Route:
Während unserer Reise durch Neuquén befinden wir uns ständig in der Nähe zur chilenischen Grenze. Wir haben auch schon mehrfach (z.B. beim Gassi-gehen mit dem Hund) die argentinischen Grenzposten besucht, die tatsächlich (obwohl die Grenzen geschlossen sind) von Amtspersonen besetzt sein müssen. Trotz aktuell „verkehrsloses Niemandsland“ findet man hier teilweise bestes Internetsignal, so dass man mal schnell eine WhatsApp-Nachricht von der Grenze verschicken kann...
Der Vulkan Batea Mahuida ist ein Grenzberg zwischen Argentinien und Chile. Beide Länder halten die Zufahrt zum Gipfel mit der herrlichen Aussicht für Touristen offen. So wundert es nicht, dass wir uns dort oben plötzlich auf chilenischem Boden befinden und eine grosse chilenische Adventure-Gruppe kennen lernen. Die Gruppe freut sich über uns „ausländischen Adventurer“ so sehr, dass sie unbedingt ein Erinnerungsfoto mit uns und den ganzen Fahrzeugen schiessen wollen. Dies war für uns wieder mal ein freudiges, grenzübergreifendes Ereignis seit Langem.
Weit und breit ist nix - aber Internet gibt es und zwar schnelles …
Diesmal stehen wir am Lago Caviahue als ein junger Mann auf seinem Pferd seine Herde „Chivas“ (wir glauben das ist eine Mischung aus Ziegen und Schafen) nach Hause treibt.
Er stoppt sein Pferd vor unserem Indi und fängt zu fragen an: „Redet Ihr englisch?“ - er selbst spricht aber kein Englisch. „Habt Ihr Kinder?“. Was wir verneinen. „Macht Ihr denn keine Liebe?“ Ich erkläre, dass ich die Frage nicht verstehe. „Gebt Euch doch mal einen Kuss!“ Ich schaue ihn fragend an und frage gegen: „Hast Du Kinder?“ „Ja, 20 Stück!“ Man kann sich vorstellen wie verdattert der junge Herr uns zurückgelassen hat.
Neuerdings hat Jan nach dem Morgenessen Magen-probleme die sich in Form von schlimmen Krämpfen und drückenden Blähungen niederschlagen. Er tut mir richtig leid wie er sich damit quälen muss. Woher kommt nur diese Unannehmlichkeit? Wir essen doch beide jeweils dasselbe und auf dem Tisch steht nichts Anderes als sonst auch. Wir untersuchen die Marmeladegläser auf ihre Inhaltsstoffe und prompt finden wir das Krämpfe-auslösende Übel: „Jarabe de Maíz de Alta Fructose“! Auf englisch: „High-fructose corn sirup“ oder kurz HFCS! Woher wir wissen, dass gerade diese Zuckersorte Schuld an Jans Missbefinden trägt? Er hat diese Symptome nicht zum ersten Mal. Bereits im Jahr 2015 in den USA hat ihm diese Fructose-Art arg zugesetzt. Damals mussten wir eine gefühlte Ewigkeit nach der Ursache suchen, denn wir wussten noch nicht, dass Maissirup in Lebensmitteln solch schlimme Probleme machen kann. Für Jan ist die heutige Erfahrung sozusagen ein bereits erlebtes Déjà-vu.
Vielleicht hast Du schon mal etwas von Isoglukose gehört. Hier handelt es sich um einen Sammelbegriff für Zucker, der aus Mais, Weizen oder Kartoffeln gewonnen wird. Bei Mais als Ausgangsrohstoff, wird von Corn Sirup (Maissirup) gesprochen. Ausserdem wird dieses Süssungsmittel häufig aus gentechnisch verändertem Mais hergestellt.
Er ist einfacher und somit billiger in der Herstellung und hat dazu eine wesentlich stärkere Süsskraft als herkömmlicher Haushaltszucker.
