ohne die man bei längerem Blick in die Sonne schlimme Sehschäden davon tragen könnte.
Haben wir die letzten Wochen nicht mehr daran geglaubt und die Hoffnung schon fast aufgegeben, sind wir - wie viele andere Argentinier - heute tatsächlich hier am wunderschönen Ufer des Stausees „Exequiel Ramos Mexía“ und erwarten bei strahlend blauem Himmel den Eintritt der partiellen Sonnenfinsternis.
Um 11:44 Uhr ist es endlich so weit, der Mond beginnt sich von links vor die Sonne zu schieben. Bis zur totalen SoFi dauert es ganze 84 Minuten, das heisst wir müssen Geduld haben. Am Anfang merken wir überhaupt Nichts. Erst wenige Minuten vor der Totalität spüren wir wie es ganz langsam dunkler und kühler wird.
Auf einmal hört man die Grashüpfer zirpen und die Vögel verstummen. Ein eiskalter Schauer läuft uns über den Rücken und lässt uns Gänsehaut bekommen. Und dann, ganz plötzlich kommt aus westlicher Richtung ein gewaltiger Schatten auf uns zu, wir hören aus dieser Richtung Menschen aufschreien und freudig juchzen. Und dann, exakt um 13:08 Uhr verdeckt der Mond über uns die komplette Sonne.
Auch wir schreien uns vor Begeisterung die Seele aus dem Hals. Dort wo vorher die Sonne war, ist nur noch ein glühender Ring zu sehen. Es ist Mittagszeit, aber wir sehen unzählige Sterne am Himmelszelt und am Horizont erscheint der Himmel wie bei der Abenddämmerung in einem phantastischen Rot. Nur zwei Minuten haben wir Zeit, dieses unbeschreibliche Ereignis und die dunkle Natur um uns herum wahrzunehmen.
Um 13:10 Uhr ist es bereits vorbei. Der gigantische Schatten zieht weiter gen Osten und die Sonne blinzelt hinter dem Mond hervor. Wir fühlen, wie uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen und wärmen. Die Sterne verschwinden, die Vögel beginnen zu zwitschern und die Zirpen verfallen in Stille. Der Mond verdeckt zwar immer noch den grössten Teil der Sonne, aber eine partielle Sonnenfinsternis ist auf der Erde kaum zu spüren. Erst um 14:34 Uhr gibt der Mond die Sonne wieder komplett frei. Als jetzt Wolken aufziehen tut das unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, die tagelange mühsame Vorbereitung für die lange Reise in den Süden wurde mit viel Adrenalin belohnt und dann noch das grosse Glück vom wolkenlosen Himmel... was soll ich dazu mehr sagen...
Nach der erlebten Sonnenfinsternis in Piedra del Águila ist unser nächstes Ziel der Ort Junín de los Andes. Ein hübsches Städtchen mit guter Infrastruktur und eingerichtet für den Sommer-Tourismus.
Wir entdecken gut sortierte Sportgeschäfte mit qualitativ hochwertigen Markenartikeln und statten uns endlich mal wieder mit vernünftigen und funktionellen Schuhen, Jacken und Hosen aus. Junín de los Andes hat im Moment viele Corona-positive Fälle. Man merkt, die sympathischen Menschen sind dadurch etwas distanziert, aber in einem sehr vernünftigen Maß. Nach so langer Zeit in Belén haben wir das Gefühl, in einem ganz anderen Argentinien zu sein. Man könnte beinah sagen wir sind überrascht, jetzt eine ganz andere Seite Argentiniens wieder zu entdecken.
einmal neue Schuhe…
einmal neue Jacke…
Kaum zu glauben, befanden wir uns Anfang Dezember noch rund 1‘700 Kilometer nördlich von hier in den trockenen und wüstenhaften hohen Anden, stecken wir jetzt zum Ende des Monats inmitten saftig grünen Wäldern mit uraltem Baumbestand. Das dunkle Grün wird nur durchbrochen von klaren tiefblauen Seen und wilden Flüssen. In den frischen Gewässern wimmelt es nur so von Forellen die darauf warten geangelt zu werden. Die wärmende Sommersonne leckt den letzten Schnee von den Bergspitzen und die Wiesen sind bedeckt von blühenden Margeriten und duftendem Klee.
