Gefahrene Strecke: 103 Km
Route:
Belén - Barranca Larga
Wir sind umgezogen - innerhalb 6 Monaten ganze zwei Mal!
Man beachte Verhältnis zwischen positiven Fällen und Anzahl Isolierter
Mussten wir doch knapp 6 Monate darauf warten, bis dieser Virus endlich erfolgreich die Stadt erreicht. Selbstverständlich wird schnell der Schuldige gefunden: Der örtliche Staatsanwalt hat zwei Lastwagenfahrern die Erlaubnis für den Eintritt in die Gemeinde erteilt. Obwohl die LKW-Chauffeure sich bis zum Testergebnis in Isolation aufhalten sollten, streifen sie durch die Bars des Ortes und treffen sich mit Familie, Freunden und Kollegen. Dann das Testergebnis: Beide sind POSITIV! Das COE (Comité Operativo de Emergencia) entscheidet sämtliche Kontaktpersonen zu testen und bis zum Ergebnis in die Isolation zu schicken. Zeitweise sind über 400 Belichos in häuslicher Quarantäne und müssen darauf warten ob sie Corona-positiv sind. Die Anspannung in ganz Belén ist riesengross. Die Argentinier überraschen uns: noch nie haben sie sich während des gesamten Lockdowns so sehr an die Distanzregelung gehalten wie jetzt, Anfang September.
Ab sofort gelten wieder strengste Ausgangssperren. Die wenigen Geschäfte die geöffnet sein dürfen, haben ausschliesslich Vormittags auf. Wegen der Einschränkungen fällt jetzt schon zum zweiten Mal unser längst geplanter Zahnarzttermin ins Wasser.
Die allgemeine Situation in Argentinien sieht schlecht aus. Stiegen die Fallzahlen bisher hauptsächlich in der Stadt und Provinz Buenos Aires, verschiebt sich der Virus nun in die entfernten Provinzen. Mehr als 10‘000 neue Fälle täglich sind in Argentinien nun Routine.
Zaghaft wird es grün - unglaublich mit welcher Kraftreserve die Natur arbeitet: seit über 6 Monaten hat es nicht mehr geregnet und doch treiben die Bäume Blüten und grüne Blätter
Wie sehr freuen wir uns auf die warme Jahreszeit. Die Bäume fangen an zu treiben und die ersten Pflanzen stehen in voller Blüte. Insbesondere der Lapacho-Baum mit seinem kräftigen Rosa oder in leuchtendem Gelb schürt unsere Vorfreude auf wärmere Tage. Die Temperaturen machen es uns möglich vom Frühstück bis nach dem Abendessen draussen zu leben. So macht Vanlife wieder so richtig Spass. Leider merken auch die Mücken, dass der Sommer naht und so entdecken wir am Abend des 25. Septembers die ersten Moskitos, welche uns den ersten Juckreiz verpassen.
Auch Jan nutzt die Gelegenheit und macht sich „sommerfrisch“. Beim Friseur lässt er sich seinen wild gewachsenen Bart und die mittlerweile mehrere Zentimeter langen Haare stutzen.
Eine Sorge jedoch bereitet uns die nahende Sommerzeit. Wenn unser Indi täglich 10 Stunden in der prallen Sonne steht, wird er sich aufheizen wie ein Backofen, deshalb suchen wir Schatten. Glücklicherweise gibt es hier auf dem Complejo Turístico zwei alte, dichte Olivenbäume, zwischen die unser Indi prima reinpasst. Also ziehen wir nach 131 Tagen auf dem alten Platz um und zwar ziemlich genau 60 Meter, zu unserem neuen schattigen Zuhause.
Wir müssen uns gegen die wöchentliche Überflutung des Areals wehren - daher haben wir einen „Burggraben“ geschaufelt
Unser Indi ist dank Google-maps im WorldWideWeb festgehalten: wir sind tatsächlich auf dem Campingplatz La Banda in Belén!
Unser „geschützter“ Garten muss dafür täglich gespritzt werden …
Noch was: die Gemeinde will in La Banda eine Auto-Ralley veranstalten. Dafür wird gar eine neue Brücke gebaut. Ich werde mich aber hüten die Brücke mit unserem Indi zu befahren. Wie ist die Einschätzung unserer Freunde im Bauwesen dazu?