Wenn man sich im Internet über „High fructose corn sirup“ informiert findet man schnell heraus, dieser Zucker ist in höchstem Masse ungesund. Abgesehen von den akuten Unverträglichkeiten wie Übelkeit, Blähungen, Durchfall oder Erbrechen, kann dauerhafter Genuss von Isoglucose zu Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Gicht u.a. Leiden führen. Dies haben uns die HFCS-Grosskonsumenten USA und Mexiko schon in den 70er-Jahren vorgemacht. Ich möchte aber auch bemerken, aufgrund des Gesundheitsrisikos sinkt in den USA seit dem Jahr 2000 der Konsum von Maissirup.
Bis Oktober 2017 wurde Isoglukose in Europa nur in kleinen Mengen produziert. Aber Brüssel hat mit dem TTIP (Transatlantisches Freihandelsabkommen) seine europäische Agrarpolitik und damit auch den Zuckermarkt neu geregelt. Die Zuckerquote fiel für den Maissirup und somit findet man seit 2017 auch in Europa immer häufiger Produkte in den Regalen, die mit dem ungesunden „High fructose corn sirup“ gesüsst sind.
Deine Gesundheit liegt uns am Herzen. Pass bitte zukünftig bei Deinen Einkäufen darauf auf, welche Inhaltsstoffe jeweils auf der Lebensmittel-Verpackung angezeigt sind. Liest Du irgendetwas von Fructose-Glucose-Sirup oder Glucose-Fructose-Sirup oder tatsächlich von Isoglucose oder Maissirup, dann lass bitte die Finger davon, denn das Produkt kann Dich schrecklich krank machen.
Wir sitzen im no-where unter alten Araukarien-Bäumen am Lagerfeuer und geniessen den Abend, als aus dem Dunklen plötzlich zwei Reiter auftauchen. Banda bellt die beiden an und auch uns ist die Sache nicht ganz geheuer. Die Männer verbergen ihre Gesichter vor uns und fragen nach einer Taschenlampe, da sie angeblich etwas suchen. Wir fragen zwar wonach, aber darauf erhalten wir keine Antwort. Wir meinen es gut, wollen ihnen helfen und geben ihnen unsere Mini-Taschenlampe mit der Bitte, sie wieder zurückzubringen. Die dunklen Gestalten verschwinden mit unserer (Hombrechtiker) „Linterna“ in der Dunkelheit und wurden nie wieder gesehen...
Wir campen am wunderbaren Lago Rucachoroi als abends ein einsamer Gaucho an uns herantritt und nach Geld fragt. Für was er das Geld denn brauche? Er überlegt erst und erklärt dann, er möchte sich Brot kaufen.
Wir stutzen... wohlgemerkt, der nächste Laden ist ca. 30 Kilometer entfernt, wir geben ihm Nichts und erzählen die Geschichte den Campingplatz-Besitzern. Auch diese finden diesen Vorfall sehr merkwürdig und empfehlen für unseren Aufenthalt, diesem Mann kein Geld zu geben...
3 Tage stehen wir ganz alleine am Zufluss dieses wunderschönen Sees.
Und dann kommt das verlängerte Faschings-Weekend… vorbei ist’s mit der Ruhe
Aus Paraguay erhalten wir von den Langzeitreisenden Renate und Bruno (pepamobil.ch) immer mal wieder sehr gute Reise-Tipps. So auch diesmal, als sie uns die Auffahrt zum Vulkan Batea Mahuida empfehlen. Tatsächlich geht es von 1’300 rauf auf 1‘950 Höhenmeter und das steilste Stück kommt zum Schluss. Diese letzte Strecke sollten wir eigentlich zu Fuss gehen, aber Jan hat sich von Bruno angestachelt gefühlt, diesen Abhang wortörtlich selbst unter die Räder zu nehmen. Nicht nur vielen Argentiniern, sondern auch mir ist die Auffahrt zu risikoreich und deshalb steige ich aus. Jan soll da in unserem Indi Bitteschön alleine rauf kraxeln, während ich lieber die Kamera schwenke. Bei meinem Aufstieg per pedes auf halber Höhe, höre ich schon wie Jan Gas gibt und sich auf der Piste positioniert. Ungläubig schüttle ich den Kopf und drücke auf den Kameraauslöser. Ob das gut geht? Jan rollt an und nimmt den Abhang in Angriff. Mit Allrad und Untersetzung kriecht und schnauft der Sprinter an mir vorbei. Unglaublich welche Kraft das Fahrzeug hat. Und... er schafft es! Als ich endlich oben ankomme tritt mir ein stolzer Jan entgegen. Er freut sich mächtig, dass er das geschafft hat.