Wir fahren zum Lago Huechulafquén
Vulkan Lanin
Frühstücks-Fernsehen vom feinsten …
Lago Traful
Ein wenig kalt, aber erfrischend
Wilde Flüsse mit klarstem Wasser
Fernsehen zum Abendessen - was braucht man mehr?
Wir inmitten Argentinischer Familien
Weihnachtsbraten am 25.12.:
Geschenktes Cordero
In dieser herrlichen Gegend verbringen wir den Sommer und der startet auf der Südhalbkugel dieser Erde mit Weihnachten. Während der Festtage befinden wir uns auf einem wunderbaren Platz am „Río Pichi Traful“. Das Plätzchen kennen wir noch von früher und haben es uns ganz gezielt für Weihnachten ausgesucht.
Auch viele Argentinische Familien versammeln sich an diesem wunderbaren Ort, um die Geburt Christi zu zelebrieren. Neben uns feiert eine grosse Gruppe von etwa 20 Personen und sie schlachten hier - wie sie uns erzählen jedes Jahr zu Weihnachten - sehr professionell zwei junge Lämmer. Von dem frisch am Feuer gebratenen „Cordero“ bekommen wir zwei grosse Stücke ab und dürfen probieren. Mmmmmh... wirklich lecker.
Von vielen Argentiniern motiviert holt Jan seine eingemottete Angel aus den Tiefen unseres Kofferraums und versucht sein Glück im Fluss. Und tatsächlich, nach ein paar Versuchen hat Jan eine zappelnde Forelle am Haken. Allerdings erscheint sie uns beiden nur mittelgross und deshalb befreien wir sie und werfen das zappelnde Ding zurück in das kühle Nass.
Ein richtiges Camp wird aufgestellt;
sogar ein Arbeitstisch wird gezimmert
Ein Cordero am Spiess
Die herrlichen Seen unter der heissen Sonne laden zum Baden ein. Nicht nur Jan und ich kühlen uns in den klaren Seen ab, nein auch unser Hund Banda entdeckt für sich das Wasser und macht begeistert die ersten Schwimmzüge ihres Lebens. Ihr macht das Plantschen so viel Spass, sie scheint eine echte Wasserratte zu sein.
Wie bereits im letzten Monatsbericht erwähnt, muss sich unsere Hündin Banda wegen eines Sticker-Sarkoms einer 4-wöchigen Chemotherapie unterziehen. Die ersten beiden Injektionen bekommt sie am 1. und 9. Dezember beim Tierarzt in Belén (zack zack und ganz schnell intravenös mit einer Spritze). Die dritte und vierte Spritze verabreicht ihr am 16. und 23. Dezember ein Veterinär in Junín de los Andes (verdünnt mit einer Salzlösung über eine Infusion). Generell verträgt Banda die Chemo gut. Aber direkt nach den einzelnen Injektionen zeigt sie doch Nebenwirkungen. Nach der 1. Spritze ist sie sehr müde und bewegt sich kaum. Nach der 2. Spritze pinkelt sie stundenlang unkontrolliert. Nach der 3. Spritze muss sie kotzen und nach der 4. Spritze ist sie wieder sehr schlaff und matt. Der Tierarzt bestätigt uns, das Sarkom ist nur noch ganz klein und er sei zuversichtlich, dass es in ca. 6 Wochen ganz verschwunden sein wird.