Holz muss her - dies war aber das letzte Mal. Beim Sammeln des Holzes im Dickicht werden unsere Kleider von den Dornensträucher geradezu zerfetzt. Also kaufen wir ab sofort das Brennholz
Immer wieder bieten wir unseren neuen Freunden hier in Belén, unsere Hilfe an. Dank Corona haben wir viel Zeit zur Verfügung, die wir gerne nützlich verbringen möchten. Leider viel zu selten greifen die Belichos auf unser Angebot zurück. Im September jedoch bekommen wir endlich die Möglichkeit tatkräftig zu werden.
Da nur wenige Mitarbeiter des örtlichen Zivilschutz über einen Führerschein verfügen kommt es vor, dass in einer Schicht ein Chauffeur fehlt. Emilio, der Direktor des örtlichen Zivilschutz fragt uns an, ob wir am Samstag, den 19.9. Zeit hätten, um diesen Fahrermangel auszugleichen. Selbstverständlich sagen wir zu und treten am Morgen um 8:00 Uhr unseren Dienst bei der Defensa Civil an. Unsere erste Aufgabe: Die Fahrt (stets mit 2 Mitarbeitern des Zivilschutz im offiziellen Fahrzeug) zu einem Laden, der trotz Verbot offen hat. Als wir eintreffen ist die Polizei bereits vor Ort und hat die Schliessung des Geschäftes veranlasst. Viele Menschen die in einer langen Schlange davor gewartet haben werden nun Heim geschickt. Wir befinden uns schliesslich in Phase 1 mit strenger Ausgangssperre und dies wird den Leuten jetzt nochmal klar gemacht.
Die nächste Aufgabe ist die Begleitung eines Fahrzeuges durch die Stadt Belén. Um sicherzustellen, dass der Fahrer des Trucks nicht aussteigt, eskortieren wir ihn von der Eingangskontrolle südlich Beléns bis zur Ortsausfahrt im Norden.
Der 19. September ist für uns ein spezieller Tag.
Genau vor 6 Monaten, also am 19. März hat uns der Chef der Defensa Civil Emilio Rodriguez geholfen, den Quarantäne-Platz hier in Belén zu finden. Dafür sind wir ihm auch heute noch mega-dankbar und beschenken ihn und seine Belegschaft mit Obstkuchen und leckerer Torte. Auch Emilio kann sich noch bestens an den Abend des 19. März erinnern. Er erzählt seinen Mitarbeitern lebhaft von unserem ersten Zusammentreffen in El Eje auf der Ruta 40. Seine Erzählung ist begleitet von wilden Gestikulationen die zeigen, wie aufgebracht und hilfesuchend Jan und ich in diesem Moment waren. Anscheinend wird auch Emilio unser Kennenlernen nie vergessen.
Angeregt vom Direktor des Zivilschutz und als Dankeschön für die Defensa Civil produzieren Jan und ich einen 5-minütigen Kurzfilm. Dieser handelt von der Arbeit sämtlicher Institutionen, welche für den Schutz vor dem Corona-Virus arbeiten. Insbesondere aber von der Arbeit der Defensa Civil. Im September „übergeben“ wir offiziell das fertige Video an Emilio, der es auf der Facebook-Seite der „Defensa Civil Belén“ veröffentlicht. Wir sind wirklich baff... Das Video wird auf Facebook 53 Mal geteilt und von knapp 3‘000 Personen gesehen. Der Streifen ist somit ein voller Erfolg, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben.
Und noch einmal im September dürfen wir helfen. Wie bereits in vorigen Monatsberichten erwähnt, ist die junge Miki Falcone Tanz-/ bzw. Zumba-Lehrerin. Bald wird sie ihr eigenes Tanzstudio hier in Belén eröffnen können. Sie steckt im Moment noch voll in den Ausbauarbeiten des Saales, bei denen wir sie ein wenig unterstützen können. Es gibt Malerarbeiten von Fensterrahmen und Wänden zu erledigen. Für uns eine willkommene Abwechslung.