@ Bruno: Vielen Dank im Voraus für die versprochene Flasche Schampus ;-)
Gipfelbild - Marita und Banda gingen zu Fuss,
Jan fuhr mit dem Indi
Diese Halde muss ich hochfahren um das Gipfelplateau zu erreichen.
ca. 40% Steigung!
Die meisten Argentinier trauen sich und dem Fahrzeug das nicht zu… das soll was heissen.
Ganz ehrlich? Lesen kann man diese zwei Wörter sehr oft entlang der Strassen und in Ortschaften, aber probiert haben wir die Dinger noch nie. Als passionierte „Brot-Selbst-Bäcker“ sahen wir bislang auch nie einen Anlass Tortas fritas zu kaufen. Am Lago Rucachoroi jedoch packen wir die Gelegenheit bei den Ohren. Eine Frau kommt mit einem grossen Korb angelaufen und preist ihre frischen Tortas fritas an. Sie verkauft das Gebäck eigentlich im Dutzend, macht für uns aber eine Ausnahme und gibt uns 6 Stück ab. Jetzt sind wir gespannt und beissen rein... Hmmm, lecker... die schmecken wie Mamas Hasenohren (nur ohne Zimt-Zucker). Klar, dass wir bereits am Folgetag gute Kunden dieser Frau mit dem Korb sind...
Entlang der Anden gibt es unzählige Vulkane. Der Volcán Copahue auf der Grenze zu Chile ist nur einer davon. Rund um diesen 2‘953 Meter hohen Berg sprudelt und brodelt es aus dem Erdreich. Blubbernde Schlammpfützen und vom Dampf zischende Wasserlöcher zeugen von der vulkanischen Aktivität, die sich hier befindet. Ein besonderes Farbspiel bieten die schwefelhaltigen Flüsse und Seen, in denen sich die Steine in ein leuchtendes orange verfärbt haben. Ganz besonders beeindruckt hat uns dieses Farbspektakel am 45 Meter hohen Wasserfall des Río Agrio.
Der Ort Copahue hat sich die thermische Aktivität des gleichnamigen Vulkans zunutze gemacht und ein riesengrosses Thermalbad aufgestellt. Das Angebot ist riesig: Massagen, Fango, Dampfbehandlungen, es gibt einen Anti-Stress-Zirkel und ein Bad im Schwefelwasser. Nicht zu vergessen die ästhetischen Behandlungen und das Angebot zur körperlichen Betätigung. Copahue ist ein richtiger Kurort, der aber ab April den Winter durch geschlossen ist. Hier oben auf rund 2‘000 Höhenmeter sind die Winter hart und es fällt viel Schnee. Man sagt uns 5 Meter Schneehöhe sei die Regel. Dann ist in Copahue - ausser den Leuten von der Gendarmerie, die auf diesem Posten die Stellung halten müssen - keine Menschenseele mehr zu sehen.
Auf unserer Fahrt auf der Ruta Provincial 27 in östliche Richtung finden wir plötzlich mitten auf der sehr wenig befahrenen Holperstrasse eine grosse schwere Fahrradtasche. Wir fragen uns „Wer hat denn die hier verloren?“ und stellen sie gut sichtbar an den Strassenrand. Nach weiteren drei Kilometer holen wir eine einsame Fahrradfahrerin ein, die anscheinend noch nicht bemerkt hat, dass ihr etwas fehlt. Wir halten und fragen ob sie kein Gepäckstück vermisst. Sie verneint. Wir raten ihr nochmal genau zu schauen. Tatsächlich kriegt sie ganz grosse ungläubige Augen, als sie auf die leere Stelle neben ihrem linken Hinterrad blickt. Sie kann es nicht fassen.
Es ist heiss und sie hat bereits einen roten Kopf von der anstrengenden Fahrt auf der ansteigenden Piste. Wir sagen ihr sie soll weiterfahren, wir werden umdrehen und ihre Fahrradtasche für sie holen. Als wir das erledigt haben ist sie sichtlich eine der glücklichsten Frauen des westlichen Argentiniens.