Auf unserem langen Weg in den Süden spielt uns Banda einen schlimmen Streich. An einem Übernachtungsplatz (bereits in der Provinz La Pampa) findet sie im sandigen Boden viele Löcher, in denen sich unserer Meinung nach Hasen verstecken. Am Abend buddelt und schaufelt sich unsere Hündin durch die Löcher tief in die Erde hinein. Beinah Metertief sieht man nur noch ihr Hinterteil mit dem wild wedelnden Schwanz. Ekstatisch sucht sie nach dem Tier, das sich darin versteckt hält. Jedoch ohne Erfolg. Wir müssen sie zwingen aufzuhören und für die Nacht in den Indi zu steigen. Am nächsten Morgen, als wir die Schiebetür öffnen stürmt sie nach draussen und beginnt erneut Löcher zu suchen. Als wir 2 Minuten nicht aufpassen und dann nach ihr sehen wollen, ist sie verschwunden. Jan sucht sofort im Metertiefen Loch und sieht tatsächlich noch einen Schwanz, eh das Vieh verschwindet. Und dann... Stille! Wir rufen „Banda“, aber sie kommt nicht raus. Panik steigt in uns auf. Was wenn der Hund jetzt im tiefen Loch feststeckt und nicht mehr rauskommt? Was wenn in dem Loch kein Hase, sondern eine giftige Schlange oder ein grosses Nagetier steckt und Banda längst gebissen hat? Sofort holen wir die Schaufeln aus dem Auto und beginnen angsterfüllt dem Hund nach zu buddeln. Jede Minute zählt... nicht dass der Hund erstickt. Wir können ein vorbeifahrendes Auto stoppen und um Hilfe bitten. Die beiden Herren raten jedoch ab weiter zu schaufeln, denn diese Gegend ist bekannt für grosse und gefährliche Schlangen. Sie beobachten uns kurze Zeit beim Schaufeln eh sie uns erzählen, sie seien in 1 Kilometer Entfernung an einem im Schatten liegenden Hund vorbei gefahren. Ich (Marita) warte nicht lange und renne los. Kurz danach überholt mich das Auto mit den zwei Männern. In der Ferne sehe ich wie sie etwas auf die Ladefläche ihres Pick-Ups laden und zurückkommen. Mein Herz schlägt vor Erwartung schnell, ob das unter der Plane tatsächlich unsere Banda ist. Der Fahrer steigt aus und hebt die Abdeckung hoch und tatsächlich, unsere Hündin streckt mir zur freudigen Begrüssung begeistert ihren Kopf entgegen. Nun darf auch ich mit auf die Ladefläche und wir fahren glücklich zum immer noch fanatisch schaufelnden Jan zurück. Als er uns sieht, fällt ihm ein grosser Stein vom Herzen und ist überglücklich das Tier gesund und munter wiederzusehen. Unsere Vermutung: Der Hund ist wahrscheinlich kopflos einem anderen Tier nachgejagt und hat sich selbst dabei vergessen. Dann hat sie in der fremden Gegend wohl nicht mehr „nach Hause“ zurück gefunden.
In Junín de los Andes kleiden nicht nur wir uns neu ein, auch Banda bekommt endlich ein richtiges Halsband und eine echte Leine. In einem Gaucho-Geschäft, das viele Lederwaren führt, lassen wir für unsere „Kleine“ maßgerecht ein Lederhalsband und eine Lederleine anfertigen. Das Ganze kostet uns umgerechnet gerade mal 7 Euro und somit hat das grüne Seil, welches wochenlang als Halsband und Leine herhalten musste, endlich ausgedient.
Am Lago Huechulafquén passiert etwas, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben und das kam so: Banda spielt ungestüm mit dem Hund des Campingplatz-Wärters und befindet sich plötzlich inmitten einer Hühnerfamilie. Die Glucke und ihre vielen Küken flattern durch die Hunde aufgeschreckt, aufgeregt durch die Luft. Banda sieht in dem Federvieh ein lustiges Spielzeug, schnappt sich eins der kleinen Küken und legt es mir (Marita) ganz stolz zu Füssen. Anstelle sie zu loben, schreie ich sie wild an und verfrachte den Hund ins Auto. Das „Bibbeli“ überlebt den Angriff nicht und wird von mir begraben. Zu meinem Erstaunen sieht der Hühner-Besitzer das Ganze sehr gelassen, meint das könne ja mal passieren und wünscht mir noch einen schönen Tag.
Nach dem ganzen Tumult schaufle ich die vielen Löcher wieder zu. Wir wollen ja nicht, dass sich eine Kuh oder gar ein Pferd noch darin ein Bein bricht.
Wir staunen immer wieder: waren die Schafe einst beliebtes Jagdobjekt, lässt sich Banda an diesem Platz von den Lämmern beschnüffeln. Die haben es überlebt!
Wir freuen uns riesig auf den 28.12., denn unsere Freunde Nicole & Pit kommen uns nach in den Süden, um mit uns den Jahreswechsel zu feiern.
In San Martín de los Andes erwartet uns bereits ein weiteres junges Overlander-Pärchen, das im März aufgrund Corona in Lago Puelo (Provinz Chubut) gestrandet ist. Die Schweizer Patricia und Stefan (ExplorerSouls.com) haben ihre monatelange Ausgangssperre im kühlen Süden Argentiniens ausharren müssen.