Während die Frauen „Spazierfahrten“ machen und Kuchen kaufen gehen, arbeite ich hart am Computer - der Film muss endlich fertiggestellt werden.
Wer unseren August-Bericht gelesen hat weiss, wir kümmern uns neuerdings um den vernachlässigten Nachbarshund. Inzwischen wissen wir, dass sie eigentlich „Luna“ heisst. Da sie aber schon so gut auf den Namen „Banda“ hört, bleiben wir bei „Banda“. Um mehr über ihr Alter rauszufinden gehen wir zum Hundespezialisten in Belén. Nach seinen Angaben ist Banda noch kein Jahr alt und könnte vielleicht sogar noch ein bisschen grösser werden. Da sie sich immer kratzt kaufen wir ihr bei dieser Gelegenheit ein Floh-Halsband. Ausserdem hat sie täglich neue Zecken im Fell, die wir jeweils entfernen. Die Hündin liebt es mit uns zu spielen und zu spazieren. Wenn wir in Strassennähe kommen nehmen wir sie sicherheitshalber an die Leine (bzw. ans Seil) und wundern uns immer wieder wie schön sie an demselben läuft, so als hätte sie es bei einem Hunde-Profi gelernt. Aber Achtung: Banda ist eine echte Argentinierin, deshalb ist während der Siesta-Zeit am Nachmittag nichts von ihr zu wollen. Da wird geschlafen! Inzwischen beherrscht Banda folgende Befehle: Sitz!, Platz!, Bleib! und Hier! Es liegt aber an ihr ob sie tatsächlich gerade Lust hat die Befehle zu befolgen...
Eine weitere Lieblings-Tätigkeit: Pferde treiben oder einfach anbellen
Keine Angst - nicht tot, sondern nur müde. Sie ist eine Argentinierin und liebt die Siesta.
Da wir schon über ein halbes Jahr hier in Belén residieren, kennen wir mittlerweile doch einige Einwohner. So sind einmal wir irgendwo in Belén eingeladen und ein ander Mal dürfen wir auf unserem Campingplatz die Gastgeber mimen.
Bei einem dieser Zusammentreffen mit unseren neuen Freunden gibt es eine grosse Überraschung: die Familie Falcone hat für uns original „MaJanta-Barbijos“ machen lassen => Mund-Nase-Schutz mit MaJanta-Logo. Wow, und nicht nur je einer, sondern für jeden 2 Stück. Einmal in dezentem Grau und einmal in kräftigem Rot. Diese Überraschung ist der Familie wirklich bestens gelungen. Die Barbijos sehen toll aus und ab sofort sind wir nur noch mit diesen in der Stadt zu sehen.
Es gibt Mote und Jigote, zwei typische Gerichte aus Belén. Diese sind jedoch eher für Schwerstarbeiter gedacht und weniger für uns Gestrandete; die Mahlzeiten sind ähnlich einem richtig deftigen Eintopf und einer Art nährreicher Lasagne
Am 30. September erhalten wir vom COE Belén in Abstimmung mit dem Bürgermeister von Villa Vil eine ausserordentliche Reise-Erlaubnis. Mit dieser dürfen wir in den Norte Grande de Belén reisen, welcher u.a. Gemeindegebiet des Dorfes Villa Vil ist. Bis zum 5. Oktober haben wir nun Zeit den Norden des Departements Belén kennen zu lernen, eh wir wieder zurück sein müssen an unserem Standort auf dem einsamen „Complejo Turístico La Banda“.
Ein erster Eindruck von den Landschaften dieser Reise. Aber es folgen noch ganz andere Bilder … diese folgen dann im Oktober-Bericht.
mbo
Wir reisen zur Laguna Blanca und hoffen, dass dies nicht die einzige Reisebewilligung für die nächste Zeit war. Ausserdem planen wir eine Wanderung zu ehemaligen Schmelz-öfen, welche von den Deutschen im 2. Weltkrieg zur Wolfram-Herstellung verwendet wurden. Unsere Home-Base bleibt weiterhin Belén.
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