Im Monat Februar treffen wir ungeplant und ganz überraschend die ersten uns bisher unbekannten Overlander. Wenn man bedenkt wie wenig Europäer überhaupt den langen Lockdown in Argentinien ausgeharrt haben, sind die Treffen mit zwei weiteren Pärchen in nur einem Monat eine stolze Zahl.
Als erstes treffen wir Ulrike & Harald aus Deutschland. Sie haben die lange Zeit des Lockdown an der Atlantikküste Argentiniens und zwar in der Provinz Chubut verbracht. Sie sind mit ihrem Unimog unterwegs und möchten noch bevor der Winter kommt möglichst viele Strassen in den hohen Anden befahren.
Als zweites treffen wir Maria & Christian aus Südtirol. Das Paar reist mit zwei süssen Hunden in einem Toyota Hilux mit Aufsetzkabine. Die beiden residierten während des Lockdown in der Provinz Entre Ríos und dort in der Stadt Basavilbaso. Maria & Christian überlegen noch wann, oder ob sie jetzt überhaupt nach Europa zurückreisen können/dürfen/wollen.
Fossile Funde bestätigen, den Araukarien-Baum, der nicht nur im südlichen Chile, sondern auch im Südwesten Argentiniens Zuhause ist, gab es schon vor 90 Millionen Jahren. Somit gehört er zu einer der ältesten Baumfamilien der Welt. Heute sind die Araukarien jedoch vom Kahlschlag bedroht und werden auf der „Roten Liste“ als „stark gefährdet“ eingestuft.
Die „Andentanne“ (wie sie auch genannt wird) fällt vor Allem durch ihr spezifisches Aussehen auf. Grundsätzlich ist sie ein immergrüner Baum, der bis zu 50 Meter hoch werden kann. Wenn man genauer hinschaut fallen einem vor allem die lustigen, dreieckigen, sehr harten Blätter auf, die mich mit ihren spitzen Zacken an Dinosaurier erinnern. Diese Blätter schlingen sich spiralförmig um die Äste und bedecken bei jungen Bäumen auch den Stamm. In englischer Sprache nennt man die Araukarie deshalb auch „Monkey Puzzle Tree“. Die spitzigen Blätter würden das Raufklettern für einen Affen äusserst schwierig machen, gäb‘s denn welche ;-) Die Rinde der Araukarie ist bis zu 14 cm dick und schützt den Baum vor grosser Hitze (z.B. durch Feuer oder Vulkanausbruch). So sind Exemplare dieser Schuppentanne bekannt, die 2’000 Jahre überlebt haben.
Ein weiteres interessantes Merkmal, die Auraucaria araucana gibt es als „Männchen“ und als „Weibchen“. Geschlechtsreif ist der Baum mit 15 Jahren. Dann fliegen die Pollen, aus den spitzigen Zapfen der Männer, zu den runden, grünen Zapfen der Frauen. Im Jahr darauf reifen die weiblichen Zapfen und werden braun. Sie brechen auf und raus kommen bis zu 200 Samen, die jeweils 4-5 cm lang sind.
Wie uns eine Argentinierin erzählt, kann man die Araukarien-Samen essen. Dazu muss man sie erst in Wasser kochen und dann kann man sie schälen. Sie seien sehr lecker. Ausserdem könne man aus den Samen auch Mehl herstellen. Diese Tatsache ist oder war vor allem für die einheimischen Mapuche (die hiesigen Eingeborenen) sehr wichtig. Denn nur mit diesen Samen als Lebensmittel konnte das Volk den harten Winter hier im rauen Süden überleben.
mbo
Wir stoßen nun nach mehr als 11 Wochen so langsam an die nördliche Grenze der Provinz Neuquén und werden hier noch eine kleine Runde drehen. Danach knöpfen wir uns den Süden der Provinz Mendoza vor.
Ob wir zum Nationalpark auf der Península Valdés Argentinien traversieren hängt davon ab, ob der Park geöffnet ist oder ob Argentinien in einen zweiten vorhergesagten Lockdown fällt.
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