Wir alle kennen uns nur vom Gruppenchat per WhatsApp, aber als wir uns alle 6 zum ersten Mal treffen ist die Freude so gross, dass wir uns überschwänglich in die Arme fallen und ganz fest drücken. So unterschiedliche Charaktere wir auch sind, verbindet uns doch das gleiche Schicksal: 9 Monate Quarantäne in Argentinien.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie gut uns das Bier im Pub schmeckt - ich hatte es vergessen…
Wir möchten gemeinsam ein paar Tage am Lago Queñi verbringen und zusammen den Jahreswechsel feiern. Dafür füllen wir in unseren Fahrzeugen alle Vorräte auf und machen uns auf den Weg. Drei Stunden benötigen wir für die Fahrt zum See inklusive Holz schlagen fürs geplante Lagerfeuer. Anfangs ist der Weg noch gut, aber je näher wir unserem Ziel kommen, desto schlechter wird die Piste durch unwegsames Gelände. Rutschiger Matsch erschwert die Auf- und Abfahrt der Hügel und das viele Schmelzwasser erschwert die Flussdurchquerungen. Letztendlich (und dank Abschleppseil für den Ford Transit) schaffen wir die Strecke mit unseren Mobilen und sind froh, heil angekommen zu sein.
Quelle: explorersouls.com
Holz wird gesägt und beim Indi auf den Heckträger gepackt.
Quelle: explorersouls.com
Der Weg ist steil und rutschig, der Transit braucht zwei Anläufe. Aber dann klappt’s - oben angekommen wird geklatscht und gejubelt.
Quelle: swissoverlander.ch
Die Krönung der Fahrt - die Flussdurchquerung. Für Allrad-Fahrzeuge kein Problem, doch der Ford Transit wäre ohne Hilfe kaum durch die Furt gekommen.
Die strapaziöse Fahrt hat sich gelohnt. Der wilde Campingplatz auf einer Lichtung im dichten Wald direkt am türkisblauen Queñi-See ist immer noch wunderschön. Wir finden den Ort so märchenhaft vor, wie wir ihn in unserer Erinnerung behalten haben. Auch die Thermen von Queñi haben sich nicht verändert. Sie bestehen aus einem in Stufen angelegten Bach mit klarem und äusserst warmen Wasser.
Mit unseren 3 Vans machen wir eine Wagenburg und überziehen den „Innenhof“ mit unserem bewährten Schattenspender aus Belén. Gut, haben wir ihn mitgenommen.
Wir erleben zusammen eine wunderbar kurzweilige Zeit. Wir plaudern viel, bewandern die Region, kochen und essen gemeinsam und das Wichtigste, wir haben ganz viel Spass.
Der Sprung in den kalten See muss sein.
Bereits am Nachmittag starten wir mit den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel. Wir köpfen eine Flasche Sekt und knabbern dazu feine Bruschetta. Am frühen Sylvester-Abend entzünden unsere Männer ein grosses Lagerfeuer auf dem auch gekocht wird. Heute gibt es mit Knoblauch gespickte Lende und für die Vegetarier feinen Provolone vom Feuer. Nudelsalat nach „Mamas Rezept“ und ein (oder zwei) Fläschchen Rotwein runden das Mahl ab. Patricia hat zum Menü-Abschluss noch ein Dessert gezaubert, von dem wir noch lange schwärmen werden.
Die letzten Stunden vor Mitternacht sitzen wir unter dem mit Sternen behangenen Himmel ums Lagerfeuer und machen „Wunschkonzert“. Die Musik-Mediathek wird rundherum gereicht und jeder darf ein Lied seiner Wahl aussuchen. Wir beschliessen, der Titel des Liedes welches um Punkt Mitternacht läuft, wird das Motto für das neue Jahr. Um zwei Minuten vor 12 steigt die Spannung: Wird der Titel nochmal wechseln? Und dann beginnt der Countdown im Sekundentakt... 10 - 9 - 8 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 2 - 1
HAPPY NEW YEAR !!!
Das Jahr 2021 wird unter folgendem Motto stehen:
„EWIGI LIEBI“. Danke Nicole für diesen Titel.
Quelle: swissoverlander.ch
mbo
Wir reisen langsam innerhalb der Provinz Neuquén,
den Anden entlang in Richtung Norden.
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